Labor für die Zukunft

Der Güterverkehr auf der Straße wird sich in den nächsten zwanzig Jahren grundlegend verändern, aber auch danach eine wichtige Rolle spielen. Davon waren alle überzeugt, die auf der 4. Straßengüterverkehrskonferenz in Brüssel das Wort ergriffen. Welche Änderungen nötig, erwünscht oder realistisch sind, darüber gingen die Vorstellungen allerdings weit auseinander. Natürlich soll der Verkehr "effizienter" und umweltfreundlicher werden, aber darunter versteht der Grüne Michael Cramer nicht dasselbe wie der Liberale Siim Kallas oder IRU-Generalsekretär Umberto de Pretto. Zum Auftakt der Konferenz, die von der IRU veranstaltet wurde, verlangte de Pretto vor allem mehr Bewegungsfreiheit für die Unternehmen der Branche. Weniger Verbote könnten beträchtliche Innovationspotenziale mobilisieren. Für die Zukunft des Straßengüterverkehrs hat die IRU die Strategie der drei "i" entwickelt: "innovation, incentives, infrastructure". Die Herausforderung liege darin, sagt de Pretto, Anreize zu setzen für innovative Lösungen und einen Ausbau der Infrastruktur. Ein Anreiz für den Einsatz umweltfreundlicher Euro-6-Fahrzeuge könnte zum Beispiel sein, dass sie auch nachts oder an Sonntagen fahren dürften, wenn für andere LKW ein Fahrverbot gilt. Das ist nicht, was sich Michael Cramer unter Innovation vorstellt. Ideen, wie gesetzliche Vorschriften umgangen werden könnten, gebe es schon genug, sagt der neue Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Europäischen Parlament. Auch wenn es darum gehe, soziale Standards zu unterlaufen. Die Politik könne der Innovation im Straßenverkehr aber eine Richtung weisen, etwa durch anspruchsvolle Effizienzziele, durch Regeln, Steuern und Abgaben, die externe Kosten richtig wiedergeben und einen fairen Wettbewerb gewährleisten, auch zwischen den einzelnen Verkehrsträgern. Die Politiker stünden vor der Herausforderung, ihrerseits "innovative Lösungen" zu entwickeln, um die Verursacher von Lärm- oder Schadstoffemissionen zur Kasse zu bitten, um Straßengebühren "intelligent" auszugestalten und einfacher zu erheben. "Wir brauchen eine harmonisierte Technologie für die Mauterhebung", sagt Cramer. Der scheidende EU-Verkehrskommissar Siim Kallas zeigte sich enttäuscht über den derzeitigen Stand der Informationstechnologie im Transport. Datenerhebung und -verarbeitung seien der Schlüssel zum Aufbau einer integrierten, multimodalen Transportkette für Passagiere ebenso wie für Güter. Die Kommission werde deswegen schon bald Regeln für den Aufbau intelligenter Transport Systeme (ITS) vorlegen. Auch die IRU hat hohe Erwartungen an ITS, auch wenn noch niemand weiß, was genau damit gemeint ist. Manche träumen von fahrerlosen Fahrzeugen, andere denken bei ITS mehr an den pragmatischen Einstieg ins digitale Zeitalter. Die IRU selbst etwa hat eine App entwickelt, über die sich LKW-Fahrer darüber informieren können, wo sie einen sicheren Parkplatz für die nächste Pause finden. Die IRU hat ein Labor eingerichtet, in dem innovative Lösungen entwickelt und getestet werden. Erhebung und Verarbeitung von Daten werfen allerdings neue und grundsätzliche Probleme auf, die gelöst werden müssen. Dazu will die IRU eine Arbeitsgruppe bilden, in der neben dem Transportgewerbe auch Industrie, Politik und Wissenschaft vertreten sein sollen. Sie soll sich Gedanken darüber machen, wie der Straßengüterverkehr in 20 Jahren aussehen sollte und wie Fehlentwicklungen vermieden werden können. Neuer Preis der Iru Die International Road Transport Union (IRU) hat das belgische Speditionsunternehmen Ninatrans auf der 4. IRU/EU-Straßenverkehrskonferenz mit dem neuen IRU-Preis für das beste EU-Kraftverkehrsunternehmen 2014 ausgezeichnet. Die Wahl des Siegers erfolgte durch eine internationale Jury. Ninatrans erhält den Preis für ein großes Engagement in den Themenfeldern Sicherheit und Nachhaltigkeit. Den zweiten Platz belegte das finnische Unternehmen Kuljetus Kovalainen für seine Kundenorientierung sowie sein Personalmanagement. sno