Bremerhaven. Mit vielen Wünschen an die Bundesregierung trifft sich die maritime Wirtschaft in Bremerhaven zu ihrer nationalen Konferenz. Zwei Themenblöcke kristallisieren sich als Schwerpunkte heraus: Verkehr und Infrastruktur sowie Innovation und Umwelt. Die große Linie gibt gleich zu Beginn des Treffens an diesem Montag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor. An ihre Rede richten sich große Erwartungen.
„Die Verbände erwarten von der Bundesregierung klare Aussagen zur Stärkung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Wirtschaft am Standort Deutschland”, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von mehreren Verbänden. Sie fordern eine maritime Strategie, die der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, der Bremerhavener SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Beckmeyer, bei der Konferenz auch vorlegen will. Dahinter verbergen sich zahlreiche Einzelpunkte, von der Verkehrsanbindung der Häfen bis zur Technologieförderung der Werften und der Unterstützung der deutschen Flagge bei der Handelsflotte.
Berlin hat schon vor der 9. Nationalen Maritimen Konferenz positive Signale gesendet. Auf Antrag der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD verabschiedete der Bundestag eine 13 Seiten lange Entschließung, die fast alle von den Verbänden vorgebrachten Punkte aufgreift und die Bedeutung der maritimen Branchen herausstreicht. Das ist allerdings noch kein Gesetz, sondern nur eine Grundlage für die weitere Politik. Mit einer Geste zog auch das Verkehrsministerium nach, indem es einen Zuschuss für den Umbau des ersten deutschen Containerschiffs auf den umweltfreundlichen Treibstoff LNG bewilligte.
Die beiden zuständigen Minister Sigmar Gabriel (SPD) für Wirtschaft und Innovation und Alexander Dobrindt (CSU) für Verkehr und Infrastruktur werden am zweiten Kongresstag am Dienstag die Pläne ihrer Ressorts vorstellen.
Die maritime Wirtschaft in all ihren Verästelungen bietet 400.000 Arbeitsplätze und erreicht einen Umsatz von 54 Milliarden Euro, keineswegs nur in Norddeutschland. Viele große Zulieferer der Schiffbauindustrie, von Siemens bis MAN, arbeiten in Bayern, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen. Zudem ist das Industrie- und Exportland Deutschland auf den Seetransport angewiesen. Rund 95 Prozent der Warenströme zwischen den Kontinenten werden mit Schiffen abgewickelt, auch 60 Prozent der deutschen Exporte.
Die Nationale Maritime Konferenz führt maritime Verbände, Institutionen, Unternehmen und Politiker aus Bund und Ländern zusammen. Dazu werden rund 800 Vertreter von Häfen und Reedereien, Werften und Schiffsmaklern, Zulieferunternehmen, Gewerkschaften, Hochschulen und Parteien an der Nordsee erwartet. Ins Leben gerufen wurde die Konferenz, die nun zum neunten Mal stattfindet, vom früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). (dpa/sno)