Paris. Der französische Bahnfrachtsektor blickt auf ein schwarzes Jahr zurück. Die DB-Tochter Euro Cargo Rail, der größte private Bahnfrachtanbieter des Landes, hat einschneidende Maßnahmen angekündigt, um ihre Bilanz wieder aufzubessern. Deutlich besser verlief die Entwicklung für Eurotunnel, wenn auch nur im Lkw-Transit, wogegen die Personenbeförderung zweistellig rückläufig war. Für die Beförderung des Warenaustauschs zwischen England und dem Kontinent ist der Tunnel nach einer jüngsten Untersuchung so gut wie unverzichtbar geworden und die Zahl der Lkw-Nutzer steigt von Monat zu Monat.
Lange Meldezeiten
Im Gegensatz zum weit flexibleren Lkw als Transportmittel müssen private Nutzer des französischen Schienennetzes jeweils ein Jahr vorher dem Netzbetreiber SNCF Réseau verbindlich angeben, zu welchen Uhrzeiten sie ihre Züge zirkulieren lassen wollen. Das schützt sie jedoch nicht vor unvorhersehbaren Hindernissen wie beispielsweise Instandsetzungsarbeiten, wodurch sich die Ankunftszeiten oft bis zu mehreren Stunden verzögern können. Auch Streiks gibt es bei der Staatsbahn SNCF weit häufiger als im Straßengütertransport, wie die Erfahrung zeigt.
Hinzu kommt, dass die Bahnfrachtunternehmen seit Juli im Zuge der staatlich verfügten allgemeinen Gewerbeauflagen rund zehn Prozent mehr an Personalkosten zu verkraften haben. Entstanden ist diese Zusatzbelastung durch die Verpflichtung der Branche, ihrem Personal zehn Ruhetage pro Jahr mehr als bisher zu gewähren, wie Eurotunnel-Chef Jacques Gounod erklärte. Dies und die zahlreichen Streiktage in der ersten Jahreshälfte würden sich auf das Jahresergebnis der Bahnfrachttochter Europorte negativ auswirken. Man werde sich bemühen, die erlittenen Produktivitätseinbußen durch geeignete Maßnahmen wieder auszugleichen. Beobachter gehen von Personaleinsparungen aus. (jb)