München. Die Ergebnisse des bayerisch-hamburgischen Kooperationsprojektes „Hafen Hamburg 62+ wurden gestern in München präsentiert. Projektpartner waren neben den beiden Wirtschaftsministerien von Hamburg und Bayern noch 14 weitere Unternehmen, Institute, Verbände und Fördereinrichtungen. Ziel des Projektes war es, den derzeitigen Bahnanteil bei Containerverkehren zwischen dem Hafen Hamburg und Bayern in Höhe von 62 Prozent weiter zu erhöhen. Dazu haben die Projektpartner Optimierungspotenziale im Container-Bahntransport und Ansatzpunkte für eine Verkehrsverlagerung auf die Schiene erarbeitet. Teil der Untersuchung war die Befragung von 48 Unternehmen aus Industrie, Handel und Transportwirtschaft zu dem Thema.
Katja Hessel, die Staatsekretärin im Bayerischen Wirtschaftsministerium, hob die Bedeutung des Hamburger Hafens für die Wirtschaft in Bayern hervor: „2011 hat Bayern Waren im Wert von 160 Milliarden Euro exportiert“, sagte die FDP-Politikerin. USA und China seien die wichtigsten Exportländer Bayerns, die in der Regel per Seeschiff beliefert würden.
Im Gegenzug spielt aber auch Bayern eine wichtige Rolle für den Hamburger Hafen. „Mit jährlich 690.000 TEU ist Bayern der wichtigste Partner in Deutschland für Container-Hinterlandverkehre des Hamburger Hafens“, sagte Andreas Rieckhof, Staatsrat der Hamburger Behörde für Wirtschaft. Das Ziel von Hamburg sei es, Engpässe bei den Hinterlandanbindungen zu beseitigen und die bestehenden Netz besser auszulasten. Denn „schlechte Prozesse fressen Infrastruktur“, sagte Rieckhof. Von dem Kooperationsprojekt erhofft er sich marktnahe und praxistaugliche Lösungen.
Bahnanteil im Güterverkehr kann um 5 Prozent gesteigert werden
Karl Fischer, Geschäftsführer des Projektpartners Logistik-Kompetenzzentrum (LKZ) Prien, stellte die wichtigsten Ergebnisse und Maßnahmen der Studie. Er hielt es für durchaus möglich, dass der Bahnanteil in den nächsten zwei Jahren um fünf Prozent gesteigert werden kann. Das würde 500 zusätzliche Züge pro Jahr entsprechen. Als wesentlichen Grund für die Zurückhaltung der Speditionen und der Verlader, Sendungen auf die Schiene zu verlagern, nannte er das fehlende Wissen über die Abläufe im Kombinierten Verkehr (KV).
Zahlreiche kleinere Stellschrauben, die eine Verlagerung bewirken, stellte Joachim Zimmermann, Geschäftsführer der Bayernhafen Gruppe und gleichfalls einer der Projektpartner, vor. So plädierte er für flexible Öffnungszeiten der Containerdepots, um so die vorhandenden Kapazitäten besser auszunutzen und Staus zu vermeiden.
Sebastian Doderer, Leiter Hafen Hamburg Marketing, richtete angesichts der Engpässe auf der Route Hamburg-Hannover-Kassel-Würzburg an die Politik die Forderung, den östlich gelegenen Korridor als Alternativstrecke zu ertüchtigen. „Wir brauchen diesen Ostkorridor und sollten möglichst schnell zu einer Umsetzung kommen“, sagte Doderer. (cd)