Via Miet-Transporter auf die letzte Meile

Die Kurier-, Express- und Paketdienstleister in Deutschland haben es 2016 erstmals geschafft, die Schallmauer von drei Milliarden Sendungen zu durchbrechen. Das ist der KEP-Studie 2017 des Bundesverbands Paket und Expresslogistik (BIEK) zu entnehmen. Das entspricht einem Plus von über sieben Prozent und mehr als zehn Millionen Sendungen pro Zustelltag. Wesentlicher Treiber dieses Wachstums ist der Onlinehandel: 2016 wurden 13 Prozent mehr B2C-Sendungen verschickt als noch im Vorjahr. Jede Menge zu tun also für die KEP-Dienstleister. Das merken auch die Autovermieter: Nachdem ihre Neuzulassungen 2016 stagnierten, gab es in der ersten Jahreshälfte 2017 eine beachtliche Steigerung von 34,4 Prozent, so eine Analyse des Marktforschungs- und Beratungsinstituts Dataforce. Europcar verlängert Maximallaufzeit "Der florierende E-Commerce macht sich bemerkbar, auch wir verzeichnen eine steigende Nachfrage nach Fahrzeugen für die letzte Meile", berichtet denn auch Stephan Petersen, Leiter Small & Medium Enterprises Management bei Vermieter Europcar, dessen Kerngeschäft im Nutzfahrzeugsegment sich in den Fahrzeugklassen bis 7,5 Tonnen bewegt. Europcar nimmt mit seinem neuen Produkt Langzeit Plus gezielt auch Firmenkunden ins Visier, die an mittellangen Laufzeiten interessiert sind. "Bislang konnten gewerbliche Kunden bei Europcar für maximal drei Monate ein Nutzfahrzeug mieten, diese maximale Mietdauer innerhalb eines Vertrages haben wir nun auf sechs Monate verdoppelt", erklärt Petersen. Wer länger als die bislang üblichen drei Monate miete, könne demnach einiges sparen: Nutzfahrzeugmieter erhalten ab dem vierten Anmietmonat einen Rabatt von fünf Prozent auf den gesamten Anmietpreis, das heißt, auch die monatliche Mietgebühr für den ersten bis dritten Monat wird entsprechend reduziert. Angebote für den Einzelkämpfer Im gewerblichen Lkw-Segment sind Transportunternehmen für Europcar traditionell eine starke Kundengruppe. "Unser Angebot ist für KEP-Dienste beziehungsweise deren Subunternehmer interessant. Unter anderem nehmen wir mit Langzeit Plus aber den selbstständigen Paketzusteller, also den klassischen Einzelkämpfer, ins Visier", sagt Petersen. Vor allem Mercedes Sprinter oder VW Crafter sind laut Petersen gefragt, sei es in der Kurz- oder Langversion. In Sachen Grundausstattung bringen die Miettransporter beispielsweise Airline-Schienen für die Ladungssicherung mit. "Das entsprechende Zubehör wie Zurrgurte, Sperrstangen, Polsterfolie, Decken oder auch Sackkarren kann an jeder Europcar-Station mitgemietet oder auch gekauft werden. Kunden, die bei uns Transporter zur saisonalen Aufstockung ihres Fuhrparks anmieten, greifen teilweise auf das nackte Fahrzeug zurück, da sie ohnehin über solches Equipment verfügen", erklärt Petersen. In den letzten Jahren verstärkt dem Logistikmarkt, insbesondere der KEP-Branche, gewidmet hat sich Vermieter Maske aus Gyhum bei Bremen, der deutschlandweit mit 3000 leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 Tonnen am Markt vertreten ist. Auch Maske sieht seit Jahren eine gestiegene Nachfrage aus der Transport- und Logistikbranche. "Dies ist natürlich auch auf die wachsenden Herausforderungen in der Branche und den stetigen Online-Boom zurückzuführen", so Cathrin Berg, Marketing & Sales Maske Fleet. Maske offeriert mit KEPrent sogar ein eigens für die KEP-Branche zugeschnittenes Angebot. "Wir bieten unseren Kunden aus der Logistikbranche eine hohe Verfügbarkeit, auch am Wochenende, wenn bei herkömmlichen Autovermietern der lukrative Umzugskunde im Vordergrund steht", umreißt Berg das Angebot. Das für den Mieter verfügbare Sortiment ist demnach von Elektrofahrzeugen über Kühlfahrzeuge und temperaturgeführte Fahrzeuge für den Medikamententransport bis hin zum klassischen UPS-Transporter mit Regalsystem breit aufgestellt. Und welche Unternehmen nutzen die Dienste von Maske? "Selbstverständlich arbeiten wir in dem Bereich auch mit den großen Playern am Markt zusammen, oft sind es aber eher die Frachtführer, Generalvertreter und Subunternehmer. Dabei ist die breite Masse sicherlich im Bereich der kleinen beziehungsweise mittelständischen Dienstleister zu finden", sagt Berg. Mit Logistikkonzepten und Produkten wie dem Carpool Manager, der einen Appgesteuerten Zugang zum Fahrzeug gewährt, gewinne das Unternehmen zudem Logistiker, die vorrangig für große E-Commerce-Unternehmen fahren. Auch in Sachen Kundenservice hat man sich voll und ganz auf die Zielgruppe eingestellt: sogenannte KEP-Berater, das heißt ausgewählte Mitarbeiter, die sich insbesondere dieser Branche widmen und im Nutzfahrzeugbereich Schulungen erhalten haben, stehen den Kunden zur Seite. "Unsere Kunden haben ihren persönlichen Ansprechpartner, der den Markt und auch den Kunden kennt - keine anonyme Hotline", betont Berg. Langzeitmiete muss nicht teuer sein Ihrer Erfahrung nach würden sich immer mehr Logistikunternehmen auf eher langfristige Transportervermietung festlegen. "Aufgrund einer attraktiven Full-Service-Rate inklusive Ersatzwagengestellung, Schadenmanagement und vielen anderen Dienstleistungen stellt die Langezeitmiete eine attraktive und verlässliche Möglichkeit dar. So können zudem in einer schnellen Wachstumsphase Liquiditätsengpässe vermieden werden", sagt Berg. Langzeitmiete sei demnach eine gute Alternative zum Leasing. "Immer mehr Logistikunternehmen erkennen, dass die Langzeitmiete nicht die teuerste Art der Nutzfahrzeugbeschaffung ist - im Gegenteil. Es werden zunehmend die Konditionen verglichen sowie auch Ersparnisse durch Serviceleistungen und Flottenmanagement im Hintergrund", sagt Berg. Zudem sei die Vertragsgestaltung wesentlich flexibler. Die Flexibilität ist auch für Europcar-Mann Petersen ein gravierender Vorteil: "Wenn ein Unternehmer einen Transporter für ein halbes Jahr reserviert, nach zwei oder drei Monaten aber feststellt, dass seine Bedarfsspitze bereits abgedeckt ist, kommt er jederzeit aus dem Vertrag raus. Das Fahrzeug kann täglich abgegeben werden, dann wird auf Tagesbasis abgerechnet." Ein weiterer Vorteil der Langzeitmiete seien großzügig bemessene Freikilometer - Europcar gewährt hier 4000 Freikilometer pro Monat - die aufs Jahr hochgerechnet so manchen Leasingvertrag ausstechen. Fullservice-Leistungen wie das Stellen eines Ersatzfahrzeugs gehören auch bei Europcar zum Mietpaket. "Die Mobilität ist in jedem Fall gewährleistet", verspricht Petersen. Hauptsaison Vorweihnachtszeit Dank der hohen Zuwächse im Bereich E-Commerce und Onlineshopping verzeichnet auch Hertz eine seit Jahren steigende Nachfrage nach Transportern, berichtet Frank Langbein, Commercial Sales Director bei der Hertz Autovermietung in Deutschland. Bei der gewerblichen Langzeitmiete beträgt die maximale Mietdauer mit Preisgarantie zwölf Monate, längere Laufzeiten können aber individuell vereinbart werden. In der Kundenstruktur von Hertz sei die Transport- und Logistikbranche ein großer Faktor - dies gelte insbesondere in der Vorweihnachtszeit. Im Frühling und Sommer dagegen verzeichneten Handwerk und Landwirtschaft ihre saisonalen Spitzen. "Die Kurzzeitmiete von einem Tag bis zu einem Monat dient zur Überbrückung sehr kurzer Auftragsspitzen, bei kurzfristigen und zeitlich stark begrenzten Projekten und natürlich als Unfallersatzfahrzeug", so Langbein. Die Langzeitmiete mit einer Mindestmietdauer von einem Monat sei bei mehrmonatigen saisonalen Spitzen und längeren, aber immer noch zeitlich begrenzten Auftragsspitzen die ideale Lösung. Bei Hertz gibt es allerdings keine Standardpakete für Geschäftskunden. "Wir beraten jeden Geschäftskunden individuell und erstellen maßgeschneiderte Angebote, die sich am tatsächlichen Mobilitätsbedarf orientieren. Ab bestimmten Volumen können wir natürlich Rabatte oder andere Vorteile anbieten", erklärt Langbein. Fahrzeuge kurzfristig verfügbar Auch der Hertz-Manager sieht den Vorteil der Kurz- und Langzeitmiete gegenüber Leasingangeboten vor allem in der größeren Flexibilität bei den Mietdauern. "Selbst bei der Langzeitmiete ist es bei uns nach Ablauf des ersten Monats möglich, die Fahrzeuge jederzeit zurückzugeben. Die Abrechnung erfolgt dabei taggenau", so Langbein. Ein weiterer positiver Aspekt der Langzeit-, aber natürlich auch der Kurzzeitmiete, auf den Langbein verweist, ist die kurzfristigere Verfügbarkeit von Fahrzeugen: "Bei der Kurzzeitmiete sind sie am selben Tag verfügbar, bei der Langzeitmiete mit etwas mehr Vorlauf von ein bis maximal drei Tagen." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Miete www.verkehrsrundschau.de/dossiers Mercedes-Benz Vans Mobility Neue Daimler-Marke Mercedes-Benz hat mit Mercedes-Benz Vans Mobility ein neues Mietkonzept gestartet. Das vom Geschäftsführer-Duo Frank Braband und André Girnus geleitete Start-up hat seinen Sitz in Berlin und will in Sachen Transportermiete ganz neue Wege gehen."Die Geschäftsstrukturen und Bedürfnisse der Transporterkunden wandeln sich im Moment stärker als jemals zuvor, digitale Bestellprozesse verändern die Geschäftsbedingungen. Unsere Kunden brauchen vermehrt spontane Kapazitäten. Das zieht neue Anbieter in den Transportermarkt, sodass Daimler entschieden hat, künftig neben den Fahrzeugen auch bedarfsgerechte und ganzheitliche Mobilitätslösungen anbieten zu wollen", berichtet Braband.So erhält die bisherige händlergestützte Transportermiete des Konzerns nun einen neuen Anstrich (Mercedes-Benz Van Rental) und einen neuen Anspruch ("So mietet man jetzt"). Konkret sieht das Mietkonzept zwei Optionen vor. Die Fahrzeuge lassen sich ab einem Tag (Flextarif) anmieten, sodass Fuhrparks schnell auf Ausfälle oder Auftragsspitzen reagieren können. Dafür stehen klassisch vorkonfigurierte Modelle zur Wahl."Wer sich mindestens drei beziehungsweise zwölf oder 24 Monate bindet, kann mit dem Fixtarif mit längerer Mindestmietdauer einige eigene Anpassungen vornehmen. Im Laufe des Jahres erweitern wir die Optionen für alle Kunden um beispielsweise Hol- und Bring-Service, Branchenlösungen sowie spezielle Versicherungen", ergänzt Anna Balawender, Leiterin Produktmanagement und Marketing. Im Mai und Juni wurden die ersten vier Mercedes-Benz Vertragspartner und eine Mercedes-Benz Niederlassung als Testpiloten ausgerüstet. Mit diesen Erfahrungswerten im Hintergrund öffnet sich nun das Netzwerk für alle - für Transporterkunden wie für weitere Netzwerk-Partner, die als Vermietstützpunkte dazukommen können. Der Schwerpunkt wird hierbei zunächst auf den bestehenden CharterWay-Stützpunkten in den Mercedes-Benz Niederlassungen oder den Mercedes-Benz Vertragspartnern liegen. Bis Jahresende soll die Netzgröße dreistellig sein. Im nächsten Schritt werden dann Serviceleasing und das Fuhrparkmanagement als weitere Bausteine von Vans Mobility integriert. Im Zuge der Digitalisierung sollen schließlich auch neue Konzepte erprobt werden wie Van-Sharing und On Demand Transportation. rs/mh

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