Paris. Mit einer höheren Lkw-Maut soll ein 57 Kilometer langer Bahntunnel im Rahmen der von Paris und Rom geplanten Hochgeschwindigkeitslinie zwischen Lyon und Turin finanziert werden. Dies empfehlen die von der französischen Regierung mit einem Gutachten zur Finanzierung des Projekts beauftragten Politiker Michel Destot und Michel Bouvard. Der Aufschlag sollte nördlich der Alpen 10 und auf der südlichen Seite 15 Prozent betragen. Bei einem geschätzten globalen Mautaufkommen von 40 Millionen Euro pro Jahr veranschlagen die Gutachter für die Refinanzierung des Gesamtprojekts einen Zeitraum von 50 Jahren. Per RoLa sollen mit dem Tunnel 40 Prozent des derzeit die Straße benutzenden LKW-Aufkommens auf die Schiene verlagert werden, das wären 100.000 Fahrzeuge pro Jahr.
Der Pariser Rechnungshof hat Mitte 2012 die Kosten für das Mammutprojekt mit 26 Milliarden Euro beziffert, wovon 8,2 Prozent auf den Tunnel entfallen würden (Stand: 2012). Das gigantische Bauwerk soll zwischen der französischen Bahnstation Saint-Jean-de-Maurienne und dem italienischen Ort Suse in der Region Piemont errichtet werden.
Der Vorschlag von Destot und Bouvard sieht vor, dass die Mauterhöhung in der genannten Höhe nicht sofort voll erhoben wird, sondern binnen der ersten 5 Jahre nach Eröffnung der neuen Linie mit jeweils plus 2 bis 3 Prozent pro Jahr. Mit einer solchen als „politisch akzeptabel“ bezeichneten Lösung soll einem möglichen Widerstand der Straßengütertransporteure vorgebeugt werden, die zusammen mit anderen interessierten Gruppierungen schon das Projekt zur Einführung einer LKW-Ökomaut zu Fall gebracht hätten.
Die Empfehlung der beiden Gutachter ähnelt indessen einer solchen, wenn auch in regional begrenzter Variante. Sie sehen sich durch das Beispiel Österreichs bestätigt. Für das parallel zum franko-italischen Konkurrenz-Vorhaben geplante Projekt einer 55 km langen Tunnelverbindung unter dem Brenner-Massiv habe Wien im Rahmen der Eurovignette seinerseits schon eine höhere Maut für LKW vorgesehen. (jb)