Logistikperle des Ostens

Boom-Region Leipzig: Die Region ist eine der wenigen in Ostdeutschland, die nicht schrumpft. Im Gegenteil. Seit 2013 ist die Stadt um fast 60.000 Einwohner gewachsen. Die Arbeitslosenquote sinkt, die Kaufkraft steigt. Diese Entwicklung färbt auch auf die Logistikbranche ab. Zwischen 2005 und 2017 hat sich die Zahl der Erwerbstätigen im Leipziger Logistikcluster auf 36.500 fast verdoppelt. Allein DHL beschäftigt an seinem Leipziger Hub fast 5000 Mitarbeiter. Drei Faktoren, die für Leipzig sprechen Für Christian Beran, Geschäftsführer der Logistikimmobilienberatung Realogis, sind es drei Faktoren, welche für die Stärke der Logistik in der Region Leipzig/Halle sprechen. Erstens würden Hersteller wie Porsche und BMW sowie umsatzstarke E-Commerce-Konzerne wie Amazon Zulieferer und Logistiker anziehen. "Zweitens gibt es herausragende Standorte wie den Star Park Halle, der aufgrund seiner guten kommerziellen Faktoren - hohes Potenzial an Arbeitskräften, die geografische Lage und gute Infrastrukturanbindungen - sehr viel Aufmerksamkeit erfährt", erklärt Beran. Drittens seien die Behörden sehr offen für die Zielgruppe Logistik. Das bestätigt Christof Prange, der beim Logistikimmobilienentwickler Goodman in Deutschland für die Neuentwicklungen verantwortlich ist. So habe etwa die Stadt Halle einen zentralen Ansprechpartner, der die zügige Umsetzung neuer Immobilienprojekte ermögliche. "Der Osten Deutschlands ist in den vergangenen Jahren für die Logistikbranche zunehmend interessanter geworden", so Prange. Dabei profitieren Unternehmen nach wie vor von den Förderungen im Rahmen des Aufbaus Ost, die schon in der Vergangenheit zum Erfolg des Standorts beigetragen haben. Mit einem Neubauvolumen von 210.000 Quadratmetern im vergangenen Jahr gehört die Region im Logistikimmobilien-Seismografen des Beratungsunternehmens Logivest zu den Aufsteigern des Jahres. Der Erfolg führt allerdings dazu, dass sich das Angebot an freien Flächen in den begehrten Logistiklagen zum Beispiel am Flughafen Leipzig-Halle verringert hat. Dennoch stehe vor allem im Umland noch viel Fläche zur Verfügung, weiß Alexander Nehm, Geschäftsführer der Logivest Concept. Denn im Zuge des Aufbaus Ost haben sich viele Gemeinden um die Fördermittel für Gewerbegebiete beworben. Attraktive Mietpreise Das hält auch die Mieten für Logistikimmobilien moderat. Zwischen vier und fünf Euro je Quadratmeter sind laut Logivest derzeit in der Stadt Leipzig fällig. Am Flughafen können die Mieten auch darüber liegen. Im Umland sind Mieten von etwas mehr als einem Euro möglich. "Niedrige Grundstückspreise führten in der Vergangenheit zu sehr attraktiven Mietpreisen, was in eine starke Nachfrage bei Großabnehmern mündete, welche relativ standortungebunden agieren konnten", erklärt Beran. Er rechnet nicht damit, dass es zu einer Flächenknappheit kommt. Es gebe genügend große Areale. Entsprechend wird in der Region investiert. Der Immobilienentwickler Goodman baut für BMW derzeit ein 50.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum in der Nähe des Leipziger BMW-Werks. Nicht weit davon entfernt betreibt DB Schenker bereits ein 125.00 Quadratmeter großes Logistikzentrum für den Autobauer. Goodman ist auch in Halle aktiv und errichtet dort für den Online-Möbelversender Home24 ein 70.000 Quadratmeter großes Versandzentrum im Star Park. Für Home24 ist es der dritte Logistikstandort in Deutschland. Man schätze Sachsen-Anhalt als Wirtschaftsstandort, erklärt ein Unternehmenssprecher und hebt die gute Autobahnanbindung hervor. Die Infrastruktur wird immer wieder als einer der größten Pluspunkte genannt. Die Autobahnen A 9, A 14, A 38 und die A 143 stellen die Verbindung in die anderen Landesteile sicher und sind bis auf die A 9 immer noch vergleichsweise staufrei. Auch für den Online-Modehändler Zalando war die Infrastruktur, neben der geografischen Lage und dem hohen Arbeitskräftepotenzial, ausschlaggebend, um im Star Park Halle einen Standort zu errichten. Ab dem Herbst 2019 sollen in einem 35.000 Quadratmeter großen Distributionszentrum bis zu 100 Millionen Artikel pro Jahr verarbeitet werden. Mit dem Management hat Zalando Kühne + Nagel beauftragt. Gute Kontakte nach Osteuropa Die Lage der Region gilt als weiteres Standortplus. "Die Nähe zu Osteuropa und die sehr guten Kontakte dorthin sind ein großer Vorteil", sagt Stefan Hensel, Pressesprecher des Netzwerks Logistik Leipzig-Halle. Insbesondere der Modernisierungsbedarf in Russland biete Chancen für die mitteldeutschen Logistiker. Das Netzwerk unterhält in Moskau ein Büro, das insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen den Markteintritt erleichtern soll. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Logistikregion www.verkehrsrundschau.de/dossiers Flughafen Leipzig-Halle Jede Nacht 350.000 SendungenGetragen wird das Wachstum in der Region Leipzig/Halle auch vom gleichnamigen Flughafen, der vor allem vom zunehmenden E-Commerce-Handel profitiert. Jede Nacht wickelt DHL dort mittlerweile 350.000 Sendungen ab. Im vergangenen Jahr wurden an Deutschlands zweitgrößtem Frachtflughafen 1,2 Millionen Tonnen Luftfracht umgeschlagen. So langsam wird es dort eng, weshalb DHL unter anderem plant, größere Frachtflugzeuge einzusetzen. Zudem sollen am Flughafen weitere Flächen für Logistikaffine Unternehmen erschlossen werden. ah

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