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Länderreport Spanien: Ab in die Sonne

20.01.2017 15:49 Uhr
Länderreport Spanien: Ab in die Sonne
Güterbahnhof und Hafenanlage in Barcelona
© Foto: Picture Aliiance/Waltraud Gubitzsch

Spanien erholt sich, Fernfahrer dürften die iberische Halbinsel bald wieder öfter ansteuern.

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An den Stränden wird es langsam voller, die Urlaubskassen dagegen leerer: Spaniens Ferienregionen sind wieder ein beliebtes Reiseziel und das macht sich an den Preisen bemerkbar. Der Aufschwung beim Tourismus kommt nicht von ungefähr. Die spanische Wirtschaft befindet sich nach einer der größten Wirtschaftskrisen in ihrer Geschichte endlich wieder auf dem Pfad der Besserung.

In kaum einem anderen europäischen Land sind die Unternehmen derzeit so positiv gestimmt. Das bekommen auch viele Speditionen zu spüren. Viele Fahrer dürften in den kommenden Monaten wieder öfter in Richtung Sonne unterwegs sein. So wie Jürgen Suhre, der seit 25 Jahren für die Wuppertaler Spedition Falk Albrecht unterwegs ist. Spanien gehört dabei zu seinen regelmäßigen Zielen.

Die spanische Transportbranche ist im Vergleich zu anderen Industriezweigen noch verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen. Die Arbeitslosigkeit in dem Sektor liegt bei "nur" gut 13 Prozent. Im Landesdurchschnitt sind immer noch fast 23 Prozent der Menschen ohne Job, vor zwei Jahren waren es sogar noch über 26 Prozent. Vor allem unter jungen Menschen ist die Arbeitslosigkeit extrem hoch.

Der Mindestlohn beträgt nur 655 Euro im Monat

Zur wirtschaftlichen Erholung trägt auch bei, dass im Zuge der Krise viele Arbeitsgesetze gelockert wurden. Kündigungen sind einfacher geworden, die Unternehmen können ihre Angestellten flexibler einsetzen und die Löhne sind gesunken. Der spanische Mindestlohn beträgt gerade einmal 655 Euro im Monat. Bei einer regulären Wochenarbeitszeit von 40 Stunden kommen viele Arbeitnehmer auf einen Stundenlohn von nur 4 Euro.

Der durchschnittliche Bruttolohn in der spanischen Transport- und Logistikbranche liegt dagegen bei rund 2200 Euro. Die Lohnentwicklung kann je nach Branche und Unternehmen sehr unterschiedlich sein. Es gibt mehr als 30 Gewerkschaften, die für unterschiedliche Sparten zuständig sind, zudem haben vor allem größere Unternehmen ihre eigenen Tarifverträge.

Allerdings kommen nicht alle Arbeitnehmer in den Genuss eines festen Arbeitsverhältnisses. Sehr viele Arbeitsverhältnisse werden nur befristet abgeschlossen. Schätzungen zufolge hat rund ein Drittel der Arbeitnehmer einen Vertrag auf Zeit.

Spaniens Transportunternehmer haben noch mit einem anderen Phänomen zu kämpfen: Während der schweren Wirtschaftskrise haben viele Fahrer das Land verlassen, um im Ausland einen Job zu bekommen. Trotz der immer noch hohen Arbeitslosigkeit kommen viele wieder zurück. Nicht nur wegen der wirtschaftlichen Erholung. Viele empfinden die Arbeitsbedingungen in Spanien als deutlich entspannter. "Die Erfahrung zeigt, dass die spanischen Firmen keinen hohen Termindruck haben. Hier kommt es nicht auf jede Minute an", beobachtet Suhre immer wieder. In vielen spanischen Firmen würden die Lagerarbeiter mit den Terminen sehr flexibel umgehen.

Nur während der Siesta sollte man nicht ankommen. In vielen Unternehmen unterbrechen die Angestellten ihre Arbeit für eine ausgedehnte Mittagspause, die schon mal von 14 bis 17 Uhr gehen kann. Dafür wird in der Regel sehr früh mit der Arbeit begonnen.

Geschuldet ist diese Tradition den klimatischen Verhältnissen. Vor allem im Süden und in der Mitte Spaniens kann es im Sommer extrem heiß werden. In den industrialisierten Gegenden mit ihren internationalen Unternehmen findet man diese Arbeitszeiten allerdings immer seltener.

Etwas Flexibilität ist bei den Sprachkenntnissen nötig. Während die Spanier in den Großstädten in der Regel ein gutes bis passables Englisch sprechen, ist das in den Industriezonen nicht immer der Fall. Ein paar Brocken Spanisch können durchaus hilfreich sein, meint Suhre.

"Viele Spanier sind schon glücklich, wenn man sie in ihrer Sprache begrüßt. Alles andere regelt sich dann fast von alleine", weiß der erfahrene Trucker. Notfalls müsse man sich eben mit Händen und Füßen verständigen.

Ein großes Problem ist die innere Zerrissenheit des Landes. Wirtschaftlich starke Regionen wie das Baskenland oder Katalonien wollen sich von Spanien abspalten. Zuletzt hatte die katalonische Regionalregierung in Barcelona das Ziel ausgegeben, die Region bis 2017 zu einem eigenständigen Staat zu machen. Auch wenn eine Abspaltung für kaum machbar gehalten wird, ist sie doch ein großes Gesprächsthema im Land.

Wie in Italien leidet Spanien unter einem sehr starken Nord-Süd-Gefälle. Im Baskenland sind traditionell viele Industrieunternehmen angesiedelt, etwa aus dem Maschinenbau sowie aus der Metallindustrie. Katalonien mit seinen Städten Tarragona und Barcelona ist vielfach Ziel von Chemietransporten. Neben Madrid haben sich viele Logistikunternehmen in den Regionen um Valencia, Barcelona und Bilbao angesiedelt.

Längstes Autobahnnetz innerhalb Europas

Der Transport auf der Straße dominiert den Güterverkehr. Um das zu ändern, will die spanische Regierung eine Logistikverbindung von Girona bis in den Süden nach Algeciras errichten. Damit soll der Anteil des Schienengütertransports von derzeit etwa drei Prozent langfristig auf zehn Prozent erhöht werden.

Spanien hat mit rund 13.500 Autobahnkilometern ein sehr gut ausgebautes und das längste zusammenhängende Autobahnnetz innerhalb Europas. Auch die Zahl und Ausstattung der Parkplätze ist gut. Der Geheimtipp unter Kraftfahrern ist in Spanien Altafulla in der Nähe von Tarragona, südlich von Barcelona. "Hier hat man die Möglichkeit, sicher zu parken, gut essen zu gehen, gut einzukaufen oder die Pause am Strand zu verbringen", weiß Suhre. Weniger gut kommt bei ihm der Brennpunkt La Jonquera, kurz nach der spanisch-französischen Grenze weg. "Hier ist Dieseldiebstahl ein Thema", sagt er. Auch seien Fahrer schon ausgeraubt oder bedroht worden. 

Alexander Heintze

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