Komfortable 4x4-Kompetenz

Tatra meldet sich zurück und das nachhaltiger als je zuvor. Mit Vertragshändler Tschann stieg ein großer DAF-Partner ins Boot, der das Programm der Niederländer um hochgeländegängige Fahrzeuge erweiterte. Antriebsstrang und Kabine teilt sich der Phoenix mit dem DAF CF. Und schließt als 4x4-18-Tonner genau die Lücke, die der CF 4x2 hier lässt. Hauptunterschied zum DAF ist der spezifische Zentralrohrrahmen. Der bietet gegenüber dem Standard-Leiterrahmen jede Menge Vorteile: Erstens behalten die an Halbachsen aufgehängten Räder viel länger Bodenhaftung und verbessern so die Traktion auf extrem unwegsamem Gelände. Zweitens schonen die flexiblen Achssschenkel den Aufbau, der damit nicht so viel Verwindungsarbeit leisten muss - was vor allem für Krankipper und Feuerwehren interessant ist. Drittens kann man sich beim Aufbauen den Hilfsrahmen und damit Gewicht sparen. Und viertens - was vor allem die Fahrer begeistern dürfte - liegt das Auto im Gegensatz zum Genspender auf der Straße wie ein Kart. Viel Licht, ein wenig Schatten So viele Vor- bedingen natürlich auch ein paar Nachteile, der schwerwiegendste: Das Ganze gibt es nicht zum Nulltarif. Wer einen günstigen DAF CF sucht, der bei Bedarf auch etwas mehr Traktion hat, dürfte beim Aufpreis heftig schlucken. Denn der Phoenix 4x4 ist eher ein 18-Tonner mit erheblicher Geländekompetenz, der dem Portalachs-Unimog zwar nicht überall folgen kann, dafür aber höhere Allround-Qualitäten als der U 4023 respektive 5023 besitzt und so eher eine Alternative zu Iveco Eurocargo 4x4, MAN TGM 4x4 oder Mercedes-Benz Atego 4x4 ist. Zweiter Nachteil: Die Gewichtsersparnis des Hilfsrahmens kommt beim Rohrrahmen teils wieder dazu, wodurch auch nutzlastseitig keine Wunder zu erwarten sind. Der Testwagen brachte unbeladen mit 80-Kilo-Fahrer und vollen Tanks 11.570 Kilo auf die Waage. Entsprechend satt fährt sich das Auto auch, das aber ganz im positiven Sinne. Denn im Gegensatz zum CF fährt sich der Phoenix wie ein geländegängiges Kart. Tiefe Löcher oder Querrillen oder ein Abkommen von der Straße aufs Bankett: All das kostet den Fahrer des Tschechentrucks allenfalls ein müdes Lächeln und schont Bandscheiben und Aufbau. Auch die Lenkung ist Tatra-typisch ausgelegt mit unendlich scheinenden sechs Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag, wodurch man ein bisschen das Gefühl hat, sämtliche Hindernisse zu überschweben. Bei vollem Einschlag sorgt sie allerdings für einen vergleichsweise kompakten Wendekreisdurchmesser von 16,2 Metern von Bordstein zu Bordstein, gemessen ab dem vorderen Eck. Verzögert wird über Trommelbremsen rundum sowie einen dreistufigen Retarder. Letzterer verzögert das Auto vor allem unbeladen schon in Stufe eins so massiv, dass man sanftes Beibremsen am besten per Zurückschalten erledigt. Die Trommeln selbst greifen verbindlich und gleichmäßig zu. Und die Allradkompetenzen? Ebenfalls vorhanden: Aus weichem Boden gräbt sich der Tatra allein per Zuschalten des Vorderradantriebes wieder frei - falls das nicht genügt, kann man die Hinter- und notfalls auch noch die Vorderachse quer sperren, was einfach per Tastern geschieht, die sinnigerweise neben dem Warnblinkschalter liegen. Auf einen Drehschalter mit vorgegebener Reihenfolge oder fummelige Tastersperren verzichten die Tschechen dabei und setzen stattdessen auf das Können des Fahrers. Sparsamer Verbrauch, solide Reserven Das gilt auch für das handgeschaltete 16-Gang-ZF-Getriebe, das immer noch eine kräftige Hand erfordert, dank der vergleichsweise kurzen 3,39er-Achse, aber meist nur zwischen sieben klein und acht groß hin- und hergeschaltet werden muss. Selbst die fiesen Teststeigungen erklimmt der Tatra dank seines vergleichsweise starken Motors in sieben groß respektive acht klein. Das sorgt bei 65 km/h noch für vergleichsweise ideale 1180 Touren, bei 80 km/h liegen dann aber schon 1450 Umdrehungen an. Für schwere Offroadeinsätze oder Winterdienst ist diese Auslegung aber optimal getroffen. Insofern geht auch der Testverbrauch mit 25,5 Litern inklusive AdBlue absolut in Ordnung. Das übrige Package entspricht praktisch eins zu eins dem DAF CF. Heißt: Solide Verarbeitung, kräftiger Motor und immer noch zu wenig Platz für das Kipperventil zwischen Tür und Sitz. Ansonsten punktet der fast 30 Jahre alte Rohbau mit guter Übersichtlichkeit und genug Platz auch für große Fahrer. Wer also öfter in schweres Gelände muss und die Bordwände auch auf wildem Untergrund aufbekommen will, findet im Phoenix 4x4 eine erstaunlich komfortable und kompetente Alternative mit genügend Kraft- und Anhängelastreserven.

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