Sydney. Das Centre of Asian Pacific Aviation – CAPA – geht von veränderten Transportmodellen in der Luftfracht aus. So werde ein wachsender Anteil des Cargoaufkommens künftig in den Unterflurkammern der Passagierflugzeuge befördert. Diese böten, wie etwa die Boeing 777, Zuladungsmöglichkeiten von bis zu 25 Tonnen per Flug, wodurch sie den reinen Frachtflugzeugen zunehmend Konkurrenz machten. Hinzu komme, dass es gemessen an den Transportmengen weltweit weiterhin zu viele Cargoflugzeuge gebe, wodurch sich die Konkurrenz um den „Sendungskuchen“ kontinuierlich verschärfe und die Raten unter Druck blieben, prognostiziert die CAPA.
Als Folge stehe vor allem das so genannte ACMI-Modell vor schweren Zeiten, weissagen die australischen Analysten. Das Kürzel ACMI steht für „Aircraft, Crew, Maintenance und Insurance“, mithin ein Vollleasing-Modell, bei dem der Kapazitätsanbieter neben dem Flugzeug auch dessen Besatzungen stellt sowie für die Wartung des Frachters und die Versicherung des Fliegers samt seiner Crew verantwortlich ist.
Dieses in der Vergangenheit oft praktizierte Geschäftsmodell wird aufgrund neuerer Flottenentwicklung zunehmend der Boden entzogen, sagen die CAPA-Analysten. Den Trend bestätigte jetzt der Chef der US-Flugzeugleasingfirma Southern Air, Dan McHugh, gegenüber CAPA-Vertretern. Seinen Angaben zufolge gibt es dafür zwei wesentlich Gründe: Das in den vergangenen fünf Jahren sehr verhaltene Wachstum der weltweiten Luftfracht, das im Schnitt deutlich unter dem des Passagierverkehrs lag. Zweitens die erweiterten Transportmöglichkeiten durch die neueste Generation von Passagierflugzeugen, die hohe Zuladungsmöglichkeiten für Frachtsendungen bieten.
Belegt wird dies durch jüngste Statistiken. So fiel der durchschnittliche Umsatzanteil der Luftfracht an den Gesamterlösen aller in der Luftfahrtorganisation IATA registrierten Airlines von 12,4 Prozent in 2003 auf 8,7 Prozent im vergangenen Jahr. Auch sackte der Ladefaktor in dem Zeitraum unter fünfzig Prozent ab. Praktisch bedeutet dies, dass viele Frachtflugzeuge nur zur Hälfte beladen sind je Flug. Angesichts dieser veränderten Rahmenbedingungen und derunsicheren marktaussichten würde nach Aussage von McHugh heute kaum noch eine Fluglinie sechs oder mehr Boeing 747-Frachter für längere Zeiträume von Anbietern wie etwa Sothern Air oder Atlas Air leasen. „Die Basis für dieses aus den 90er Jahren stammende Geschäftsmodell ist heute nicht mehr vorhanden,“ fügt der Manager erläuternd hinzu. (hs)