Finanzierung der Schienenwege: Bahnbrechendes Deutschland

Stell dir vor, es gibt einen nagelneuen Eisenbahntunnel durch die Alpen und kein Güterzug nutzt ihn. Unvorstellbar? Offenbar nicht. Zumindest zeigt eine neue Studie, dass der künftige Gotthard-Basistunnel vom neuen Weltrekordtunnel zum Geisterbahntunnel verkommen könnte - sofern unter anderem die Subventionen in der Schweiz wie geplant heruntergefahren werden und der Brenner-Basistunnel 2026 seinen Betrieb aufnimmt (siehe Seite 26). Nun, dass der Gotthard-Basistunnel zur Investitionsruine verkommt, ist im Bahnland Schweiz nur schwer vorstellbar. Die größere Gefahr für den Mega-Tunnel ist jedoch nicht der Abbau der Subventionen (die angesichts der Milliardeninvestitionen durchaus zu hinterfragen sind). Die viel größere Gefahr lauert für beide Alpen-Röhren in Deutschland. Denn hierzulande zeigen sich Politik und die Deutsche Bahn (DB) völlig überfordert, entsprechende Anschlusserweiterungen zu gewährleisten. Dafür gibt es bereits ein Beispiel, die Betuwe-Route. Die haben unsere holländischen Nachbarn bereits 2007 in Betrieb genommen. Fertigstellung der auf deutscher Seite geforderten Erweiterung: 16 Jahre später, sofern der Fahrplan eingehalten wird. Mit der Fehmarn-Belt-Querung steht ein weiteres Projekt an, bei dem auf deutschem Terrain noch kräftig in die Infrastruktur investiert werden muss.Der Bremser in EuropaHier kommt als Boomerang zurück, dass Deutschland eines der oder das wichtigste Transitland in Europa ist. Wie alle diese Anschlüsse finanziert werden sollen angesichts zahlreicher anderer Baustellen im Inland, bleibt ein Rätsel. Die DB ist damit völlig überfordert (es ist auch nicht ihre alleinige Aufgabe). Und der Bund als der eigentliche Finanzier hat schon genug Probleme damit, das Bestandsnetz in Schuss zu halten. Zerbricht also an Deutschland der europäische Bahngüterverkehr? So weit wird es nicht kommen. Aber Deutschland droht zum Bremser in Europa zu werden, wenn es um leistungsfähige Schienengüterverkehrstrassen geht.