Gaser für Brücken

Der neue S-Way ist da, damit hat der Stralis ausgedient? Ganz so ist es nicht. Bis das umfangreiche Programm vollständig auf den Neuen umgestellt ist, benötigt der italienische Hersteller noch Monate, weshalb dem "Alten" noch eine Gnadenfrist bleibt. Die LNG-Modelle beispielsweise erhalten erst Ende des Jahres ihr neues "Outfit" und auch spezielle Konfigurationswünsche kann der Neue erst später befriedigen. So gesehen ist das Testfahrzeug noch brandaktuell und zeigt, wie komplett das Modellangebot beim mit verflüssigtem Erdgas betriebenen Stralis NP mittlerweile ist. Den alternativen Antrieb mit einem BDF-Fahrgestell inklusive Wechselaufbau von Göbel kombinieren? Kein Problem, sofern der Kunde bereit ist, auf 110 Liter Kraftstoffvolumen zu verzichten. Der verkleinerte LNG-Tank wird nötig, damit die variablen Aufnahmen des Wechselrahmens genügend Platz haben. Mit 450 Liter LNG sollten sich aber praxisgerechte Reichweiten realisieren lassen, schließlich gehen BDF-Fahrzeuge mit Wechselsystem selten auf die ganz große Tour. Das übernehmen, wenn überhaupt, Wechselbrücken-Fahrzeuge mit Standard-Aufbau. Und bei denen lassen sich laut Iveco ohnehin die normal großen Cyro-Tanks mit 540 Liter Größe ohne Probleme montieren. Der Gaser fährt fast wie ein Diesel Für das Fahrpersonal erfordert der Umstieg auf den Erdgas-Iveco kaum Umgewöhnung. Den wenigsten wird das bei Reisetempo 85 leicht höhere Drehzahlniveau von 1180/min auffallen, das in Kombination mit der 3,36er-Hinterachsübersetzung anliegt. Da schon eher, dass es im NP hörbar leiser zugeht als in einem vergleichbaren Diesel-Stralis - hier macht sich das weichere Verbrennungsgeräusch des Otto-Motors bemerkbar. In Sachen Leistungscharakteristik bestätigt der LNG-Stralis bestehende Vorurteile gegen Erdgas-Lkw nicht. Das mit einer Kögel-Lafette und -Wechselbrücken komplettierte Testfahrzeug hat mit den 32 Tonnen Gesamtgewicht keine Probleme. Der 13 Liter große Cursor stemmt ab 1100/min 2000 Newtonmeter Drehmoment an die Antriebsachsen und damit den gleichen Wert wie der vergleichbare Diesel-Cursor - wenn auch 230 Touren später. Auch bei der Verteilung der Antriebskraft gibt es keine Unterschiede. Im LNG wie im Diesel ist dafür das automatisierte Traxon-Getriebe von ZF zuständig. Nachteilig ist allerdings, dass den Ingenieuren im NP die Kupplungssteuerung der Zwölfgang-Box nicht ganz so feinfühlig gelang. Den Gaser ruckfrei anzufahren ist auch nach längerer Übung kaum möglich, was der geforderten Sensibilität beim Aufnehmen von Wechselbrücken wenig zuträglich ist. Hier sollte Iveco noch mal nachbessern. Ebenfalls nicht fehlerfrei funktionierte im Testfahrzeug der Abbiegeassistent, den der italienische Hersteller zusammen mit dem Fahrzeugbauer Wüllhorst als Nachrüstlösung anbietet. Vier Ultraschallsensoren plus Kamera überwachen den kritischen rechten Bereich des Stralis. Droht Gefahr schlägt das System mit lautem Piepsen Alarm. Zusätzlich informiert eine Distanzanzeige über den verbleibenden Abstand zum Hindernis. Im Test-Stralis erkannte das System allerdings wiederholt Hindernisse, die gar nicht da waren, was laut Iveco aber nur eine Frage der Feinjustierung sei. Weshalb wir den Assistenten unbedingt empfehlen, zumal er mit 760 Euro das Budget wenig belastet. Dann rollt der NP nicht nur sauber, sondern auch mit maximaler Sicherheit. In Kürze Ivecos mit verflüssigtem Erdgas betriebene NP-Modellreihe hält auch Spezielles vor. Wie dieses BDF-Fahrgestell mit Göbel-Wechselrahmen. Welche Vor- und Nachteile der Gas-Stralis im Wechselbrückeneinsatz bietet, zeigt sich im Fahrbericht.

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