Breiter aufgestellt denn je

Zur Bauma rollt Meiller seinen neuen Hinterkipperbaukasten aus, der neben komplett neuen Mulden auch neue Hilfsrahmen umfasst. Mit denen spreizen die Münchner ihr Programm noch weiter auf, und zwar von der 13-Kubik-Leichtbauversion bis hinauf zur schweren Mining-Version mit 30-Kubikmeter-Mulde. Gegenüber den vergleichbaren Vorgängern will man laut Produkt-Manager Florian Meyer rund 150 Kilo Gewicht eingespart haben, bei den neuen "Light-Versionen" sollen es gar bis zu 300 Kilo sein. Nachdem Meiller auch die Hydraulik im eigenen Haus entwickelt und fertigt, legte man gleich bei den Hubkraftreserven nach und optimierte in dem Zug die Arbeitsgeschwindigkeit. Mit der I.s.a.r-Control genannten Fernsteuerung denkt der technische Geschäftsführer Uwe Meißner hier bereits über Folgesteuerungen nach, mit deren Hilfe man an der Abladestelle im Idealfall nur noch zweimal den Knopf drücken muss - die nötigen Arbeitsschritte erledigt der Meiller-Kipper autark. An manchen Details wurde festgehalten Doch bis es soweit ist, müssen den Nutzern kleinere Schritte genügen. Immerhin erlaubt die Fernsteuerung jetzt wieder die Funktion "Dauerabsenken", ohne dass man die ganze Zeit das Kipperventil halten muss. Beim Kippen fällt auf, dass Meiller den Stabi beibehalten hat, der je nach Ausführung zwar 30 bis 40 Kilo Nutzlast kostet, Hydraulikzylinder und Presse aber massiv "entlastet" und die Stabilität massiv erhöht: Gegenüber dem Vorgänger soll der "Neue" laut Meyer um bis zu 30 Prozent torsionssteifer geworden sein. Den Nachteil des Stabis, dass er erst ab einem gewissen Kippwinkel versteifend in Aktion tritt, kompensierte Meiller laut Meyer mit einer vergrößerten Stabiführung, die die Mulde so lange zwischen den beiden Längsträgern führt, bis der Stabi seine Wirkung voll entfalten kann. Den Stabi selbst verstärkt ein neuer, torsionssteiferer Trapezquerschnitt, was laut Meyer auch der Lebensdauer zugute kommen soll. Aber auch die Mulde wurde komplett geändert: Der Querschnitt ist jetzt deutlich bauchiger und nähert sich dem Profil von Schmitz-Cargobull an, mit dem Effekt, dass man die Seitenwandhöhen um zehn Zentimeter kappen und den Schwerpunkt stark absenken konnte: Da die Mulde tiefer eintaucht und man bei Auflage und Hilfsrahmen weitere 25 Millimeter holen konnte, sinken die Beladehöhe um 125 und der Schwerpunkt um 50 Millimeter, was Profis in der Praxis auch "erfahren" sollten. Trotzdem bleibt Meiller bei der dreiteiligen Mulde mit Bodensegment, auf das zwei Wandsegmente aufgesetzt werden. Denn im Gegensatz zur zweischaligen Ausführung kann man weiter mit den Boden- und Wandstärken variieren und hat keine Schweißnaht in der Bodenmitte, die beim Beladen in der Regel am meisten einstecken muss. Auf die Art trägt auch die neue Mulde ihren Teil zur Gewichtsreduktion bei. Je nach Ausführung kommen da laut Meyer schnell mal 80 Kilo zusammen. Auf-"wendig": Neue Membranrückwand Extrem hohen Aufwand betrieb Meiller auch bei der neuen Membranrückwand, die jetzt viel Riss-resistenter sein soll als die Vorgängerkonstruktion. Der Zielkonflikt bestand laut Meißner darin, dass die Kunden die komplette Mulde am liebsten in hochfesten Stählen der "Hardoxklasse" ordern. Schüttgutreste am Muldenboden oder an der Klappe entfernen sie aber am liebsten mit einem kurzen, aber herzhaften Tritt auf die Bremse, wodurch die Klappe mit voller Wucht an den Aufbau schlägt und ihn so im Idealfall komplett "reinigt". Auf Dauer führt aber das bei harten Stahlgüten unvermeidlich zur Rissbildung, die sich laut Meißner nicht so leicht abstellen lässt. Entsprechend bauten die Münchner eine "Schlagbox", die sie zum Wohl der Anwohner gut dämmten: In Dauerversuchen wurden hier über zwei Jahre hinweg zig Klappenvarianten geschlagen (teils bis zur Zerstörung) und entsprechend optimiert. Weitere Feinde der Heckklappe sind die Aushärtung der hochfesten Stähle und die Dauerschwingungen an den Schweißnähten, die aber wiederum den ganzen Kipper betreffen. Am Ende entstand eine neue Membranform, die die Schläge gezielt "verarbeiten" kann, statt zu reißen. Neben dem hochgelegten Scharnier entwickelte man auch ein neues Doppelgelenkscharnier, dass die Rückwand nach dem Abkippen nicht mehr auf dem Schüttgut aufstehen kann. Die Nachfrage nach dem Doppelgelenk steigt laut Meyer ebenso wie die Nachfrage nach Schiebern oder Sonderheckklappen. Auf aufwendige Stützbleche im Heck zur Queraussteifung, wie sie unter anderem Kögel oder Schwarzmüller verwenden, verzichtet Meiller weiterhin. Die nötige Steifigkeit, die vor allem am Heck und über den Hinterachsen benötigt wird, will man weiterhin über die spezielle Anbindung der Querträger und die Stahlqualitäten ins Chassis bringen. Aber auch Details wurden optimiert: Die Ablagehaken für die Rollplane sind jetzt federgelagert und "schnappen" bei abgerollter Plane nach innen, um die zulässige Außenbreite nicht zu überschreiten, die mechanische, seitlich überzurollende Plane selbst kann jetzt wie beim Curtainsider per Spannratsche gestrafft werden, ist aber immer noch etwas umständlich zu bedienen. Etwas umständlich ist beim Sattel immer noch das Anschließen von Luft und Strom unter dem vorderen Balkon. Dafür lassen sich die Rückleuchten jetzt einfach per Schrauben und Schienen in Höhe (und Neigung) justieren. Das große "Roll-Out" startet ab der Bauma, auf die ersten Praxiserfahrungen darf man gespannt sein! Mehr zum Thema im Dossier Baufahrzeuge & Kipper www.verkehrsrundschau.de/dossiers