Paris. Unternehmen des Straßengüterverkehrs hatten raschere Maßnahmen zur Sicherung der Situation in der nordfranzösischen Hafenstadt Calais erwartet. Jede Nacht werden ihre Fahrer dort Opfer von Immigrantengruppen aus dem wilden Flüchtlingscamp, das aktuell bald 10.000 Menschen beherbergt. Diese versuchen mit allen Mitteln nach England zu gelangen – meistens als blinder Passagiere in Lkw. Die Verzweiflung ist groß, die Gewaltbereitschaft nimmt zu.
Innenminister Bernard Cazeneuve hat vergangenen Freitag nun angekündigt, die französische Regierung werde das Lager „so schnell wie möglich“, aber „mit Methode“ auflösen. Dies heißt, nicht in einem Zug, sondern in mehreren Etappen. Erst muss jedoch das oberste französische Verwaltungsgericht, der Conseil d’Etat, der Schließung zustimmen. Dagegen hatte sich Mitte August ein Verwaltungsrichter in Lille ausgesprochen. Zur gleichen Zeit will Paris im bestehenden Empfangs- und Orientierungszentrum rund 2.000 zusätzliche Beherbergungsplätze schaffen und etwa 5.000 weitere im Zentrum für Asylsuchende. Erst danach soll der „Dschungel“ völlig aufgelöst werden.
„Wir wollen einen festen Termin für die Schließung“, forderten die verärgerten Bürger von Calais laut dem „Handelsblatt“ bei der Großdemonstration gegen das Flüchtlingscamp am Montag. Auch Natacha Bouchard, Bürgermeisterin von Calais, fühlt sich von der Regierung in Paris allein gelassen. Sie war bei der Protestaktion dabei und verlangte: „Wir wollen, dass die öffentliche Ordnung wieder hergestellt wird.“ Innenminister Bernard Cazeneuve hatte kein Datum für die Auflösung des Lagers genannt. Denn zunächst müssen Aufnahmeplätze in Frankreich geschaffen werden. (jb/ag)