Berlin. Der Bahnverkehr ist nach dem 14-stündigen Lokführerstreik am frühen Donnerstagmorgen wieder angelaufen. „Es gibt keine Meldungen über Probleme größerer Art“, sagte eine Bahnsprecherin am Morgen. Im Berufsverkehr mussten Bahnreisende vereinzelt noch mit Verspätungen und Zugausfällen rechnen.
Der von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ausgerufene bundesweite Streik hatte bis 4.00 Uhr gedauert. Die Bahn teilte mit, dass die meisten Züge am frühen Morgen an ihren Startbahnhöfen bereitgestellt werden konnten. Zum Teil mussten laut dem Unternehmen aber Lokführer nach Ende des Streiks erst noch zu ihren Einsatzorten gebracht werden. Deren Züge seien nach und nach eingetaktet worden. Der Streik der Lokführer hatte am Mittwoch zu teils massiven Behinderungen geführt. Im Fernverkehr fuhr nach Angaben der Deutschen Bahn nur jeder dritte ICE, Intercity oder Eurocity. Im Regionalverkehr gab es teilweise noch größere Probleme.
135 Güterzüge sind liegen geblieben
Auch der Schienengüterverkehr war vom Streik betroffen. Auf dem Höhepunkt des Ausstands blieben 135 Güterzüge liegen, die vermutlich im Laufe des Tages abgefahren werden können, teilte ein Sprecher der DB Schenker Rail mit. Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) warnte vor den Folgen auf die Lieferketten, sollte es zu mehrtägigen Ausständen bei der Bahn kommen:
„Nur auf wenige Stunden befristete Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit Fokus auf dem Schienengüterverkehr dürften in den Lieferketten zunächst keine deutlichen Spuren hinterlassen“, sagt Gunnar Gburek, Bereichsleiter Logistik beim Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Folgen seien aber dann absehbar, wenn es im Tarifstreit zu weiteren Ausständen komme, die sich über mehrere Tage hinziehen. Ein längerer Ausfall träfe demnach besonders die Kohle- und Stahlindustrie sowie die Branchen Chemie, Bau und Agrar. Gburek appelliert deshalb an die Gewerkschaft, die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen möglichst gering zu halten. Gleichzeitig warnte der BME vor einem Vertrauensverlust in die Schiene.
Je nach Intensität und Dauer müssen die Unternehmen im Streikfall bis zu zwei Drittel ihrer Schienengüter auf andere Verkehrsträger umverteilen lassen. Das übrige Drittel bewegen für sie laut jüngsten Berechnungen der Deutschen Bahn private Konkurrenten. Unternehmen sollten sich deshalb frühzeitig nach Alternativen umsehen, um auf drohende weitere Streikwellen vorbereitet zu sein, rät Gburek. (diwi/dpa)