Paris. In Frankreich regt sich Widerstand gegen die verbreitete Praxis von Internet-Plattformen, übers Netz bestellte Mahlzeiten von meist jungen Leuten für wenig Geld per Fahrrad an die Bestelladresse ausliefern zu lassen. Diese erhalten keinen regulären Arbeitsvertrag, sondern arbeiten im Status von Selbst-Unternehmern (französisch auto-entrepreneurs oder micro-entrepreneurs). Dieser wurde 2008 mit dem Ziel geschaffen, Interessierten den Zugang zum Geschäftsleben durch bestimmte administrative Erleichterungen zu ermöglichen, wobei sich die Höhe der Sozialabgaben und der Versteuerung je nach dem erzielten Umsatz richtet. Handelsdienstleister und Handwerker dürfen einen Jahresumsatz von 33.200 Euro nicht überschreiten. Inzwischen sind die Auflagen für diese Art von Selbständigkeit mehrfach erhöht worden.
In Paris und anderen großen Städten des Landes sieht man immer mehr Fahrrad-Boten mit auf den Rücken geschnallten voluminösen quadratischen Transportbehältern, die meist in Großformat den Namen der Plattform tragen, für die die Lieferer unterwegs ist. Fast im Monatsrhythmus kommen neue Firmen hinzu. Im März erging nun in Paris, Bordeaux und Lyon ein Protestaufruf an diese modernen Dienstleister. „Wir streiken nicht, wir schalten uns ab 18 Uhr massenhaft ab“, hieß es darin. Gemeint waren ihre Handys, über die sie durch Firmen wie Deliveroo, UberEats, Foodora und andere ihre Aufträge erhalten.
Initiiert wurde die Aktion durch zwei Verbände in Lyon, den „Club des coursiers lyonnais” und „Les fusées vertes”. Damit sollten die Plattform-Betreiber zu besseren Arbeitsbedingungen gezwungen werden. In wieweit der Protestaufruf bei den betroffenen Arbeitgebern auf Resonanz stieß, ist bislang nicht bekannt. (jb)