Kiel. Der Neubau einer Schleuse am Nord-Ostsee-Kanal (NOK) in Brunsbüttel rückt in die Ferne. Das Bundesverkehrsministerium will stattdessen möglicherweise zuerst die beiden bestehenden, maroden Schleusen von Grund auf sanieren. Es sei wichtig, den Zugang zu der am meisten befahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt zu erhalten, sagte der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Klaus-Dieter Scheurle, am Donnerstag in Kiel. Pro Schleuse rechnet er mit Kosten von rund 85 Millionen Euro, für den Neubau seien rund 300 Millionen veranschlagt.
Nach Einschätzung von Experten droht dem Kanal ohne eine neue Schleuse jedoch eine Art Infarkt. Ursprünglich sollte diese als erstes entstehen, damit während der Sanierungsarbeiten an den beiden fast 100 Jahre alten Schleusen genügend Kapazitäten für die Schiffe vorhanden sind.
Insgesamt steht der Ausbau des Kanals, mit dem dieser für die immer größer werdenden Schiffe besser passierbar werden soll, angesichts knapper Bundesmittel vor großen Finanzierungsproblemen. Alles in allem soll das Vorhaben 1,25 Milliarden Euro kosten, rechnete Scheurle vor. Darunter sind unter anderem der Neubau in Brunsbüttel, die Instandsetzung der Schleusen, die Verbreiterung einer Teilstrecke, die Vertiefung des rund 100 Kilometer langen Kanals und - laut Scheurle nicht ganz so dringend - eine neue Schleuse auch in Kiel.
Allerdings steht der Kanalausbau in Konkurrenz zu einer Reihe anderer Projekte wie der Elbvertiefung, die nach Schätzung des Staatssekretärs letztlich mit 300 Millionen Euro zu Buche schlagen dürfte. Der Hafen Hamburg habe für Deutschland als Exportland eine überragende Bedeutung, sagte Scheurle. Er betonte aber auch: „Der Nord-Ostsee-Kanal steht in der obersten Kategorie."
Erst nach den Haushaltsberatungen Ende November wisse das Ministerium, wie viel Geld für Investitionen in Wasserstraßen bundesweit tatsächlich zur Verfügung stünden, sagte Scheurle. In der Vorlage des Ministeriums waren es knapp 880 Millionen. Wann aber was gebaut wird, ist offen. (dpa)
deAltonaer
Fred Scholz