LKW-Maße und Gewichte

LKW-Maße und Gewichte Sechs Zentimeter In der Debatte um LKW-Maße und -Gewichte geht es um mehrere Meter oder Tonnen. Bei der Fahrzeughöhe könnte eine Erhöhung der Abmessungsgrenze um nur sechs oder sieben Zentimeter eine erhebliche Erleichterung für Volumentransporteure bringen. Doch das Thema ist heftig umstritten. Vier Meter Fahrzeughöhe. In der EU Richtlinie 96/53/EC steht dieser Wert wie ein Turm in der Schlacht – ebenso in der deutschen Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung und im Fokus der deutschen Verkehrspolizei. Wer mit einem höheren Lastzug unterwegs ist, muss mit einem Bußgeld rechnen – bei deutlichen Überschreitungen sogar mit einem Verbot der Weiterfahrt. Die deutschen LKW-Fahrer reagieren gereizt. „Bei einer Außenhöhe von 4,05 Meter hat man keine Probleme im Ausland, dafür allerdings hattest du ständig Probleme mit der Polente in Deutschland. Einfach nur nervig“, schreibt der User Colin 2766 in einem Internetforum. Drei Meter lichte Innenhöhe Doch nicht nur die Fahrer sind genervt, sondern auch die Unternehmer. Denn es gibt eine weitere Zahl, die ebenfalls in Stein gemeißelt ist. Sie lautet: „Drei Meter lichte Innenhöhe“, und ist eine stehende Kundenanforderung, die vor allem aus der Automobilindustrie kommt. Hintergrund: Bei drei Metern Innenhöhe können drei Lagen von genormten Gitterboxen gestapelt transportiert werden. Dadurch steht eine Kapazität von 96 Gitterboxen zur Verfügung – 50 Prozent mehr als bei einem Standard-Sattelauflieger. „In der Automotive-Logistik ist 3 Meter lichte Ladehöhe zum europäischen logistischen Maß für Lager, Transport und Umschlag avanciert. Hersteller und Zulieferer haben millionenfach Gitterboxpaletten und Logistikbehälter auf dieses Höhenmaß abgestimmt“, schreibt der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) in seinem Positionspapier zum Thema Fahrzeugabmessungen. Vorgaben passen nicht zusammen Zu allem Unglück passen die drei Meter Innenhöhe nicht zu den erlaubten vier Metern Außenhöhe. Das rechnet Carl Franz, freier Sachverständiger aus Wuppertal, in einer Ausarbeitung für den Transport Informations Service (TIS) der Deutschen Transportversicherer vor. Die Sattelkupplungshöhe liegt demnach bei mindestens 950 Millimeter. Dazu kommen 80 Millimeter Halshöhe (nur Sonderkonstruktionen erlauben 40 bis 50 mm) und 35 Millimeter Dachspriegelhöhe. Soll die lichte Ladehöhe 3000 Millimeter betragen, landet man bei einer Fahrzeuggesamthöhe von 4065 Millimeter – und damit außerhalb des zulässigen Bereichs. „Gerade bei Sattelfahrzeugen mit Megatrailern ist die Einhaltung der 4-Meter-Fahrzeughöhe technisch nicht darstellbar“, bekräftigt der BGL in seinem Positionspapier. Neben teuren Sonderkonstruktionen, die eine Aufsattelhöhe von 880 Millimeter und weniger erlauben (siehe Bild rechts), versuchen die NFZ-Hersteller auch durch kleinere Reifen mit niedrigen Querschnitten eine Lösung zu bieten. Der Auflieger muss dabei durch einen Lowliner gezogen werden, der eine Aufsattelhöhe von 950 bis 965 Millimetern erlaubt. Zum Vergleich: Eine normale Sattelzugmaschine hat eine Aufsattelhöhe von rund 1115 Millimetern. Technisch ist es auch möglich, einen Megatrailer mit einer Standard-Sattelzugmaschine zu ziehen – wobei dann allerdings die Fahrzeughöhe ganz deutlich über den vier Metern liegt. Dennoch wird es in der Praxis gemacht. Die Fahrer versuchen dann mit Bordmitteln, zumindest in die Nähe des erlaubten Wertes zu kommen. Beispielsweise, indem aus den Reifen der Zugmaschine Luft abgelassen wird. Das wiederum treibt den Kraftstoffverbrauch und den Reifenverschleiß in die Höhe. Fahrer berichten sogar, dass die Zugmaschine im Extremfall auf der Straße aufsetzt. Außerdem bietet selbst ein perfekt eingestellter Megatrailer nicht die Garantie, dass es immer bei den vier Metern bleibt. Um eine vernünftige Beladung mit Staplern zu ermöglichen, sind die Megatrailer mit Liftdächern ausgestattet, die eigentlich nach der Beladung wieder heruntergefahren werden. Eigentlich. Doch natürlich wird auch dieses Instrument genutzt, um künstlich ein wenig Ladehöhe zu schaffen. Teilweise wird auch vergessen, die Dächer nach Be- oder Entladung wieder herunterzufahren. Das ist nicht ungefährlich, denn die nächste Brücke kommt bestimmt. Beim BGL sieht man den Kampf um die Millimeter nicht ohne Sorge. Man könne die Höhengrenze für Fahrzeuge mindestens um fünf Zentimeter anheben, ohne dass es Probleme für die Straßeninfrastruktur gibt, so Karl-Heinz Schmidt. Der BGL-Hauptgeschäftsführer weist darauf hin, dass in den anderen europäischen Ländern höhere Fahrzeuge entweder ausdrücklich zugelassen oder aber toleriert werden (siehe Kasten). Von europäischer Vereinheitlichung könne hier keine Rede sein. „Im Interesse durchgängiger Transportkonzepte ist eine Lösung erforderlich, die eine europaweite Harmonisierung im Einklang mit praxisrelevanten Lager- und Transportbehältersystemen sicherstellt“, fordert Schmidt. Brüssel fasst das Thema nicht an Doch so sehr sich die Unternehmer eine Veränderung wünschen: In dem Reformvorschlag der EU-Kommission zu Maßen und Gewichten ist allerdings nichts von einer Anpassung der Fahrzeughöhen zu lesen. Eine Studie mehrerer europäischer Forschungsinstitute im Auftrag der EU-Kommission aus dem Jahr 2010 hatte der Zulassung höherer Fahrzeuge einen „Effizienz erhöhenden“ Effekt bei Volumengütern zugesprochen. Gleichzeitig warnten die Institute vor Nebenwirkungen: Verlagerung von der Schiene auf die Straße sowie Flexibilitätsverlust der Straßentransporteure durch den vermehrten Einsatz von Spezialfahrzeugen. Insbesondere bei der Rückladungssuche seien die Volumenfahrzeuge nicht so flexibel wie Standardfahrzeuge“, warnten die Forscher. Zudem könnten sie auf einigen Transportkorridoren überhaupt nicht eingesetzt werden, auf denen es höhenbedingte Durchfahrtsbeschränkungen gäbe. Auch zwei mehr technische Probleme sprachen die Autoren der Studie an: Der höhere Schwerpunkt höherer Fahrzeuge hätte unter Umständen negative Auswirkungen auf die Fahrstabilität und damit die Verkehrssicherheit. Und: Höhere Fahrzeuge hätten auch höhere Verbräuche. Letzteres Argument lassen Transportpraktiker allerdings nicht gelten. In ihren Augen überkompensiert die höhere Transporteffizienz locker einen eventuell steigenden Kraftstoffverbrauch pro LKW-Kilometer. ❙❚■ Björn Helmke, VR-Korrespondent in Hamburg Vier Meter Außenhöhe lassen sich nur durch ein paar Tricks erreichen Die Serie LKW-Maße und -Gewichte Welche Konzepte für Maße und Gewichte von LKW auf Europas Straßen existieren VR 39: Unterschiedliche Längenkonzepte VR 41: Welche neuen Höhen möglich sind VR 43: Änderungen beim zulässigen Gesamtgewicht Man könnte die Höhengrenze für Fahrzeuge mindestens um fünf Zentimeter anheben Höhenlimits in Europa Finnland und Island lassen ausdrücklich Fahrzeuge mit einer Gesamthöhe von 4,20 Meter zu. In Irland liegt das gesetzliche Limit sogar bei 4,70 Meter. Keine ausdrücklichen Höhengrenzen gibt es in Norwegen, Schweden, Frankreich und Großbritannien. In Großbritannien liegt das praktische Limit bei 4,90 Meter aufgrund von Brückenhöhen. Wenn diese Höhe voll ausgenutzt wird, haben die Fahrzeuge ein nominelles Ladevolumen von 126 Kubikmeter. Zum Vergleich: ein Lang-LKW mit 4 Meter Höhe bringt es auf 150 Kubikmeter. In den übrigen EU-Staaten liegt das Limit wie in Deutschland bei 4 Metern und damit entsprechend der EU Richtlinie 96/53/EC. Allerdings sind die Kontrollbehörden im Ausland bei der Gewährung von höhenbezogenen Toleranzen in aller Regel deutlich großzügiger als die deutsche Verkehrspolizei. he

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