Harter, aber fairer Sanierer

Alte Seilschaften - das war und ist die große Kunst von Peter Amberger. Offiziell ist er "nur" noch Aufsichtsratsvorsitzender der Loxxess AG. Das eigentliche Geschäft und die Mehrheit an dem Logistikunternehmen hat Amberger längst an seinen Sohn Claus-Peter Amberger und seine Tochter Christina Thurner übergeben. Doch im Hintergrund kann es der 69-Jährige nicht lassen und fädelt noch immer so manchen Deal ein - wie vor gut einem Jahr den Kauf der Trans-o-flex durch die Familie Amberger und Schoeller Holding (siehe Kasten). Ambergers jüngster Coup: Wolfgang Albeck, der bisherige Bereichsvorstands-Vorsitzende der DHL Express Germany und Geschäftsführer Austria, ist seit 1. April 2017 neuer Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) der Trans-oflex. Ihm zur Seite stehen Geschäftsführer Wolfgang Weber (Operations) und Axel Stetenfeld (Finanzen), während Frank Iden, wie seit Januar bekannt, die Aufgabe des CEO Ende März 2017 abgegeben hat. Harter, aber fairer Sanierer Die Personalie Albeck kommt selbst für Branchenkenner überraschend. Denn eigentlich hatte der 65-Jährige für Ende März 2017 seinen Rückzug angekündigt - mit der Begründung, in den Ruhestand zu gehen, am liebsten auf seinem Landsitz in Südfrankreich. Stattdessen will der begeisterte Biker nun die angeschlagene Trans-oflex wieder flottmachen - kein leichtes Unterfangen. Das Unternehmen schreibt seit Jahren Verluste und keine Branchenfirma wechselte in den vergangenen Jahren so häufig die Eigentümer wie Trans-o-flex. Viele Geschäftsführer kamen, viele Geschäftsführer gingen - zuletzt hatte man Frank Iden geholt, der zuvor CEO der Hermes Logistik Gruppe gewesen war. Nun also Albeck. Albeck, der von Jesuiten großgezogen wurde und gelernter Speditionskaufmann ist, gilt als harter, aber fairer Sanierer. Als Geschäftsführer Operations führte er zum Beispiel die seinerzeit angeschlagene TNT Express Anfang der 1990er-Jahre wieder in die Gewinnzone. So erfolgreich, dass ihn der damalige Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel an die Spitze der EMS Kurierpost der Post holte, deren Turn-around Albeck ebenfalls gelang - wenngleich EMS schließlich in der Marke "Post Express" der Deutschen Post und später in der von DHL aufging. 20 Jahre insgesamt war Albeck in zahlreichen leitenden Funktionen der Paket- und Express-Organisation der Post tätig. Was Albeck nun bei Trans-o-flex plant? Das seit Jahren umstrittene Distributions-GmbH-Modell wird auf den Prüfstand gestellt. Von unprofitablen Geschäften werde man sich trennen, deutet er gegenüber der VerkehrsRundschau an. Auch die Zustellung weißer Ware und das Kombifracht-Geschäft müsse man sich, sagt er, im Hinblick auf die Margen genauer ansehen. Ausbauen will er den Schnelllieferservice: So soll es künftig die Zustellung vor 9 Uhr geben - neben den bestehenden Zeitfensteroptionen vor 8 Uhr, 10 Uhr, 12 Uhr und über Nacht. "Die Zukunft der Trans-o-flex ist neben der grauen Ware aber klar die Pharmalogistik", betont Albeck. "In diesem Markt sind wir bestens positioniert. Trans-o-flex ist da eine sehr starke Marke." Diese Stärken werde er ausbauen - auch und gerade im Segment der Endkunden-Belieferung. "Da spielt sehr viel Musik", so der CEO. Trans-o-flex Das Pharmalogistik- und KEP-Unternehmen Trans-o-flex in Weinheim erwirtschaftete im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben mit 1900 Mitarbeitern rund 490 Millionen Euro Umsatz. Trans-o-flex schreibt seit Jahren Verluste. Seit 4. März 2017 sind die Familie Amberger, alleinige Eigner der Loxxess AG, und die Schoeller Holding zu gleichen Teilen Eigentümer des Unternehmens. Die Familie Amberger und die Gebrüder Schoeller hatten Trans-o-flex 1995 schon einmal gemeinsam erworben. Nach erfolgreicher Sanierung verkauften sie den Schnelllieferdienst 1998 an die Deutsche Post. Aus Kartellgründen musste der Bonner Logistikkonzern Trans-o-flex indes wieder verkaufen. 2008 übernahm die Österreichische Post das Unternehmen. eh