Hamburg. „Wir sind fassungslos.“ Mit diesen Worten kommentiert Hans Stapelfeldt, Vorsitzender des Verband Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg (VSH), die jetzt seitens der Hamburg Port Authority (HPA) angekündigte Einführung eines Überholverbots für LKW auf der für den Hamburger Hafen wichtigen Köhlbrandbrücke. Das Verbot tritt am Montag, den 30. Januar in Kraft und wird seitens der HPA unter anderem als Beitrag zum Schutz der fast 40 Jahre alten Brücke vor einer zu starken Überlastung gesehen.
Zudem soll das Verbot auch ein wirksamer Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit auf der Brücke sein. In regelmäßigen Abständen kommt es zu Unfällen im Bereich der Brückenrampen, aber auch im weitere Verlauf der Brücke, die den Elbe-Nebenarm „Köhlbrand“ überspannt und damit die Verbindung des östlichen mit dem westlichen Hafenteil herstellt.
Stapelfeldt, selbst geschäftsführender Unternehmer eines Container-Trucking-Unternehmens, kann sich für den VSH auch deshalb für die Entscheidung nicht erwärmen, „weil damit nach unserer Überzeugung alles, was in den letzten Jahren zur Beschleunigung der Verkehrsabläufe im Hafen unternommen wurde, wieder in Frage gestellt wird“. Wenn die LKW nur noch auf die rechte Fahrbahn – je Richtung gibt es zwei Fahrstreifen – verbannt wird, dann drohten gerade in Verkehrsspitzenzeiten, aber auch bei möglichen Abfertigungsproblemen auf den großen Terminals schnell lange Rückstaus. „Wenn die HPA sagt, durch die Maßnahme wird die Brückenbelastung verringert, dann frage ich mich: Wie passt das zusammen, wenn es als Folge langer Rückstaus zur Anhäufung großer Gewichtsmengen, nämlich durch LKW und ihre Ladung, kommt?“, leuchtet Stapelfeldt nicht ein.
Der VHS will jetzt zwei Schritte einleiten: Zum einen wird die Verkehrsentwicklung rund um die Brücke genau verfolgt. „Zum anderen werden wir gemeinsam mit dem Verein Hamburger Spediteure (VHSp) einen umfangreichen Fragenkatalog erstellen, den wir der HPA vorlegen. Wir wollen die Entscheidung einfach an Sachargumenten nachvollziehen können“, führte Stapelfeldt weiter aus. Er erinnerte auch an das Versprechen der HPA an das Transportgewerbe, dass es nach den – nachvollziehbaren - Sanierungsmaßnahmen an der Brücke in den Jahren 2010 und 2011 „ab 2012 heißen sollte: Freie Fahrt für freie Trucker. Und jetzt kommt das“, fasste der VSH-Vorsitzende seinen Unmut zusammen.
Polizei wird Einhaltung überwachen
Bei der Hamburger Polizei wird die Einführung des Überholverbotes auf der Brücke zunächst nicht sofort dazu führen, dass es gezielte Kontrollen und die Ahndung von möglichen Verstößen gibt. Man werde das Verhalten der LKW in dem Bereich „im Rahmen der normalen Streifentätigkeit“ beobachten, auswerten und dann zu einem späteren Zeitpunkt über mögliche Maßnahmen entscheiden. Dass die auf der Brücke bereits installierten Videokameras für eine gezielte Verfolgung von Überholverbots-Sündern herangezogen werden könnten, schloss der Polizeisprecher aus „mehreren Gründen“ aus. Die Aufgabe der Kameras sei es, den Verkehrsfluss zu beobachten.
Nach VerkehrsRundschau-Recherchen passieren die Köhlbrandbrücke täglich rund 36.500 Fahrzeuge aller Art. Der LKW-Anteil liegt bei gut 12.500. Etwa ein Drittel des LKW-Verkehrs hat das „direkte Brückenumfeld“ als Ziel beziehungsweise als Quelle. Das sind die Terminals und Logistikzentren. Durch den Hafen als Ganzes rollen täglich 140.000 Fahrzeuge. Wenn zum Jahresende 2012 der Freihafenstatus aufgehoben wird, dann wird schon jetzt mit einer Zunahme des Straßenverkehrs durch den heutigen „Freihafen“ gerechnet. Das Hamburger Transportgewerbe mahnt vor diesem Hintergrund bereits seit Jahrzehnten den Bau einer „Hafenquerspange“ an, die die beiden wichtigen Autobahnen A 1 und A 7 miteinander verbindet. (eha)
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