Stuttgart. Die besonders hitzeanfälligen Autobahnabschnitte mit Betonfahrbahnen in Baden-Württemberg werden Schritt für Schritt saniert. Das kündigte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Donnerstag in Stuttgart an. Um die Schäden künftig zu vermeiden, sollen die betroffenen 260 Kilometer innerhalb der kommenden zehn Jahre erneuert werden. Er rechnet mit Gesamtkosten von 500 Millionen Euro.
Hitze führte zu Tempolimits
So sollen beispielsweise Dehnungsfugen eingebracht oder Asphaltflickstellen durch Betonplatten ersetzt werden. Vor allem ältere Betonfahrbahnen können bei Temperaturen jenseits der 30 Grad plötzlich aufplatzen, das wird „Blow Up“ genannt. Deshalb hatte es im vergangenen Jahr zeitweise Tempo 80 auf betroffenen Autobahnabschnitten gegeben. „Wir haben Glück gehabt, dass nichts passiert ist“, sagte der Grünen-Politiker. Im laufenden Jahr liege der Sanierungsschwerpunkt bei der Autobahn 5 bei Weinheim, Ettlingen und St. Leon, bei der Autobahn 7 Würzburg-Ulm, der Autobahn 8 Stuttgart-Karlsruhe und der Autobahn 81 Heilbronn-Würzburg.
Hermann warf dem Bund vor, den notwendigen Ausbau der Autobahnen und Bundesstraßen im Großraum Stuttgart zu verzögern. Konkret gemeint ist der Ausbau der Autobahn 8 zwischen Karlsruhe und München auf durchgehend sechs Spuren. Knackpunkt ist dabei der Albaufstieg. Im Fall der Bundesstraßen geht es um die B27 und dort um den acht Kilometer langen Abschnitt zwischen Aich und Leinfelden-Echterdingen.
Erst nach der Landtagswahl wolle der Bund die Pläne für den Bundesverkehrswegeplan veröffentlichen, kritisierte der Grünen-Politiker. Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) hatte vor kurzem bekräftigt, dass große Achsen wie die B27 ausgebaut werden müssten. Außerdem gebe es Bedarf bei den Autobahnen im Großraum Stuttgart.
Hermann sagte, dass Sanierung weiter Vorrang vor dem Neubau von Straßen habe. Rund 475 Millionen Euro kann er in diesem Jahr für den Erhalt von Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen ausgeben. 120 Millionen Euro aus dem Doppelhaushalt stehen den Angaben zufolge für den Erhalt der Landesstraßen zur Verfügung, vom Bund kommen die übrigen 355 Millionen Euro für Autobahnen und Bundesstraßen.
Kritik kam von der CDU-Verkehrsexpertin Nicole Razavi: „Zehn Tage vor der Landtagswahl entdecken die Grünen ihre Liebe zum Straßenbau - fünf Jahre zu spät.“ (dpa)