Licht und Schatten

Für Möbelspediteure sind das derzeit eigentlich ziemlich gute Zeiten: Die Wirtschaft in Deutschland wächst im ersten Quartal 2014 so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Die Arbeitslosigkeit sinkt weiter. Die Zinsen sind auf einem Rekordtief und der Wohnungsbau boomt. Viel bessere Rahmenbedingungen gibt es kaum für die Möbelspediteure. Denn wird viel gebaut, dann werden auch viele Möbel gekauft. Und eine geringe Arbeitslosigkeit ist mit einer hohen Personalnachfrage verbunden, die wiederum viele Ortswechsel und damit Umzüge nach sich zieht. Möbelindustrie mit Umsatzrückgang Entsprechend gut war die Stimmung auf der Tagung des Bundesverbandes Möbelspedition und Logistik (Amö) in Dresden in der letzten Woche. Aber wo viel Licht ist, da ist auch Schatten. Denn auch wenn 2013 die Zahl der neugebauten Wohnungen zugenommen hat, konnte die deutsche Möbelindustrie davon nicht profitieren. Die Möbelhersteller mussten 2013 einen Umsatzverlust verkraften. "Dieser Rückgang und auch das zunehmende Importgeschäft machen den Logistikern auf der Strecke zu schaffen", sagte der alte und neue Amö-Präsident Gert Hebert auf der Jahrestagung. Dazu lieferte Johannes Röhr, Amö-Vizepräsident und Inhaber der Neumöbelspedition Anton Röhr, Zahlen: "Während die deutschen Hersteller Umsatzverluste zwischen sieben und zehn Prozent verkraften mussten, sind die Importe nach Deutschland nur um einen Prozent gesunken", sagte Röhr. "Hinzu kommt, dass die Märkte in der Möbelbranche derzeit verrutschen", sagte Röhr. Ursache ist der zunehmende Handel von Möbeln über das Internet. "Derzeit ist das noch ein kleiner Markt, aber er wächst um 30 Prozent jährlich", so Röhr. Mit Folgen für die Möbelspedition: Für den Verteilspediteur sieht er zusätzliches Geschäft in der Auslieferung der Ware zum Endkunden. "Hingegen könnten auf den Neumöbelspediteur, der es mit dem Hersteller zu tun hat und direkt zustellt, Schwierigkeiten zukommen, wenn die Mengen sinken", warnt Röhr. Probleme bereitet auch die Abfertigung an den Rampen. Seit letztem Jahr gibt es eine Initiative von Möbelhandel, -industrie und -spedition: die Zukunftsinitiative Möbellogistik (ZIM). Ziel dieses Arbeitskreises ist die Verbesserung der Abläufe an der Rampe (siehe Interview Seite 32-34). Hier besteht Handlungsbedarf. "Bei einem angenommenen Frachtumsatz von 15 Millionen Euro würde ich die Kosten für die Wartezeiten an den Rampen auf 500.000 Euro beziffern, also etwa drei bis vier Prozent des Umsatzes", sagte Röhr. Bei Waren mit festen Terminen sei die Abfertigung an der Rampe kein so großes Problem oder zumindest besser in den Griff zu bekommen. Bei ihm im Unternehmen träfe das auf 50 Prozent der Sendungen zu. "Bei den restlichen 50 Prozent ist dies anders. Das ist dann eine Frage der Dringlichkeit und ein Spiel der Kräfte", sagte Röhr. Viele Spediteure mit Amö-Zertifikat Ein Spiel der Kräfte ist auch das Bemühen der Möbelspedition gewesen, für Wartezeiten an der Rampe Standgeld zu bekommen. "Das werden wir aber nicht hinbekommen. Letztlich müsste der Möbelhandel als Empfänger dafür zahlen. Aber der ist nicht unser Vertragspartner", sagte Röhr. Dierk Hochgesang, Geschäftsführer der Amö, wies auch darauf hin, dass es der Möbelspedition darum gehe, die Prozesse zu optimieren, um solche Standzeiten zu vermeiden. Als positiv hob Hebert hervor, dass 750 Mitgliedsunternehmen im ersten Jahr 2013 die Bedingungen für das neue Amö-Zertifikat inklusive der Überprüfung durch die SVG-Zert akzeptiert haben. "Auch für 2015 hat wieder annähernd die gleiche Zahl an Mitgliedern das neue Zertifikat beantragt", sagte Hebert.

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