Mainz. Wenn Züge nachts durchs rheinland-pfälzische Mittelrheintal rollen, dann überschreiten die Erschütterungen teils erheblich die vorgegebene Norm. Das haben aktuelle Messungen des Landesumweltamtes ergeben, die im Mai und Juni in zwei Wohnhäusern im rechtsrheinischen Osterspai und im linksrheinischen Boppard ermittelt wurden. Die Schwingstärken hätten fast dreimal so hoch gelegen wie die zulässige DIN-Norm für oberirdische Schienenstrecken erlaubt, teilten Umwelt- und Infrastrukturministerium am Mittwoch in Mainz mit.
Diese Norm sei zwar kein gesetzlich vorgeschriebener Grenzwert, bei dessen Überschreitung ein Bußgeld drohe, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums. Die Daten könnten dennoch Basis für eine Klage sein. Die Belastung der Bevölkerung im Mittelrheintal sei nicht nur durch Erschütterungen, sondern auch durch Lärm deutlich zu hoch.
Wenn Güterzüge vorbeirollten, habe zudem die Intensität der Erschütterungen teils stark geschwankt. Das sei üblicherweise ein Zeichen für schlechte Wartung oder Defekte. „Wir brauchen dringend ein Lärmmonitoring des Bundes an hoch belasteten Güterverkehrsstrecken, schon um defekte oder schlecht gewartete Waggons rechtzeitig zu entdecken", forderte Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne).
Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) ergänzte: „Die in Deutschland erst für Ende 2012 angekündigte Einführung lärmabhängiger Trassenpreise ist längst überfällig." Längerfristig sei eine Güterzugstrecke abseits des Mittelrheintals notwendig, um bei dem zu erwartenden Zuwachs an Güterverkehr das Tal entlasten zu können. (dpa)