Cuxhaven. Die Häfen in Niedersachsen sehen sich für einen Austritt Großbritanniens aus der EU gerüstet – auch wenn noch nicht feststeht, wann und wie der Brexit kommt. Betroffen ist vor allem Cuxhaven: Vom Terminal Cuxport werden mehrmals die Woche die britischen Häfen Immingham, Harwich und Southampton angelaufen. Auch Emden hat England-Verkehr: VW exportiert von dort seine Autos, aus Großbritannien kommen britische Autos nach Deutschland.
„Wir haben Anfang letzten Jahres beschlossen, uns auf einen ungeregelten Brexit einzustellen“, sagte Peter Zint, Geschäftsführer von Cuxport, der „Deutschen Presse-Agentur“. Bislang wickelt Cuxport fünf bis zehn Prozent seines Warenverkehrs mit Ländern außerhalb der EU ab, nämlich mit Norwegen und Island. „Wenn Großbritannien die Zollunion verlässt, würde der Anteil auf über 90 Prozent steigen“, sagt Zint, der auch Vorsitzender der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven ist.
Cuxhafen hat einen Flächenpuffer für Lkw geschaffen
Die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Zollamt wie mit dem Hauptzollamt in Oldenburg sei gut. Cuxport habe seine IT um eine elektronische Schnittstelle zum System des Zolls erweitert. Mitarbeiter wurden geschult, um mit der neuen Lage umzugehen. Mehr Stellen gibt es nach Angaben von Zint aber nicht. Man habe aber einen Flächenpuffer geschaffen, falls es zu Verzögerungen bei der Abfertigung kommen solle, sagte Zint. Hier könnten die Lkw-Anhänger aus Großbritannien stehen, bis sie verzollt und abgeholt werden.
Der Zoll selbst wartet ab, wie und wo durch den Brexit Mehrarbeit anfallen wird. „Wir wissen noch nicht, welche Warenströme auf uns zukommen“, sagt Sprecher Frank Mauritz. Bundesweit will der Zoll um 900 Mitarbeiter aufstocken. Wo sie eingesetzt werden, steht nicht fest. „Wir wollen uns unsere Flexibilität an der Stelle erhalten“, sagt Mauritz.
In Emden wickelt VW den Export seiner Autos selber ab und gilt als sogenannter sicherer Zollbeteiligter, wie Arno Albers sagt. Der Leiter des örtlichen Zollamtes erwartet deshalb keine großen Veränderungen. Am JadeWeserPort in Wilhelmshaven kommen vor allem Containerschiffe aus Übersee an. Die Kurzstrecke nach Großbritannien spielt nach Angaben des Terminalbetreibers Eurogate keine Rolle.
Planungen gehen von gleichbleibenden Warenströmen aus
Alle Planungen gehen aber davon aus, dass die Warenströme zwischen den britischen und den niedersächsischen Häfen auch nach einem Brexit in etwa gleichbleiben. Cuxport-Chef Zint rechnet sich sogar Chancen aus, falls es Probleme bei der Abfertigung auf dem kurzen Seeweg zwischen Großbritannien und Frankreich geben sollte. „Cuxhaven könnte eine interessante Alternative sein.“ Die unbegleiteten Transporte von Trailern, ohne Fahrer und Zugmaschine, seien nicht so zeitsensibel.
Anders sieht es aus, wenn Großbritannien und die EU einander nach der Scheidung mit Zöllen belegen sollten. Das dürfte den Handel insgesamt treffen und damit auch die Häfen in Niedersachsen. „Dann wird es sicher die eine oder andere Volumenreduzierung geben“, sagt Zint. (dpa)