Interview: "Mehraufwand klein halten"

Im Fall eines harten Brexits gibt es künftig zwei Verfahren, um internationale Warentransporte mit Großbritannien durchführen zu können: das Carnet-TIR- und das gemeinsame Versandverfahren (gem VV). Zu welchem Verfahren würden Sie mittelständischen Transportbetrieben raten? Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile. Großer Haken des gemVV ist, dass es noch nicht seitens Großbritanniens unterzeichnet ist. Man weiß also noch nicht mit Sicherheit, ob es am 30. März 2019 zur Verfügung stehen wird, falls wir mit einem harten Brexit konfrontiert sind. Es steht aber zu erwarten, dass Großbritannien in den nächsten Wochen zeichnen wird. Zwei Monate später kann das Verfahren dann in Kraft treten. Nachteil des Carnet-TIR ist die Notwendigkeit zum Einsatz von zollverschlusssicheren Fahrzeugen und das Fehlen von Vereinfachungen wie dem Zugelassenen Versender/Zugelassenen Empfänger. Sollte der Fall eintreten, dass wir nach einem Brexit Großbritannien-Verkehre nur mit Carnet-TIR abwickeln können, fürchte ich daher: Das sprengt auch die Möglichkeiten der Binnenzollämter. Was ist mit Transportbetrieben, die Curtainsider einsetzen, dürfen die das Carnet-TIR nutzen? Das ist ein Problem. Denn das Carnet-TIR-Verfahren fordert zollverschlusssichere Fahrzeuge. Das sind Curtainsider in Regel nicht. Unterm Strich ist Carnet-TIR, Stand heute, aber wohl die einzige Option, die Transportbetrieben nach einem harten Brexit mit Sicherheit offen steht, um den Mehraufwand klein zu halten. Wer muss überhaupt das Carnet-TIR beantragen? Der Transportunternehmer, sein Auftraggeber oder der Warenempfänger? Inhaber des Carnet-TIR-Verfahrens ist stets der Frachtführer, der den Transport durchführt. Er selbst muss also die Zulassung zum Carnet-TIR-Verfahren beim zuständigen Verband beantragen, auch dann, wenn er im Auftrag eines Spediteurs fährt. Zuständig ist dabei stets der TIR-Ausgabeverband im Niederlassungsland.

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