Wien. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben in Inzersdorf, im südlichen Stadtrand von Wien, das neue, 246 Millionen Euro teure Güterverteilzentrum Terminal Wien Süd eröffnet und starten jetzt den Teilbetrieb. Was praktisch heißt: Jetzt startet das Intermodal-Handling und schrittweise wird der Terminal hochgefahren für die anderen Aktivitäten wie Kontraktlogistik und konventionelle Wagenladungsverkehre, wobei bis Ende 2017 der Vollbetrieb funktionieren soll.
Güterterminal am Nordwestbahnhof geschlossen
Errichtet wurde die Anlage von der ÖBB Infrastruktur Bau AG, die Betreiberverantwortlichkeit liegt bei der Rail Cargo Group, Güterkonzern der ÖBB. An diesem Standort werden alle Cargo-Aktivitäten für den Großraum Wien abgewickelt, gleichzeitig wird der bisherige Güterterminal Wien Nordwestbahnhof geschlossen. Güterverkehr heißt in diesem Fall Abfertigung konventioneller Wagenladungsverkehre, Intermodal-Umschlag sowie verschiedene Dienstleitungen im Bereich Kontraktlogistik. Für den Stückgutverkehr gibt es eine Umschlagshalle mit Ladegleisen samt Laderampen, straßenseitig gibt es Ladehöfe und Lkw-Rampen.
Im neuen Terminal entstehen nach ÖBB-eigenen Angaben 400 neue Arbeitsplätze und gibt es eine Anbindung an das hochrangige Straßennetz der Bundeshauptstadt Wien. Der neue Terminal werde den innerstädtischen Bereich von Wien entlasten und "eignet sich bestens für die City-Logistik", betont man bei den ÖBB. Die Anlage entsteht abseits von Siedlungsgebieten und daher ergibt sich weder für die beiden Bezirke noch für die beiden NÖ Gemeinden eine Belastung der Umwelt.
Um den Terminal mit dem schon vorhandenen Intermodal-Terminal Wiencont im Wiener Hafen Freudenau zu verlinken und zu vermarkten soll es dafür künftig ein gemeinsames Unternehmen geben, dessen Gründung der Wiener Hafen und ÖBB bei der österreichischen Wettbewerbsbehörde bereits angemeldet haben. Sie prüft derzeit, ob durch die Verlinkung beider Standorte Wettbewerbsnachteile für andere Terminalstandorte entstehen könnten.
Kritiker: Steuergelder verschwendet
Es gibt auch kritische Stimmen zu diesem Vorzeigeprojekt der ÖBB: Es wäre besser gewesen den Kombi-Terminal von Wiencont im Wiener Hafen auszubauen als einen neuen auf die grüne Wiese zu setzen, hört man in Verladerkeisen. Der Geschäftsführer des Kombi-Operators Roland Spedition in Wien, Nikolaus Hirnschall nimmt sich kein Blatt vor dem Mund: „Als anonymer Steuerzahler meine ich: Hier wurden massiv Steuergelder verschwendet.“ Roland fertigt wöchentlich bis zu zehn Container-Ganzzüge von Österreich nach Hamburg und Bremerhaven ab und denkt überhaupt nicht daran, diese Züge oder Teile davon auf den neuen Terminal zu verlagern. (mf)