München. International tätige Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche sollten sich in den Augen mancher Experten stärker mit dem Thema Terror auseinander setzen. Dazu ein Interview mit Luisa Sprafke. Sie arbeitet bei Aon, einem weltweit aktiven Versicherungsmakler, als Terrorexpertin und befasst sich mit Terror-, Produktschutz- sowie Entführungs- und Erpressungsversicherungen.
Fraui Sprafke, ist die Welt sicherer als vor fünf Jahren?
Seit dem elften September 2001 hat sich die Gefährdungslage weltweit negativ entwickelt – allerdings immer mit aktuellen Schwankungen. Die Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung haben durchaus eine positive Wirkung gehabt. In der Gesamtbetrachtung zeigt sich deshalb, dass viele Länder insgesamt sicherer geworden sind. Wir erstellen jedes Jahr eine Karte aller Länder und der Gefahr von Terroranschlägen in diesen Ländern: Im letzten Jahr haben sich 34 davon verbessert, sind also sicherer geworden, nur vier wurden als gefährlicher eingestuft.
Also alles gut?
Nein, wir haben auch einige sehr gefährliche Brandherde, in denen die Entwicklung negativ ist. Das ist vor allem der Nahe Osten und Nordafrika, die durchaus risikoreich sind. Im Jahr 2013 fanden über 50 Prozent aller weltweit aufgezeichneten Terroranschläge in diesen Regionen statt – im Vorjahr waren es nur 40 Prozent. Und vergessen sollte man auch nicht die aktuelle Entwicklung in der Ukraine und in Russland, wo der Ausgang ja ungewiss ist.
Ist der Transport- und Logistikbereich von Terroranschlägen betroffen?
Ja, sehr stark sogar. Fast 18 Prozent aller Terror-Attacken betreffen nach unserer Datenlage Unternehmen des Transportsektors, also Firmen, die Personen oder Güter per Straße, Wasser oder Luft transportieren.
Sie bieten Unternehmen Versicherungen rund um das Thema Terror. Kümmern sich eigentlich Mittelständler um diese Themen oder zählen nur Großkonzerne zu Ihren Kunden?
Natürlich sind Großkonzerne meist etwas weiter, aber es gibt durchaus auch mittelständische Kunden aus der Transport- und Logistikbranche, die sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzen. Mein Gefühl ist, dass sich Mittelständler immer mehr damit beschäftigen.
Was kann man überhaupt tun als Unternehmer gegen Terroranschläge?
Vor allem sollte ein Unternehmen seine Risiken kennen. Risikoanalyse und Risikobewertung sind die ersten Schritte, die die Grundlage für alles sind. Danach sollte man sich anschauen, welche Versicherungslösungen passen. Ein Terroranschlag kann Fabriken oder Gebäude aber auch wichtige Infrastrukturen, wie Straßen, Pipelines oder Schienenstrecken zerstören. Eine Kombination von verschiedenen Versicherungsprodukten ist sinnvoll. Man kann etwa Sachwerte wie Immobilien oder Betriebseinrichtungen gegen Terror versichern und hier auch den Betriebsausfallschaden mit abdecken. Zudem ist eine Versicherung von Entführungs- und Erpressungsrisiken möglich. Auch eine Transportversicherung bietet im Rahmen üblicher Klauseln Schutz gegen Terror-Schäden. Dies kann – je nach vereinbarten Bedingungen – auch Mehrkosten für z.B. die Weiterbeförderung einschließen. (tr)
Das Interview führte Tobias Rauser.