Berlin. Auf ein überwiegend positives Echo sind die Fortschritte beim seit Monaten angekündigten bundesweiten Feldversuch mit Lang-LKW gestoßen. Diese Woche war der Verordnungsentwurf des Bundesverkehrsministeriums bekannt geworden, der mehreren Verbänden zur Stellungnahme vorliegt.
„Mit der Vorlage dieses Verordnungsentwurfs hat Verkehrsminister Ramsauer wichtige Voraussetzungen für den dringend benötigten Feldversuch mit innovativen Nutzfahrzeugkonzepten in Deutschland geschaffen", sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). „Nur wer ausführliche Tests gemacht hat, kann fundiert über neue LKW-Abmessungen entscheiden."
Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) lobte den Verordnungsentwurf als „ein wichtiges Signal für die deutsche Wirtschaft". „Mit dem Verordnungsentwurf werden Strecken, Sicherheitsstandards und wissenschaftliche Begleitung für den ergebnisoffenen Feldversuch klar definiert", sagte Dieter Schweer, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung. Schweer äußerte die Hoffnung, dass „damit der Feldversuch mit dem Lang-LKW nun rasch beginnen kann".
„Mit der Vorlage des Entwurfs einer Ausnahmegenehmigung hat Minister Ramsauer einen wichtigen Meilenstein erreicht", bestätigte Hans-Peter Teufers, Vorstand des Bundesverbands Internationaler Express- und Kurierdienste. „Die Branche ist zuversichtlich, dass der breit angelegte, wissenschaftlich begleitete Versuch bald starten kann."
Lange Vorbereitungszeit bis zum Start
Leichte Kritik an der langen Vorbereitungszeit kam vom Deutschen Speditions- und Logistikverband. „Endlich tut sich was in Sachen Lang-LKW", sagte Mathias Krage, Präsident des DSLV. „Viele Mitglieder des DSLV befinden sich seit Wochen in den Startlöchern, um die Umwelt- und Verkehrstauglichkeit dieses innovativen Nutzfahrzeuges unter Beweis zu stellen." Krage sicherte Ramsauer die Unterstützung seines Verbandes zu und forderte die Regierungen der bislang ablehnend eingestellten Bundesländer dazu auf, an dem Versuch teilzunehmen. Krage zeigte sich überzeugt, dass die Ergebnisse des Feldversuches die meisten Bedenken der Gegner des Lang-LKW in das Reich der Mythen verbannen würden. „In meinen Augen wird vielfach Panikmache auf Basis von Unwissen und Halbwahrheiten betrieben", kritisierte Krage.
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA) monierte ebenfalls die lange Vorbereitungszeit. „Deutschland ist das Land der Diskutierer und Denker. Seit sieben Jahren fordert der BGA die Durchführung eines Feldversuches zum Eurocombi, bis heute endlich ein Praxistest vorbereitet wird", so Gerhard Riemann, Vorsitzender des BGA-Verkehrsausschusses. „Die verladende Wirtschaft geht von einem baldigen Start in diesem Jahr aus und erwartet positive Effekte für die Sicherheit und die Umwelt."
Die Verordnung über Ausnahmen von straßenrechtlichen Vorschriften für Fahrzeugkombinationen mit Überlänge soll die rechtlichen Grundlagen für einen bundesweiten Pilotversuch mit dem Lang-LKW schaffen. Vorgesehen ist, die maximale Gesamtlänge von bestimmten LKW-Kombinationen von derzeit maximal 18,75 Meter auf bis zu 25,25 Meter zu erweitern. Eine Erhöhung des zulässigen LKW-Gesamtgewichts von derzeit 40 Tonnen oder 44 Tonnen im Kombinierten Verkehr Straße-Schiene schließt der Verordnungsentwurf ausdrücklich aus.
Nach Schätzungen des Bundesverkehrsministeriums sollen rund 400 Fahrzeuge an dem Feldversuch teilnehmen. Die Lang-LKW sollen den Plänen des Bundes nach ausschließlich auf vorab definierten Strecken eingesetzt werden, dazu hat der Bund eine Positivliste zusammengestellt, die der VerkehrsRundschau vorliegt. Aus dieser geht unter anderem hervor, dass die Autobahn A7 durchgängig für Lang-LKW befahrbar sein wird, inklusive der Teilstrecke durch Baden-Württemberg. Die grün-rote Landesregierung lehnt den Feldversuch eigentlich ab. Andere Bundesländer, etwa Nordrhein-Westfalen, Bremen oder Sachsen-Anhalt, lassen die überlangen Laster konsequent nicht einfahren. (sb)
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