Rostock. Seit 14 Monaten herrscht gespenstische Leere im neuen Fährterminal des Seehafens Rostock für den LKW- und Autotransfer. Mit der zweistöckigen Anlage sollte die Fährreederei Scandlines für ihre Liniendienste nach Gedser, Dänemark, schneller be- und entladen werden. Doch noch hat keine Fähre des deutsch-dänischen Schifffahrtsunternehmen im neuen Terminal angelegt. Dafür will jetzt der europäische Rechnungshof an die Warnow fahren, um die Verwendung der Fördermittel zum Bau des Fährterminals einer „Routineprüfung“ zu unterziehen. Die EU will laut einem Bericht der „Ostseezeitung“ wissen, ob insgesamt 54 Millionen Euro „in den Sand gesetzt wurden“. Laut Medienberichten sieht Hafenchef Ulrich Bauermeister aber keine Probleme; die Mittel seien korrekt investiert worden.
Ursprünglich hatte Scandlines bei den inzwischen insolventen P+S Werften in Stralsund die zwei Fähren „Berlin“ und „Copenhagen“ bestellt, um seine Verkehrsleistung zu steigern: Die doppelte Menge an PKW und LKW sollte mit ihnen von und nach Gedser verschifft werden. Doch liegen die beiden Schiffe bis heute ungenutzt im Stralsunder Werfthafen. Scandlines-Chef Søren Poulsgaard Jensen hatte im November letzten Jahres die Verträge mit dem Argument gekündigt, die Fähren seien um 200 Tonnen zu schwer. Dadurch entfiel auch die Nutzung des ausschließlich für die beiden Fährschiffe gebauten Terminals. Für andere Fähren ist die spezielle doppelstöckige Konstruktion nur eingeschränkt nutzbar.
Unabhängig vom Verlauf der Rechnungsprüfung verhandeln Reederei und Hafen, wie es weitergehen soll. An zwei kleinere Schiffsneubauten sei gedacht, die sowohl über den Bug wie das Heck beladen werden können. Die Schiffe bräuchten dann vor dem Festmachen nicht drehen. Aber auch dafür muss der bislang ungenutzte Terminal umgebaut werden. Spätestens am Neujahrstag 2016 muss Scandlines mit einer Lösung aufwarten, sonst drohen Vertragsstrafen. Bis dahin versehen wie bisher die beiden mehr als 30 Jahre alten Fährschiffe „Kronprins Frederik“ und „Prins Joachim“ den Liniendienst Rostock - Gedser. Wegen der aktuellen hohen Nachfrage will Scandlines die „Mercandia VIII“ als dritte Fähre einsetzen.
Rostock ist mit deutlichem Abstand vor Lübeck der größte deutsche Ostseehafen und liegt nach Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven auf Platz vier aller deutschen Seehäfen. Seine Fähr- und RoRo-Verkehre haben den größten Anteil (58 Prozent) am Gesamtumschlag von rund 18 Millionen Tonnen. Allerdings nahm die Zahl der auf den Fährschiffen transportierten LKW 2012 ab: von 327.039 Trucks (2011) auf 310.833 im vergangenen Jahr. Die Anzahl umgeschlagener Trailer nahm 2012 ebenfalls ab, wenn auch geringfügiger von 113.250 im Jahr 2011 auf 109.977. (cfd)
Dietrich