Berlin/Düsseldorf. Die Vision hat einen Hauch von Science-Fiction: Lieferroboter, die vollautomatisch unterwegs sind und sich die Gehwege mit Menschen teilen. Doch ein Einzelhandelsriese wie Metro ist sehr interessiert: Er holte das Gefährt des in Estland beheimateten Entwicklers Starship für eine Testlieferung auf das Gelände der Düsseldorfer Zentrale. Das etwa kniehohe Fahrzeug erinnert äußerlich an einen großen Mars-Rover mit Fracht-Fach. Und die amerikanische Pizza-Kette Domino's hat einen ähnlichen Prototyp entwickelt, der vielleicht einmal Pizzaboten ersetzen könnte.
Starship wolle spätestens im kommenden Jahr irgendwo auf der Welt mit einem kommerziellen Service starten, sagt Allan Martinson, der bei der Firma für das operative Geschäft zuständig ist. „Deutschland ist ein sehr interessanter Markt für uns.” Daneben sieht Starship auch die USA und Großbritannien als Kernmärkte. Ein Vorteil von Deutschland seien neben der zahlungskräftigen Kundschaft aber auch die guten Straßen und Gehwege sowie Städte ohne zuviel Menschenandrang.
Flotte mit 50-100 Lieferrobotern
Nach Vorstellungen von Starship könnte einmal ein Mensch am Steuerpult jeweils eine Flotte aus 50 bis 100 autonomen Lieferrobotern überwachen. Doch davon ist man heute noch weit entfernt. Gerade erst absolvierte ein Prototyp in Kalifornien die erste wirklich autonome Fahrt, ohne per Funk gesteuert zu werden. Dass die Metro den Starship-Roboter nur auf dem Firmengelände fahren lässt, hat auch einen Grund. Nach aktueller Rechtslage bräuchte ein Lieferroboter in Deutschland eine Ausnahmegenehmigung, um draußen unterwegs zu sein, sagt der für Beziehungen zu Behörden zuständige Manager Christoph Moosbauer.
Die Regulierung ist eine zentrale Hürde für die Geschäftsidee, wie auch Martinson einräumt. Es ist von Land zu Land unterschiedlich. In Österreich etwa könne der Roboters sofort auf die Straße, in Deutschland sei der Betrieb solcher Fahrzeuge bisher grundsätzlich nicht geregelt.
Zwei bis drei Einkaufstüten bis 15 Kilo
Der Starship-Roboter kann zwei bis drei Einkaufstüten mit einem Gesamtgewicht von bis zu 15 Kilo auf eine Entfernung von rund fünf Kilometern transportieren. Die Räder sind so konzipiert, dass er auch Bordsteinkanten bewältigen kann. Aktuell ist vorgesehen, dass die Maschine nach jeder Runde für kurze Zeit an die Ladestation geht.
Die Technik ist ähnlich wie bei manchen selbstfahrenden Autos - der Starshop-Roboter behält die Umwelt mit neun Kameras im Blick und soll entsprechend reagieren. Der Aufseher hat Zugriff auf die Kameras und kann sich bei Bedarf auch mit dem Kunden oder Passanten unterhalten. Bei dem zusammen mit der australischen Firma Marathon Targets entwickelten Fahrzeug von Domino's kommt auch ein Laser-Radar wie bei den Google-Autos zum Einsatz. Die Pizza-Kette testete ihr DRU (Domino's Robotic Unit) in einigen ruhigen australischen Wohnstraßen in Queensland.
Der Roboter selbst kostet einige tausend Euro. Der Preis soll sinken, wenn mehr Fahrzeuge produziert werden. Die wichtigere Frage sei jedoch, was eine Zustellung kosten werde, inklusive der Kosten für Netz, Strom und Service, sagt Martinson. Starship peilt dafür einen Preis von einem Euro pro Runde an - „ich würde davon ausgehen, dass bei diesem Niveau ein Händler das einfach übernimmt”. Interesse gebe es nicht nur von Handelsketten, sondern - mehr als erwartet - auch von kleineren Händlern, die einen Lieferservice erwägen.
Starship will Geld mit dem Betrieb der Fahrzeuge verdienen, auch wenn Händler sich die Roboter im Prinzip auch kaufen und sie selber betreiben könnten. Möglicherweise würden Zustell-Roboter in der Zukunft auch wie Taxis zwischen Geschäften und Kunden fahren. Der Betreiber - in den meisten Fällen wohl Starship - werde die Haftung bei möglichen Zwischenfällen übernehmen. Er rechne aber damit, dass es dank der Kamera-Systeme und Software keine großen Probleme geben werde. „Was uns am meisten überrascht hat, ist, dass die Leute auf der Straße die Roboter viel weniger beachten als wir dachten”, sagt er. (dpa)