Greif zweiter Klasse?

Für den Fahrer ist die Enttäuschung groß. Er hatte bei seinem neuen Scania auf ein R- oder vielleicht sogar S-Modell gehofft. Doch anstatt derer steht lediglich eine G-Ausführung auf dem Hof, noch dazu ohne Highline-Hochdach und "nur" 410 PS stark. Der jüngst gewonnene Großauftrag spiele sich im nationalen Verkehr ab und sei schwergewichtig, was ein möglichst niedriges Leergewicht der neuen Zugmaschine erfordert, lautet die Begründung aus der Chefetage. Wobei die Bezeichnung Leichtgewicht für die Testzugmaschine nur bedingt anwendbar ist. 7,16 Tonnen bringt sie mit vollen Tanks (400 Liter Diesel, 60 Liter AdBlue) auf die Waage. Für einen Scania, die gewichtsmäßig eher nach oben streuen, zwar ein niedriger Wert, den Konkurrenten - allen voran der Erzrivale Volvo Trucks aus dem eigenen Land - aber deutlich unterbieten könnten. Der Triebstrang sammelt Pluspunkte Doch wie steht es um die anderen Attribute des G mit Normalkabine? Lassen sich auch in ihm die bei Unternehmern wie Fahrern gleichsam beliebten Scania-Tugenden finden oder ist er ein Modell zweiter Klasse? In Sachen Triebstrang keinesfalls, schließlich treibt die Kombination aus DC13-Sechszylinder und Opticruise-Schaltbox auch die Vielzahl der R- und S-Modelle an. Der 12,7 Liter große Motor hängt willig am Gas und gefällt mit überdurchschnittlicher Laufruhe, arbeitet im G-Modell allerdings vernehmlicher als von den größeren Fahrerhäusern gewohnt. Nicht wirklich wohl fühlt sich der 410 PS starke Reihensechser allerdings im Bereich unterhalb von 1000/min, auch wenn störende Vibrationen ausbleiben. Dies dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass das maximale Drehmoment der 410-PS-Einstellung erst ab 1000 Touren voll anliegt und damit verglichen mit Motoren mancher Wettbewerber eher spät. Keinen Vergleich zu scheuen braucht auch im G-Modell die automatisierte Schaltung Opticruise, die Scania bekanntermaßen in Eigenregie fertigt. Die Schaltlogik des Zwölfgang-Getriebes benötigt in seltensten Fällen eine helfende Hand. Auch die Wechsel der Schaltstufen geschehen sauber und schnell, nicht zuletzt auch wegen der Vorgelegewellenbremse, die beim Hochschalten die Zahnräder gezielt abbremst und für schnelles Einrücken der gewünschten Fahrstufe sorgt. Scania-typisch gesetzt ist beim G die Kombination mit dem ebenfalls hauseigenen Retarder, auch wenn es ein paar Kilo Gewicht kostet. Aber die 256 kW schwache Motorbremse wäre selbst mit den vergleichsweise leichten 32 Tonnen der Testfuhre hoffnungslos überfordert. Ebenfalls Kilos kostet die Zweiblatt-Parabelfeder an der Vorderachse - Scanias neue, leichtere Einblattfeder war zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar. Dafür sorgt die Zweiblatt-Ausführung für Komfort, weshalb sich der G auch hier nicht vor seinen großen Brüdern verstecken muss. Im Gegenteil: Die tiefer montierte Kabine ohne Hochdach gibt sich bei Kurvenfahrt spürbar weniger den Fliehkräften geschlagen als R und vor allem S; in Sachen Fahraktivität liegt der G damit klar vor den "großen" Scanias. Der G bietet top Sichtverhältnisse Weitere Pluspunkte sammelt der kleine Greif bei den Sichtverhältnissen. Vergleichsweise kompakte Spiegelgehäuse und schmale A-Säulen sorgen zusammen mit dem tief gezogenen Armaturenträger und der niedrigen Sitzposition dafür, dass der G in Sachen Sicht als vorbildlich bezeichnet werden darf. Die Kehrseite der Medaille thront in der Kabine allerdings zwischen den beiden Sitzen: 340 Millimeter hoch baut sich der Motortunnel auf und erschwert den Zugang zum Bett oder gar auf die andere Fahrzeugseite deutlich. Von besagter Kiste bis zum Dach verbleiben dann auch nur 1,46 Meter Luft, also viel zu wenig, um aufrecht stehen zu können. Auch in Sachen Stauraum sieht es mau aus, die Fächer über der Frontscheibe bieten addiert lediglich knapp 80 Liter Volumen und auch der Kühlschrank taugt mit 30 Litern nur für kürzere Touren. Womit wir beim Stichwort wären, denn es kommt wie immer auf den Einsatz an: Disqualifiziert sich das G-Fahrerhaus für den Fernverkehr, sieht es bei nationalen oder regionalen Touren anders aus. Hier kann sich der Fahrer/die Fahrerin mit dem Raumangebot arrangieren und freut sich über den 1,27 Meter niedrigen Einstieg. Trotzdem möchten wir das Highline-Hochdach ans Herz legen, bei dem es sich übrigens um das gleiche handelt, das Scania auch den R- und S-Kabinen aufsetzt. Diese Option sollte drin sein, denn die wirtschaftlichen Kennzahlen des G 410 stimmen. Die Profi-Test-Runde überwindet das Testfahrzeug mit 24,89 l/100 km und gehört damit zu den sparsamsten Kandidaten, der mit einem Schnitt von knapp 79,6 km/h unauffällig im Verkehr mitschwimmt - mit 32 Tonnen Gesamtgewicht wohlgemerkt. Und im schweren Verteilerverkehr dürfte es der G 410 schließlich von Abladestelle zu Abladestelle immer leichter haben. Falls nicht: Scania hält für die Baureihe bis zu 540 Pferdestärken vor. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau-plus.de In Kürze Es kommt eben darauf an, wofür man ihn einsetzt: Für den"echten" Fernverkehr ist der Scania G 410 mit Normalkabine ungeeignet. Im schweren Verteilerverkehr offenbaren sich dafür die Vorteile des Konzeptes. Test mit Referenz-Lkw Der redaktionseigene Mercedes Actros 1845 mit Curtainsider von Schmitz Cargobull sorgt für vergleichbare Testergebnisse. Dafür wurde die VR-Testrunde unter guten Wetterbedingungen abgefahren. Liegen die Verbrauchswerte des Referenz-Lkw am Testtag über oder unter diesem Wert, ist klar, dass das Testfahrzeug schlechtere oder bessere Bedingungen hatte, was sich entsprechend zurückrechnen lässt.

Elektromobilität: Hamburg will Ladepunkte auf 10.000 erhöhen

Bürokratieentlastung: Bundesrat stimmt neuer Verordnung zu

Automobilzulieferer: Bosch will weitere Stellen streichen

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

Alle Schlagzeilen

Greif zweiter Klasse?

HASHTAG

#Schwere Lkw

Daimler will CO2-neutrale Nutzfahrzeuge

Daimler Trucks mit Absatzminus im dritten Quartal

Lkw-Hersteller stellen Sammelklage infrage

MEISTGELESEN

Änderung durch EU-Mobilitätspaket: Mitführungspflicht verdoppelt sich

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Duvenbeck übernimmt Sander Logistics

STELLENANGEBOTE

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Teamleiter Lager im Handelslager/ Brennschneidbetrieb (w/m/d)

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER