Kampf dem inneren Schweinehund

Vorsätze fasst jeder. Doch selbst die besten Vorsätze, zum Beispiel mehr für die eigene Gesundheit zu tun, verlaufen meist schnell im Sande. Motivationstrainer Marco von Münchhausen weiß, woran das liegt: "Irgendwann taucht ein gemeiner kleiner Saboteur auf: Ihr innerer Schweinehund. Unbemerkt macht er es sich auf Ihrem Schreibtisch bequem, schnappt nach Ihrem Entschluss - und lässt ihn genüsslich verschwinden." "Aber, unser innerer Schweinehund mag noch so stark sein: Wir können ihn zähmen und eine Menge mit ihm bewegen", machte der Trainer den Firmenchefs auf dem 1. HäRa-Gesundheitskongress in Schwäbisch Gmünd nun Mut. Die wichtigsten Regeln seien, sich klare Bilder von den eigenen Zielen zu machen, sich immer wieder zu fordern, ohne sich zu überfordern. Vor allem aber, in der Anfangsphase der Umsetzung, keine Ausnahmen zuzulassen, höchstens mal ein Minimalprogramm. Diese Worte machten den Firmenchefs Mut - ganz im Sinne von Hans-Peter Häberle, Geschäftsführer der Ludwig Häberle Logistik und Präsident der HäRa-Plattform. Er will mit seinem Gesundheitskongress ein Signal setzen. "Unternehmen haben bisher den Fokus beim Personal zu sehr auf die Kosten gelegt und zu wenig auf die Frage, was sie für gesunde und zufriedene Mitarbeiter tun können." Und genau das habe er mit dem Kongress bewusst machen wollen. Der Chef muss Gesundheit vorleben Dass beim Thema Mitarbeitergesundheit tatsächlich mehr geschehen muss, zeigt eine Zahl: Im Schnitt fehlen deutsche Arbeitnehmer krankheitsbedingt 15,2 Tage im Jahr. Und in der Branche "Verkehr, Lager und Kurierdienste" sind es sogar noch mehr. Sie ist im branchenweiten Vergleich trauriger Spitzenreiter. Darauf verwies Svenja Hohbach, Fachreferentin betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) von der Barmer Hauptverwaltung. Auffällig hoch seien in der Branche Muskel-Skelett-Erkrankungen bei gewerblichen Mitarbeitern, während bei Büro-Fachkräften die Zahl psychischer Erkrankungen deutlich steige, zitierte sie Zahlen aus dem Barmer-Gesundheitsbericht. "Für viele Unternehmen ist betriebliches Gesundheitsmanagement noch ein lästiges Übel", betonte auch BGM-Experte Benhard Schindler. Dabei muss der Aufwand für die Betriebe nicht hoch sein. So hat Schindler mit "Profession Fit" eine videobasierte, digitale betriebliche Gesundheitscommunity mit Einschluss betrieblicher Gesundheitsförderung entwickelt, die er nun auf der Veranstaltung präsentierte. Sein App-basiertes System fußt auf drei Säulen: körperliche Bewegung, psychisches Wohlbefinden und gesunde Ernährung. Die Mitarbeiter können die App jederzeit nutzen - egal wo sie arbeiten. Voraussetzung: ein Smartphone, Tablet oder PC. "Das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) gewinnt in den Transport- und Speditionsbetrieben an Bedeutung", bemerkt Josef Perisa, Vorstand der Transcoop09. Wobei etliche Firmen mit der Umsetzung noch am Anfang stünden. "Die Branche weiß aber, dass sie hier handeln muss", betonte er. Nicht nur weil Fachkräfte fehlen, sondern auch weil die Belegschaft immer älter wird. So sind schon heute 30 Prozent der Lkw-Fahrer älter als 55 Jahre. "Machen Sie deshalb die Fahrer-Kabine zum Fitness-Büro. Statten Sie diese mit Seilzügen oder Hanteln aus", ermunterte Perisa zu konkreten Präventions-Maßnahmen. Auch Entspannungsübungen helfen und natürlich die richtige Ernährung. Perisa: "Wir müssen die Fahrer von den Rasthöfen wegbekommen." Wichtig sei aber, betonte er, dass Firmenchefs ihre Fahrer bei der Umsetzung der Maßnahmen coachen, und deren Erfolg regelmäßig kontrollieren. "Gesundes Essen ist für gesunde und kranke Menschen wichtig", betonte auch Stephan Hewel, Geschäftsführer der Keller Group. Dafür bekocht in seiner Firma sogar eine Köchin täglich 30 bis 40 Mitarbeiter. "Das gemeinsame Essen fördert den Austausch unter den Kollegen und so das Miteinander." Der Geschäftsführer ermuntert Mitarbeiter, kranke Kollegen zu besuchen und ihnen das Essen zu bringen. Seiner Erfahrung nach schaffen länger erkrankte Kollegen so viel schneller wieder den Einstieg in den Betriebsalltag. "Man muss sich um seine Mitarbeiter kümmern - der Chef muss da Gesundheit vorleben", bestätigt Andreas Jäschke, Geschäftsführer der Kooperation VTL. Hebel sei hier die offene Kommunikation mit allen Mitarbeitern. Gerade jetzt, wo VTL mit den Verbünden ILN und Star fusioniere, sei diese Offenheit wichtig, um verunsicherte Mitarbeiter auf diesen Weg mitzunehmen. "Insofern ist für VTL BGM kein lästiges Übel, sondern absolute Notwendigkeit", betonte Jäschke. "Denn wenn Mitarbeiter überproportional lange fehlen, ist das in den Betrieben ein Kosten-, aber auch ein Motivationsproblem." Denn es sind laut Jäschke fast immer die gleichen Mitarbeiter, die lange fehlen. Mit der Folge, dass die die anderen mehr arbeiten müssen und auf Dauer demotiviert sind. Mehr zum Thema im Dossier Unternehmensführung www.verkehrsrundschau.de/dossiers Hintergrund Betriebliches Gesundheitsmanagement Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) will Arbeit gesünder machen. Firmen, die BGM betreiben, setzen dazu ein ganzes Bündel von Maßnahmen ein. Krankenkassen können den Arbeitgebern und Versicherten dafür einen Bonus gewähren. Zusätzlich kann ein Unternehmen 500 Euro pro Mitarbeiter und Jahr lohnsteuerfrei in Maßnahmen der Gesundheitsförderung investieren. eh

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