Interview: "Neue Geschäftschancen für Logistiker"

Sie haben gerade die Studie "Vertikale Kooperationen in der Transportlogistik" abgeschlossen. Was waren die wichtigsten Ergebnisse? Bernhard Rieger: Kernaussage ist, dass sich zwar viele Industrie- und Handelsunternehmen mit dem Thema"vertikale Kooperationen" aktuell beschäftigen. Aber operativ umgesetzt sind vertikale Kooperationen bislang kaum. Einer der wesentlichen Gründe ist die Sorge vieler Betriebe, dass Mitbewerber durch die Kooperation Einblick in sensible Daten wie etwa Kosten, Kunden und Mengen erhalten könnten. Wie berechtigt ist diese Sorge? Die Sorge ist zumindest nachvollziehbar. Denn bestimmte Prozesse lassen sich nur optimieren, wenn Datentransparenz besteht, etwa über Kundendaten, Abgangs- und Empfangsorte, Sendungsmengen und Laufzeiten. Diese Daten geben Firmen eher ungern aus der Hand, vor allem, wenn es um kundensensible Informationen geht. Zum Teil sind auch die Compliance-Vorgaben sehr strikt. Die Studie zeigt aber auch, dass diese Zurückhaltung schwindet. Immer mehr Industrie- und Handelsbetriebe sehen in dem Thema "Vertikale Kooperation" Potenzial. Welche Vorteile versprechen sich Verlader konkret von der Umsetzung vertikaler Kooperationen? Wichtigster Treiber ist der anhaltend hohe Kostendruck. Durch die Bündelung gemeinsamer Interessen versprechen sich die Firmen bessere Konditionen im Einkauf von Transportleistungen. Das war für 70 Prozent der Befragten wichtig bis sehr wichtig. Fast noch wichtiger war ihnen aber das Thema Laufzeiten. Fast 90 Prozent erhoffen sich durch eine vertikale Kooperation bessere Laufzeiten und 75 Prozent wollen damit die Fahrzeugauslastung optimieren. Klingt aus Verladersicht positiv. Wie wirken sich vertikale Kooperationen aber auf Transport- und Logistikdienstleister aus? Wenn Verlader miteinander kooperieren, verschieben sich für die Dienstleisterbranche die Mengenvolumina, da diese neu geordnet werden. Und natürlich erhoffen sich Verlader dadurch auch preislich Vorteile. Andererseits entstehen durch Kooperationen bei den Verladern auch neue Geschäftschancen für Logistiker. Sie können zum Beispiel Teile ihres Fuhrparks in eine gemeinsame Betreibergesellschaft integrieren und die LKW für sogenannte Dedicated Transporte im Auftrag der kooperierenden Unternehmen einsetzen. Zudem festigt eine solche Geschäftsgrundlage die Partnerschaft. Die Unternehmen erhalten so eine hohe Stabilität über einen längeren Vertragszeitraum. In welchen Branchen wird es laut Ihrer Studie mittelfristig wohl am ehesten zu vertikalen Kooperationen kommen? Im Handel und Konsumgüterbereich gibt es schon heute solche Kooperationen. Diese werden sicher ausgebaut. Weitere Branchen werden bei zunehmender Kostensteigerung im Transport folgen. Wichtigste Voraussetzung ist, dass sich die interessierten Firmen finden. Eine entsprechende Plattform dafür gibt es bislang nicht. Meist läuft das nur über informelle Kontakte. Wer konkretes Kooperations-Interesse hat, kann sich also gerne an uns wenden.

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