Mit Verspätung zurück

Sie sind sicher, dass ihnen Nissans neuer Midsize-Transporter NV 300 irgendwie bekannt vorkommt? Wundern Sie sich nicht, denn wie schon beim Vorgängermodell Primastar (2002 bis 2014) und dem größeren NV 400 greifen die Japaner wieder auf französische Technik zurück. Genauer auf die des aktuellen Renault Trafic. Womit Nissan nach Opel mit dem Vivaro und Fiat mit dem Talento mittlerweile der dritte Hersteller ist, der bei den Franzosen andockt. Nach alter Tradition übernimmt Nissan auch das Karosseriekleid unverändert und labelt den Trafic lediglich mittels eigenständiger Front sowie eigener Schriftzüge auf Lenkrad und Heck auf Nissan. Deshalb besteht durchaus Verwechslungsgefahr mit den Schwestermodellen. Pluspunkt eins: Geringes Leergewicht Für die gelten auch die Kritik- und Pluspunkte des NV 300 gleichermaßen. Da ist zunächst das niedrige Leergewicht des Testwagens von exakt zwei Tonnen, womit der Japaner trotz des auf 2,8 Tonnen begrenzten Gesamtgewichts 800 Kilo Zuladung bietet. Das schafft mancher Wettbewerber nur mit einem höheren zulässigen Gesamtgewicht. Wo sich der Nissan die Kilos holt, offenbart sich aber auf der Straße: Die Karosserie wirkt wenig steif und gerät beim Überfahren von Bodenwellen mitunter heftig ins Schlackern. Zudem erweist sich das Fahrwerk des Franko-Nissan als eher weich abgestimmt, lässt in Kurven eine hohe Seitenneigung zu und reagiert bei beladenem Frachtabteil auf Lastwechsel schaukelig. Ebenfalls nicht recht zum gewissenhaften Image eines japanischen Herstellers passen will die eher labil anmutende Verarbeitung, die wir auch schon Trafic-, Vivaround Talento-Testwagen ankreideten. Von irgendwoher knistert und klappert es im NV 300 eigentlich immer und auch die sich beim Einlegen des Rückwärtsgangs mitunter aus ihrer Verankerung lösende Verkleidung des Schalthebels kannten wir bereits von den anderen Vertretern dieser Transporterfamilie. Unverändert von Renault übernimmt Nissan auch den Antriebsstrang. Den Testwagen trieb die 120 PS starke Einstellung des 1,6-l-DCI-Vierzylinders an. Der geht trotz seines geringen Hubraums laufruhig zu Werke und bietet mit 300 Newtonmetern Drehmoment genügend Kraftreserven für den Transporteinsatz. Allerdings erst oberhalb von 1500 Touren, darunter wirkt das Common-Rail-Aggregat kraftlos. Wer sich daran stört, sollte zur nächststärkeren Version greifen. Die ist zwar nur um fünf PS und 20 Newtonmeter kräftiger, wird aber von einem Bi-Turbolader beatmet, der für mehr Mumm aus dem Drehzahlkeller sorgt. Allerdings sind dafür mindestens 700 Euro mehr fällig. Pluspunkt zwei: Niedriger Verbrauch Getrost ignorieren sollte man den Willen der serienmäßigen Schaltempfehlungsanzeige, die so gut wie immer einen Gang niedriger empfiehlt als nötig. Wer das beherzigt, darf sich über gute Verbräuche freuen: Exakt 7,0 l/100 km ließ sich der Nissan auf unserer genormten Testrunde schmecken, in Anbetracht der 700 Kilogramm Testballast im Laderaum ein niedriger Wert. Hinzu gesellten sich glaubwürdige 0,3 l/100 km AdBlue für die Euro 6-konforme Abgasreinigung. Bei den Listenpreisen ordnet sich der Nissan leicht oberhalb seines Spenders Trafic, aber unterhalb der Konkurrenten von Opel und Fiat ein. Und er bietet einen weiteren Vorteil, der vielen Kunden die Kaufentscheidung erleichtern dürfte: Denn nur Nissan gewährt auf seine Vans eine Herstellergarantie von fünf Jahren. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank

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