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Länder streiten weiter über Lang-LKW

23.08.2011 09:30 Uhr
Länder streiten weiter über Lang-LKW
Während sich die Politik in Deutschland streitet, fahren in Skandinavien bereits seit Jahren Eurocombi
© Foto: VR/Annika Binder

Länder wollen juristisch klären, ob durch das Verfahren des Bundesverkehrsministeriums die Rechte der Bundesländer verletzt werden / Unterstützung aus Bayern

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Mainz. Nach Thüringen und Baden-Württemberg haben weitere Bundesländer das Vorgehen von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) beim Lang-LKW-Feldversuch kritisiert. Das rot-grün regierte Rheinland-Pfalz will die von der Bundesregierung geplanten Testfahrten ausbremsen. Ramsauer dürfe nicht den wachsenden Widerstand in den Bundesländern aushebeln und den Bundesrat umgehen, warnte Innenminister Roger Lewentz (SPD) in Mainz.

Die Verkehrsministerkonferenz habe weitere Versuche mit den sogenannten Gigalinern 2007 abgelehnt, sagte Lewentz. Eine vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegebene Studie gehe zudem davon aus, dass bei Zulassung der Lang-LKW mehr Transporte von der Schiene auf die Straße verlagert werden. „Dies kann von uns politisch so nicht gewollt sein", erklärte der Minister.

Saarland gegen den Feldversuch

Die saarländische Verkehrsministerin Simone Peter (Grüne) hat sich wie zuvor ihr Parteifreund Winfried Hermann aus Baden-Württemberg gegen den Feldversuch ausgesprochen. Der geplanten Verordnung, die vorsehe, dass LKW mit bis zu 25,25 Meter Länge für fünf Jahre probeweise auf Deutschlands Straßen fahren dürfen, könne aus Sicherheits- und Kostengründen nicht zugestimmt werden. „Mit der Verordnung soll an den Bundesländern vorbei ein heikles Experiment vorangetrieben werden. Die Lang-LKW lösen die Verkehrsprobleme nicht, sondern sie erfordern zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur und sind ein Sicherheitsrisiko", sagte Peter. Die saarländische Ministerin schließt sich damit der Meinung des Vorsitzenden der Verkehrsministerkonferenz der Länder, Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger, und einiger weiterer Länderkollegen an, dass juristisch geklärt werden solle, ob durch das Verfahren des Bundesverkehrsministeriums die Rechte der Bundesländer verletzt werden.

Unterstützung aus Bayern

Unterstützung für Bundesverkehrsminister Ramsauer kommt dagegen aus seinem Heimatland Bayern. „Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile steht es 3:0 für die Lang-LKW. Sie punkten sowohl ökologisch als auch bei Wirtschaftlichkeit und Verkehrssicherheit", sagte Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil (FDP). „Mit sieben statt fünf Achsen haben die Fahrzeuge zudem 28 Prozent weniger Achslast und schädigen Straßen und Brücken in geringerem Umfang als herkömmliche Lastwägen. Im Notfall können Lang-LKW sogar besser bremsen als konventionelle Fahrzeuge. Außerdem müssen sie mit modernster Sicherheitstechnik wie etwa Spurhalteassistenten ausgestattet sein", unterstrich Zeil.

Kritik aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt

Unterdessen regt sich in Brandenburg erheblicher Widerstand gegen den Einsatz der Lang-LKW. Während Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) am Montag seine Ablehnung bekräftigte, äußerte sich auch der Betreiber der drei Güterverkehrszentren im Land besorgt. "Auf der Autobahn mag das alles gehen, aber sobald die von der Autobahn abfahren, wird es schwierig", sagte der Geschäftsführer der IPG Infrastruktur- und Projektentwicklungsgesellschaft mbH, Rüdiger Hage, der Nachrichtenagentur dpa. Die größten Probleme seien in Großbeeren (Teltow-Fläming) zu erwarten, weil der Verkehr da vor Erreichen des Verteilzentrums noch über die Bundesstraße müsse.

Sachsen-Anhalt will sogar überhaupt gar keine Lang-LKW außerhalb von Autobahnen auf die Straßen lassen. "Unsere große Sorge ist, dass diese Fahrzeuge dort nicht zurecht kommen", sagte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU). Sachsen-Anhalt habe dafür nicht die Straßen und man werde sich dagegen sträuben, führte er an. (dpa/sb/sno)

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KOMMENTARE


Deka 1803

23.08.2011 - 12:45 Uhr

Wenn Lan-LKW auf der Autobahn aus Sicherheitsgründen nicht überholen dürfen,dann bin ich dafür, das PKW aus den gleichen Gründen auf Landstraßen auch nicht überholen dürfen. Wenn ich sehe, dass neue Kreisverkehre besonders " klein " gebaut werden,dass sogar " normale Solo-LKW" nicht mehr durchkommen, vermutlich um Gegenargumente zu schaffen, so sollten die Planer und Abzeichner dieser Baulichkeiten bestraft werden. Es wird vorsätzlich Volksvermögen/ Steuergelder veruntreut. ( Insgesamt 30 Mrd. €/ Jahr in der BRD ) Im übrigen fuhren wir schon vor über 30 Jahren im Kombiverkehr und Seehafenverkehr mit 44 Ton.Ges.Gew. und das mit weniger Achsen. In den kleinen NL sind schon seit Jahren Lang-LKW und 50 ton. zulässig und man hat dort trotz Sandboden Top-Straßen. Vieleicht denkt und plant man dort anders.Also liegen die Probleme ganz woanders


mercurius

23.08.2011 - 14:29 Uhr

Die Argumente für die Lang-Lkws wurden bisher nur verbal vorgetragen,irgendwelches brauchbares Zahlenmaterial oder eine nachvollziehbare Kalkulation wurde bisher nicht vorgelegt. Wenn wegen der wenigen Lang-Lkws die Straßenplanung verändert werden muss, bestehende Strassen teuer umzubauen sind oder eine gefährlicheKreuzung mit oder ohne Ampel nicht in einen Kreisverkehre umgebaut werden darf, dann ist deren Förderung durch die Politiker verantwortungslos. Es wird einfach wie in der Grundschule behauptet, dass bei einem um 50 % höheren zulässigen Gesamtgewicht (von 40 auf 60 Tonnen) dann 2 der 60-Tonner die gleiche Leistung erbringen wie 3 der 40-Tonner.Dabei wird die entsprechend längere Be- und Entladezeit nicht berücksichtigt und auch die sicher niedrigere Durchschnittsgeschwindigkeit. Tendenziell werden die größeren Fahrzeuge häufiger nur teilbeladen fahren.Die Testfahrten werden natürlich mit ausgewählten Fahrern durchgeführt und dann verglichen - mit was eigentlich ? Wenn sich auf einigen Strecken tatsächlich ein Kostenvorteil ergäbe, dann muss nach allgemeiner Zulassung natürlich jeder Unternehmer solche Fahrzeuge haben ! Und dann wird die Politik beeinflusst, das gesamte davon betroffene Straßennetz unter hohen Kosten zu "verbessern".


Fahrer

23.08.2011 - 14:38 Uhr

War einer der Herren Verkehrsminister der Länder jemals auf der Strasse unterwegs und hat sich ernsthaft mit dieser Problematik auseinander gesetzt? Es kann doch bitte nicht sein, Projekte im Vorfeld zum Scheitern zu verurteilen ohne jemals vernünftig messbare Ergebnisse abzuwarten. Das ist wieder typisches Verwaltungsdenken und am Bürotisch hocken oder gar Machtdenken!? Ich denke, wir bewegen uns im Zeitalter ökologischen Denkens - aber das haben offensichtlich nur sehr wenige Verkehrsminister begriffen. Zum Ausbau des Strassennetzes - da wird mir schon als PKW Fahrer schlecht und ich frage mich immer öfter, wer das noch verantworten kann, was da geplant und gebaut wird.


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