Bremen. Dämpfer für die konjunkturelle Entwicklung in der Logistikwirtschaft: Der Geschäftsklimaindikator für die Logistikwirtschaft hat sich verschlechtert. Er landete im zweiten Quartal 2018 bei 109,4 Punkten nach 112,7 Punkten im ersten Quartal. Der Grund für die Abwärtsentwicklung sind vor allem die Erwartungen für die kommenden sechs Monate: Die werden spürbar zurückhaltender beurteilt. Der dafür ermittelte Index verlor 4,7 Indexpunkte und steht aktuell bei 101,6 Punkten.
Zwar wird auch die aktuelle Lage, die neben den Erwartungen den Indikator bestimmt, nicht mehr ganz so gut beurteilt. Sie liegt aber mit 117,9 Punkten deutliche höher als der Erwartungswert und hat auch nur 1,7 Punkte gegenüber dem ersten Quartal verloren. Trotz dieser Rückgänge ist zu beachten, dass die Indices immer noch über der 100-Punkte-Marke liegen, mithin also die Einschätzung immer noch positiv ist.
In dem Logistikindikator gehen jeden Monat die Antworten von über 4000 Anbietern von Logistikleistungen einerseits und deren Anwendern aus Industrie und Handel andererseits ein.
Erwartungen der Logistikdienstleister verschlechtern sich spürbar
Bei den Logistikdienstleistern verschlechterte sich der Geschäftsklimaindex im zweiten Quartal 2018 von 110,6 Punkte auf 107,4 Punkte. Der Erwartungswert lag im zweiten Quartal bei nur noch 101,1 Punkte (minus 5,3 Indexpunkte) und kommt damit der 100-Punkte-Marke bedrohlich nahe. Die Ist-Situation wird hingegen weiterhin sehr positiv bewertet (114 Punkte im zweiten Quartal und damit nur 0,8 Indexpunkte weniger als im ersten Quartal 2018).
Verlader zeigen sich hingegen optimistischer
Die Anwender von Logistikleistungen aus Industrie und Handel zeigen sich hingegen optimistischer. Das Geschäftsklima gab zwar auch nach, liegt mit 111,6 Punkten (- 3,2 Indexpunkte) aber immer noch auf einem hohen Niveau. Das ist vor allem ein Verdienst der derzeit guten Lage (121,8 Punkte; - 2,9 Indexpunkte im Vergleich zum Vorquartal), während der Erwartungswert auch hier mit 102,2 Punkten deutlich niedriger liegt.
„Die Stimmung in der deutschen Logistikwirtschaft hat also einen Dämpfer bekommen“, interpretierte Robert Blackburn, Vorsitzender des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik(BVL), die Ergebnisse. Er begründete den Abwärtstrend unter anderem mit dem Streit in der Regierungskoalition und der Uneinigkeit in Europa. Zudem würden der Zollstreit mit den Vereinigten Staaten, der „nahende und augenscheinlich chaotisch organisierte EU-Austritt Großbritanniens“ sowie weltweit zunehmende Handelshürden weitere „fatale Signale senden“ – und der deutschen Industrie eine Auftragsflaute bescheren.
Ende des Aufschwungs oder nur eine Normalisierung nach dem Boom
Die Entwicklung des Logistikindikators in den letzten Jahren habe gezeigt, so Blackburn, dass ein Auseinanderklaffen zwischen den Werten für die Geschäftserwartungen und der Geschäftslage immer eine deutliche Abkühlung der Wirtschaft zur Folge hatte. „Die Frage ist, wird es dieses Mal ein Ende des Aufschwungs geben oder nur eine Normalisierung nach dem Boom?“, so der BVL-Vorsitzende. Seine Prognose: „Die Hochkonjunktur wird weiter andauern, sich aber zunächst nicht weiter beschleunigen. Die Geschäftserwartungen sind nicht hoffnungslos, realistisch betrachtet tendieren sie gegen Normal – und zwar auf hohem Niveau.“
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