Wiesbaden. Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels sollte eigentlich eine goldene Zeit für den Kombinierten Verkehr durch die Alpen anbrechen. Weil aber mit der für Dezember 2016 angekündigten Inbetriebnahnme auch bestimmte Begünstigungen wegfallen, könnte sich der KV durch den Gotthard verteuern.
Die Schweizer Regierung will mit der geplanten Eröffnung des Gotthard-Basistunnels (GBT) die heute bestehenden Subventionen im alpenquerenden Kombinierten Verkehr (KV) von derzeit 130 Millionen Schweizer Franken pro Jahr (130 Millionen Euro) bis 2023 auf Null zurückfahren.
Zum anderen will die SBB (Schweizerische Bundesbahnen) zeitgleich zum Subventionsabbau das Trassenpreissystem mit Einführung eines Verschleißfaktors verändern. Und die Schweizer Regierung hält noch einen zweiten „Schwarzen Peter“ in der Hand: Denn mit der beschlossenen Auflösung der Koppelung des Schweizer Frankens an den Euro zu Jahresanfang hat sich die Währung seit Januar 2015 um fast 20 Prozent verteuert. Das bedeutet eine enorme Belastung für die Wettbewerbsfähigkeit des KV durch die Schweizer Berge.
Das Beratungsunternehmen TransCare hat für die Internationale Vereinigung für den KV (UIRR) die Folgen der vorgenannten Entwicklungen berechnet. Zunächst mal ist unbestritten, dass mit den Neubaustrecken der Transit auf der Schiene günstiger wird. Auf der Gotthard-Strecke ergibt sich eine Einsparung von 58 Euro je Sendung, auf der Brenner-Achse sinken die Kosten um 23 Euro. Der Wegfall der Subventionen in der Schweiz führt jedoch zu einer zusätzlichen Kostenbelastung von 134 Euro je Sendung (siehe Tabelle). Damit würde sich der Transit über den GBT deutlich verteuern. Für die Spediteure, die bekanntlich mit jedem Cent rechnen, bedeutet das: entweder per Lkw über die Alpen fahren oder den Brenner-Basistunnel nutzen.
TransCare hat die Folgen anhand einer Sendung von München nach Bologna geschildert. Die Entfernungsunterschiede für die zwei Alternativen sind heute wie auch 2026 fast gleich Null. Schon heute sind jedoch die Trassen- und Energiekosten auf der Brenner-Strecke günstiger (164 Euro pro Sendung vor Subventionen bei einem 1650-Tonnen-Zug zu 188 Euro pro Sendung in der Schweiz). Berücksichtigt man jedoch die derzeit gezahlten Subventionen, fallen in der Schweiz nur noch 54 Euro pro Sendung an, in Österreich hingegen 138 Euro.
Werden bis 2016 die Subventionen in der Schweiz wie geplant auf Null heruntergefahren, muss für eine Sendung auf der Gotthard-Route 183 Euro gezahlt werden, auf der Brenner-Route hingegen nur 137 Euro. (cd)