München. Die neue italienische Regierung unter dem sozialdemokratischen Premier Matteo Renzi werde die gezielte Entwicklung der Adriahäfen in Italien voranbringen und für den internationalen Wettbewerb fit machen. Diese Einschätzung gab der italienische Experte für Verkehrswirtschaft Maurizio Maresca bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Italienischen Handelskammer München-Stuttgart zusammen mit dem Wirtschaftsbeirat Bayern und dem Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) in München. Der Professor für internationales Recht an der Universität Udine bemängelte unter anderem die Ineffizienz vieler Hafenbehörden im Land und falsche Investitionspolitik beim Ausbau der Häfen. Notwendig sei die Konzentration der vorhandenen Geldmittel auf wenige Häfen, die das größte Potenzial aufweisen um als Drehscheiben für den internationalen Containerverkehr zu fungieren. „Die Gelder müssen dorthin fließen, wo es sich rentiert“, sagte Maresca vor den etwa 200 Teilnehmern der Veranstaltung. Im Rahmen der Veranstaltung „Bayerisch-italienische Partnerschaft beim Ausbau der europäischen Verkehrskorridore“, sprachen auch Vertreter der beiden norditalienischen Häfen Triest und Venedig, die ihre Umschlagkapazitäten in den kommenden Jahren steigern möchten.
Im Verbund der fünf nordadriatischen Häfen Venedig, Triest, Koper, Rijeka und Ravenna könnten bis zum Jahr 2030 etwa 6 bis 8 Millionen TEU umgeschlagen werden, gab sich Claudia Marcolin, Geschäftsführerin des Hafens Venedig, überzeugt. Die Häfen wollen sich im Containerseetransport zwischen Europa und Fernost langfristig als Alternative zu den Nordseehäfen etablieren. Derzeit liegt der Umschlag der fünf Häfen deutlich unter 2 Millionen TEU pro Jahr.
Wichtigste Voraussetzung hierfür sei neben leistungsfähigen Umschlaganlagen in den Häfen eine regelmäßige und verlässliche Zuganbindung über die Alpen im Kombinierten Verkehr, gab der Bayerische Transportunternehmer Ferdinand Kloiber zu bedenken. Dass es mit der Bahnanbindung zwischen und Italien und Deutschland noch Verbesserungspotenzial gibt, bestätigte Boris Dobberstein, der bei DB Schenker Rail für die Planung der zentralen Korridore in Europa zuständig ist: „Die Schiene hat dann ihre Vorteile, wenn sie über mittlerer und lange Distanzen die Möglichkeit hat, Tonnagen bis zu 2000 Tonnen pro Zug zu transportieren“, sagte Dobberstein. Das sei heute im alpenquerenden Transit noch nicht der Fall. (diwi)