Seattle. Das Anfang 2012 vom Lufthansa-Konzern verkündete Sparprogramm „Score“ hat sich für die Frachttochter Cargo bereits ausgezahlt. „Ohne Score stünden wir finanziell längst nicht da, wo wir uns heute befinden“, sagte der Cargochef Karl Ulrich Garnadt in Seattle. Dies belege der im ersten Halbjahr 2013 erzielte operative Gewinn von 62 Millionen Euro. LH Cargo ist damit die einzige der größeren europäischen Airlines, die schwarze Zahlen mit der Beförderung von Luftfracht einfliegt. Dies zeigen die teilweise massiven Verluste ihrer direkten Wettbewerber Air France-KLM-Martinair Cargo, der IAG-Partner (International Airlines Group) British Airways und Iberia Cargo sowie Cargolux.
Laut Konzernvorgabe soll die Lufthansa bis 2015 insgesamt 2,3 Milliarden Euro einsparen, davon entfallen 50 Millionen auf die Cargotochter. Die noch offenen Felder des Sparprogramms würden von seinem Unternehmen weiterhin konsequent umgesetzt, so Garnadt.
Besuch bei Boeing in Seattle
Der Manager war zusammen mit einer Delegation seines Unternehmens beim Flugzeughersteller Boeing in Seattle, wo er den ersten von fünf fest bestellten Frachtern der Baureihe 777F in Augenschein nahm. Das Flugzeug wird am 1. November in Frankfurt erwartet und soll ab dem 9. November in den Liniendienst gehen. Der Erstflug führt von Frankfurt nach Atlanta, dem Umläufe von Rhein-Main nach Chicago und New York folgen werden. Die zweite 777F befindet sich derzeit in der Endmontage im Boeing-Werk.
Zwei alte MD-11-Frachter werden verkauft
Garnadt verwies darauf, dass für die beiden Flugzeuge zwei der derzeit 18 Einheiten umfassenden MD-11F-Flotte verkauft würden. Für eine der MD-11F gebe es bereits eine feste Kaufabsicht eines Kunden, während die andere voraussichtlich von einem Interessenten für den Ausbau und die Wiederverwertung von Ersatzteilen genutzt werden soll.
Trotz dieses Austausches von zwei MD-11F gegen zwei fabrikneue Boeing 777F erhöht sich die Transportkapazität der LH Cargo um rund 25 Tonnen, da jede 777F rund 103 Tonnen befördern kann, eine MD-11F aber maximal 89 Tonnen.
Garnadt verwies darauf, dass derzeit völlig offen sei, ob seine Airline die bestehenden fünf Optionen für die 777F-Frachter in Festbestellungen umwandeln werde oder nicht. Die Entscheidung darüber hänge von der konkreten Marktentwicklung ab. Sie muss jährlich getroffen werden, für die potenziell sechste 777F im September 2014, für die nachfolgenden vier Einheiten jeweils in den Folgejahren bis 2018. Auch werde in den kommenden Jahren je nach Marktentwicklung entschieden, ob weitere MD-11F ausgeflottet werden, sobald die neuen 777F eintreffen oder die Triple-Seven-Frachter die bestehende MD-11-Flotte ergänzen.
Der Cargochef verdeutlichte, dass die fünf fest bestellten 777F Basis für eine weitere Ergebnisverbesserung seines Unternehmens seien. Sie würden im Schnitt rund 20 Prozent weniger Kerosin als die MD-11F verbrauchen, sind dadurch deutlich wirtschaftlicher und umweltverträglicher. Zudem seien sie erheblich leiser als die MD-11F, was für die Anwohner speziell Rhein-Mains eine substanzielle Entlastung von Fluglärm darstelle. (hs)