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Handelskonflikt mit USA: Hamburger Spediteure warnen vor Eskalation

07.04.2025 15:36 Uhr | Lesezeit: 3 min
Zollschranke
Hamburgs Spediteure haben im Handelskonflikt mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump vor einer Eskalation durch Europa gewarnt (Symbolbild)
© Foto: bluedesign/ AdobeStock

Hamburgs Spediteure fordern eine besonnene Lösung im Handelskonflikt mit den USA und warnen vor den Folgen einer Eskalation.

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Hamburgs Spediteure haben im Handelskonflikt mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump vor einer Eskalation durch Europa gewarnt. „Wir sollten das nicht mit irgendwelchen Zollmaßnahmen regeln“, sagte Axel Plaß, Vorsitzender des Vereins Hamburger Spediteure. Sein Stellvertreter Willem van der Schalk betonte, er hoffe, dass die Politik Maß halte. „Es darf kein Auge um Auge, Zahn um Zahn geben.“

Plaß: Es wird auch eine Zeit nach Trump geben

Plaß erinnerte daran, dass es auch eine Zeit nach Trump geben werde. „Und dann wollen wir uns auch alle wieder in die Augen gucken. Wenn wir jetzt alles Geschirr zerschlagen, bleibt das Geschirr zerschlagen, egal wer an der Macht ist.“ Obwohl seine Branche vom Konflikt betroffen sei, gehe er davon aus, dass sich die Situation zurechtrütteln werde. Der Anteil der Waren für die USA sei nicht so groß, dass der Hamburger Hafen kollabieren würde. Zudem böte das Lösen komplexer Handelsprobleme auch Chancen. „Dafür sind wir Spediteure ja auch da“, sagte Plaß.

Probleme bei der Planbarkeit der Schiffsanläufe

Aus Sicht der Spediteure liegen die Ärgernisse vielmehr bei der Planbarkeit der Schiffsanläufe im Hamburger Hafen. In Rotterdam oder Antwerpen lasse sich anhand vorliegender Daten genau feststellen, wann ein Container abgeladen werde. „Das funktioniert in Hamburg nicht“, sagte Plaß. Oft müssten Intermodal-Anbieter Lkw für Container einplanen, die gar nicht da sind, oder ganze Züge, was ärgerlich und teuer sei. „Das sind Zustände wie in den 60er-Jahren.“

Plötzliche Hafenwechsel ärgern die Spediteure

Ebenfalls ärgerlich seien plötzliche Hafenwechsel durch die Reedereien. Es komme vor, dass eine Spedition Lkw in den Hafen schicke, nur um festzustellen, dass das Schiff nach Wilhelmshaven gefahren sei oder die Container in Rotterdam abgeladen habe. „Der Kunde muss das dann auf eigene Kosten abholen“, sagte der Vizevorsitzende Pay-Andres Lüders. Auch die neuen Allianzen der Reedereien führten zu Verwerfungen, sagte Plaß.

Probleme bei der Luftfracht

Auch bei der Luftfracht sehen die Spediteure große Probleme. Aufgrund der restriktiven Auslegung der EU-Luftsicherheitsvorgaben könnten bestimmte Ladungen in Deutschland nicht kontrolliert werden. Die Folge: Die Ware werde auf Lkw verladen, in die Niederlande oder Belgien gefahren, dort überprüft, freigegeben und dann wieder per Lkw zum deutschen Startflughafen zurückgebracht, um von dort in alle Herren Länder geflogen zu werden. „Das ist ökologischer und ökonomischer Wahnsinn“, sagte Thomas Schröder vom Verein Hamburger Spediteure.

Hanseatische Nervenstärke - die Zahlen im Überblick

Das Hamburger Speditionsgewerbe bleibt stabil auf Wachstumskurs. Das zeigt der Konjunkturindikator 2025, dessen Ergebnisse der Verein Hamburger Spediteure (VHSp) am 7. April im Vorfeld seiner 141. Mitgliederversammlung mit rund 150 Teilnehmern vorgestellt hat. Die 1884 gegründete Interessenvertretung mit etwa 340 Mitgliedern und rund 15.000 Beschäftigten fragt jährlich nach der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und Prognose.

An der diesjährigen Ausgabe haben sich 118 Mitgliedsfirmen mit 9.177 Beschäftigten beteiligt.  Demnach ist die Beschäftigungslage stabil: Bei 68 Prozent der Unternehmen blieb die Mitarbeiterzahl im Vergleich zum Vorjahr stabil, etwa jede vierte Firma plant in diesem Jahr Neueinstellungen, acht Prozent erwarten dagegen einen Stellenabbau.

Mit Blick auf die wirtschaftlichen Erwartungen für 2025 rechnen 25 Prozent der befragten Unternehmen mit steigenden Umsätzen, 38 Prozent mit einer stabilen und 36 Prozent mit einer sinkenden Entwicklung. Insgesamt zeigt sich in den Augen des VHSp eine optimistische Grundhaltung. So rechnen 16 Prozent der Firmen mit steigenden Erträgen, ein Drittel mit einer stabilen Entwicklung des Gewinns, 43 Prozent gehen von sinkenden Gewinnen und sieben Prozent von Verlusten aus. „Unsere Branche schaut mit gespannter Zurückhaltung auf das Jahr 2025“, sagt Ramon Specht, Referent beim VHSp, der die Ergebnisse des Konjunkturindikators vorstellte.

Auch diverse Herausforderungen für die Branche macht der Konjunkturindikator 2025 deutlich, etwa die Infrastruktur in und um den Hamburger Hafen – 73 Prozent halten dabei den Neubau der Köhlbrandquerung für das Verkehrsinfrastrukturprojekt, das vorrangig umgesetzt werden sollte. Auch hohe Investitionskosten, fehlende Fachkräfte und unzureichende IT-Infrastrukturen erweisen sich demnach als Hürden für die Hamburger Spediteure, wenn es um die Umsetzung von Digitalisierung und technologischen Entwicklungen wie den Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder Cloud-basierten Logistikplattformen geht.

Forderungen an die Politik

Plaß resümiert: „Die Hamburger Spediteure bewegen sich auch 2025 wieder in einem anspruchsvollen Umfeld. Die Herausforderung besteht darin, dass es nicht das eine, alles dominierende Thema gibt. Vielmehr ist die Gesamtsituation vielschichtig und komplex. Die Unternehmen stehen vor einer Vielzahl unterschiedlicher Themen, die teils eng miteinander verknüpft sind, und für deren Lösung (oder auch Nichtlösung) die Politik die Weichen stellen kann.“

Folglich hat der VHSp mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin und Hamburg seine Erwartungen in fünf zentralen Handlungsfeldern formuliert: Zum einen müsse in die Infrastruktur investiert werden. Konkret fordert der VHSp unter anderem eine zweckgebundene Finanzierung der Verkehrswege, insbesondere durch die Wiedereinführung eines Finanzierungskreislaufs Straße, sowie die Bereitstellung von 500 Millionen Euro für die deutschen Seehäfen pro Jahr. Zudem müsse die Bürokratie abgebaut und die Digitalisierung vorangetrieben werden.

Hinsichtlich des Klimaziele, hinter der die Speditions- und Logistikbranche in Hamburg laut VHSp steht, fordert der Verein Augenmaß – in Form von praxistauglichen und wirtschaftlich umsetzbaren Lösungen. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt fordert der VHSp eine Modernisierung, etwa unbürokratischere Verfahren für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Zu guter Letzt sprechen sich die Hamburger Spediteure dafür aus, dass sich die Politik klar zur Zukunft Hamburgs als Hafenstandort ausspricht.

Plaß macht deutlich: „Unsere Branche braucht Planungssicherheit, Investitionen und Entlastung. Logistik ist der Motor für Wachstum, Handel und Arbeitsplätze – und wir stehen bereit, unseren Beitrag zu leisten. Jetzt erwarten wir von der neuen Bundesregierung und vom neuen Hamburger Senat eine mutige Agenda, die Bürokratie abbaut, Infrastruktur modernisiert und damit den Wirtschaftsstandort Hamburg stärkt.“


EU bietet USA Freihandelsdeal an

Im Zollstreit mit den USA bemüht sich die Europäische Union um Deeskalation: Die EU bietet den USA eine Vereinbarung zur gegenseitigen Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter an. Trotz der Zollentscheidungen von US-Präsident Donald Trump sei die Europäische Union bereit zu verhandeln, sagte EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen in Brüssel.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde das Angebot bereits vor Trumps Zollentscheidungen unterbreitet und zuletzt am Freitag erneuert. Auf Nachfrage ergänzte von der Leyen, vor allem das Thema Freihandel für Autos sei bereits mehrfach auf dem Tisch gewesen, es habe allerdings keine adäquate Antwort gegeben.

Vorbereitungen für Gegenmaßnahmen

Von der Leyen machte deutlich, dass die EU neben ihren Bemühungen um Verhandlungen mit den USA weiterhin mögliche Gegenmaßnahmen für den Fall eines Scheiterns von Verhandlungen vorbereitet.

Dies war auch Gegenstand von Beratungen der EU-Handelsminister in Luxemburg. Der geschäftsführende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warnte dort vor überhasteten Reaktionen, sprach sich zugleich aber für die Vorbereitung von umfangreichen Gegenmaßnahmen aus. 

Wichtig sei, dass Europa sich nicht spalten lasse, betonte der Grünen-Politiker. Auch eine Eskalation sollte aus Sicht seiner Sicht möglichst verhindert werden. "Es geht aus meiner Sicht darum zu vermeiden, dass wir in einen Zollkrieg, Zollwettlauf einsteigen", sagte Habeck.

Verluste an den Börsen

Als Reaktion auf das von Trump in der vergangenen Woche vorgelegte XXL-Paket von Importzöllen gingen die Börsen weltweit auf Talfahrt. Der deutsche Leitindex Dax stürzte in den ersten Minuten am ersten Handelstag der neuen Woche um rund zehn Prozent ab.

Der Zollstreit überlagert auch die positive Februar-Bilanz der deutschen Exporteure. Der Aufwind dürfe nicht täuschen, sagt Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA): "Der Handelskrieg ist entfacht." Gerade für die Exportnation Deutschland sind steigende Zölle Gift. "Sollten Verhandlungen wider Erwarten überhaupt nichts bringen, droht für dieses Jahr erneut eine Rezession", warnt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Es wäre für Europas größte Volkswirtschaft das dritte Jahr in Folge ohne Wirtschaftswachstum.

"Deutschland und die EU müssen in der neuen Weltordnung rasch ihre Rolle finden", mahnt BGA-Präsident Jandura. "Nicht nur die asiatischen, sondern auch die afrikanischen Märkte bieten erhebliches Potenzial für Wachstum und Geschäfte in der Zukunft." 

US-Regierung bereit zu Deals?

Trump signalisierte zwar Bereitschaft, unter bestimmten Bedingungen mit Handelspartnern über eine Lockerung der neuen Zölle zu reden. Sein Handelsminister Howard Lutnick hatte zuvor aber angekündigt, dass die US-Regierung ihren harten Kurs mit hohen Einfuhrgebühren auf Waren aus fast allen Staaten der Erde durchziehen wolle.

Auf der von Trump präsentierten Liste stehen 185 Handelspartner, für die deutlich höhere Importzölle gelten sollen. Einfuhren aus Ländern der Europäischen Union will die USA mit 20 Prozent Zoll belegen. 

Trump will mit Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und Produktion in die USA verlagern. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen großer Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren.

Bessere Geschäfte für Deutschlands Exporteure im Februar

Der Februar brachte aus deutscher Sicht zumindest bei den Exportzahlen einen Hoffnungsschimmer: Waren "Made in Germany" im Gesamtwert von 131,6 Milliarden Euro wurden ins Ausland geliefert. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 1,8 Prozent mehr als im Januar 2025 und 0,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Januar und Februar zusammengenommen lagen die Ausfuhren mit 260,8 Milliarden Euro unverändert auf Vorjahresniveau.

Die meisten deutschen Exporte gingen im Februar 2025 in die Vereinigten Staaten: Waren im Wert von 14,2 Milliarden Euro lieferten deutsche Hersteller in die USA und damit kalender- und saisonbereinigt 8,5 Prozent mehr als im Januar. Die Importe aus den Vereinigten Staaten sanken indes um 3,9 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Deutsche Ausfuhren in die EU-Partnerländer legten binnen Monatsfrist um 0,5 Prozent auf 70,2 Milliarden Euro zu.



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