Bad Gögging. Die österreichische Regierung wird den Lkw-Verkehr auf der Inntalautobahn weiter beschränken, wenn der Brenner-Basistunnel erst einmal fertig ist. „Darauf müssen sich alle Spediteure einstellen“, sagte Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) auf dem Jahrestreffen des Landesverbandes Bayerischer Spediteure (LBS). Der Staatsminister machte vor den rund 170 Vertretern des bayrischen Speditionsgewerbes in Bad Gögging deutlich, dass dieser neue Eisenbahntunnel zwischen Österreich und Italien den alpenquerenden Güterverkehr mittelfristig verändern werde und mehr Güter auf die Schiene verlagert werden sollen. Die 8,5 Milliarden Euro teuren zwei jeweils 64 Kilometer langen Schienenröhren sollen laut bisheriger Planung 2026 fertiggestellt sein. Herrmann betonte, dass bis dahin auch die entsprechenden Zulaufstrecken auf deutscher Seite geschaffen werden müssen.
LBS mahnt Investitionen in die Schiene an
LBS-Präsident Heinrich Doll monierte, dass die Infrastruktur für den Schienengüterverkehr deutlich ausgebaut werden müsste, um einen wirklichen Verlagerungseffekt erzielen zu können. „Unterstellt, wir könnten zehn Prozent der Beförderungsleistung vom Lkw auf die Schiene verlagern, müsste der Schienengüterverkehr seine Zugzahlen verdoppeln“, so Doll. Dies sei mit dem bestehenden Schienennetz nicht machbar. „Die Bahn ist voll“, so Doll. Damit bleibe die Verlagerung von Gütern auf die Schiene ein „unrealistischer Traum“, so Doll, wenn nicht deutlich mehr investiert werde.
Staatsminister Herrmann erklärte, dass die bayerische Regierung 30 Ausbauprojekte für den Schienenverkehr in Bayern beim Bund angemeldet habe. Vor allem die Elektrifizierung solle ausgebaut und die Terminals des Kombinierten Verkehrs gestärkt werden. Außerdem sollen künftig Schienenprojekte fertig durchgeplant werden und in der Schublade bereit liegen, auch wenn die Finanzierung noch nicht gesichert ist. Nur so könnten Projekte schnell begonnen werden, wenn Gelder frei werden. Ähnliches werde seit Jahren erfolgreich beim Straßenbau praktiziert.
Für den neuen Bundesverkehrswegeplan hat Bayern 398 Projekte im Gesamtwert von 17 Milliarden Euro angemeldet. Laut Herrmann habe Bayern bewusst mehr Projekte gemeldet als in den kommenden Jahren umgesetzt werden könnten. Dies sei aber sinnvoll, weil immer wieder Projekte aus verschiedensten Gründen vom Bund nicht berücksichtigt werden. „Wir haben lieber etwas mehr angemeldet“, damit wir am Ende genügend Projekte umsetzen können und uns keine Gelder verloren gehen, so Herrmann. Der Minister machte deutlich, dass der Lkw weiterhin der Hauptverkehrsträger bleibe und deshalb das bestehende Straßennetz nicht nur erhalten so auch weiter ausgebaut werden müsse.
LBS enttäuscht über Donau-Ausbau
LBS-Präsident Doll mahnte beim Staatsminister auch den Bau der dritten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen an und zeigte sich enttäuscht, dass die Staatsregierung sich beim Donau-Ausbau nur für die Variante A entschieden habe. „Damit besteht keine Chance für die weitere Verlagerung von Gütern auf das Binnenschiff“, sagte Doll. Denn die erforderliche Abladetiefe auf der Donau von 2,50 Meter werde mit dieser Ausbauvariante nur an 165 Tagen erreicht. Und 46 Engstellen, an denen keine Begegnungsverkehre möglich sind, sorgten für die höchste Unfallhäufigkeit im gesamten deutschen Wasserstraßennetz.
CSU-Minister Herrmann meinte dazu, dass dieser Ausbaukompromiss besser sei als keiner und damit nun endlich mit dem Hochwasserschutzausbau begonnen werden könne. (ak)