Können Sie das Wort "Brexit" noch hören?

Können Sie das Wort "Brexit" noch hören? Ich kann es wirklich nicht mehr hören. Zum einen ist die Debatte irgendwann mal nervtötend. Aber schlimmer ist: Wir können überhaupt nicht planen. Wir haben uns auf den Brexit Ende März eingestellt. Wir haben bei uns klare Regelungen getroffen: Für Mitarbeiter in der Disposition, die im England-Geschäft tätig sind, bestand Urlaubssperre. Meine Frau und ich, wir haben ebenfalls unseren Urlaub abgesagt. Dann haben wir uns auf den nächsten Brexit-Termin am 12. April eingestellt. Mittlerweile machen wir das nicht mehr, weil wir es schlichtweg nicht können. Wie sehen solche Vorbereitungen aus? Wir hatten zunächst für den 11. und 12. April geplant, keine Verladung nach England anzunehmen, weil im Falle eines Brexits die Zollpapiere nicht vorhanden gewesen wären. Dann kam vom Kunden kurz vorher der Wunsch: Wir wollen doch verladen. Wir haben dann mit den Kunden besprochen, dass sie am Samstag, den 13. April, ins Büro fahren und die Zollpapiere erstellen. Danach lassen wir uns die Papiere mit dem Taxi bringen und die Lkw können fahren. Das alles haben wir wieder gestoppt. Trotz des Hickhacks: War die Vermeidung eines harten Brexits dennoch richtig? Für die Firma Kottmeyer wäre der Austrittstermin am 12. April besser gewesen. Dann hätten wir Fakten gehabt, auf die wir uns eingestellt hatten. Wir haben die Mengen entsprechend eingeplant und einen Lagerbestand aufgebaut. Wir haben darauf hingewirkt, dass unsere beiden größten Kunden in Großbritannien mittlerweile zugelassene Empfänger sind - wenn auch nur befristet bis Jahresende, weil Großbritannien nur eine Übergangslösung vorsieht. Welche Route wählen Sie? Wir nutzen den Eurotunnel. Die Exportpapiere werden von der Eurotunnel-Gesellschaft eingescannt und dem Zoll übermittelt. Obwohl wir uns auf dem Kontinent befinden, wird in Calais der Austritt der Ware ins Drittland dokumentiert. Das kann man aktuell noch nicht mal in Großbritannien, weil die Voraussetzungen dafür in Dover noch nicht geschaffen sind. Spüren Sie einen Rückgang der Nachfrage? Bei den Ausfuhren von Deutschland nach England stellen wir keine Abschwächung fest. Bei den Importen von Großbritannien nach Deutschland haben wir den Eindruck, dass es seit Mitte März etwas weniger wird. Da sieht es danach aus, dass der eine oder andere Kunde sich neue Lieferanten gesucht hat auf dem Kontinent, weil die Sicherheit einfach nicht mehr gewährleistet war. Zudem haben sich aufgrund des Brexits in Nordrhein-Westfalen 18 Betriebe mit ungefähr 2200 Arbeitsplätzen angesiedelt, die vorher in Großbritannien ansässig waren. Für Deutschland hat der Brexit also nicht nur negative Folgen. Wenn es zu einem Brexit käme, ist dann tatsächlich mit kilometerlangen Staus und stundenlangen Wartezeiten an den Grenzen zu rechnen? Es wird mit Sicherheit nicht alles reibungslos verlaufen. Derjenige, der durchgängige Zollpapiere mit einer MRN-Nummer (Master Reference Number) hat und die Importverzollung beim Empfänger machen kann, dürfte keine großen Probleme haben. Nach Auskunft des Eurotunnels gibt es dort nach den Umbaumaßnahmen ein grüne und eine rote Spur. Im Vorfeld wird kontrolliert, ob alle Papiere komplett sind. Ist das der Fall, gehen die Lkw auf die grüne Spur. Da dürfte es nur kurze Verzögerungen geben. Wer seine Papiere nicht komplett hat, muss auf die rote Spur und landet auf dem Parkplatz. Der muss sich um die Papiere kümmern, und das kann dauern. Brexit: die unendliche Geschichte Eigentlich sollte Großbritannien am 29. März die EU verlassen. Dann war der 12. April als Ausstiegstermin festgelegt. Wieder nichts. Jetzt wird der 31. Oktober angepeilt. Der englischen Premierministerin Theresa May wäre der 22. Mai am liebsten, damit ihr Land nicht an der Europawahl teilnehmen muss. Wers glaubt ...Die Spedition Kottmeyer verfügt über 180 Lkw. Etwa 40 davon sind im Großbritannien-Verkehr im Einsatz. cd

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