Lüttich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird am Flughafen Lüttich im Zuge der Corona-Krise ihren Europa-Hub für die Versorgung der europäischen Länder mit medizinischem Material einrichten. Das gab WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus während einer Pressekonferenz bekannt. Weltweit will die WHO ähnliche Versorgungshubs auch noch in China, Malaysia, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Äthiopien, Ghana, Südafrika und Panama einrichten.
Mit Frachtflugmaschinen sollen dabei an die Hubs medizinische Hilfsmittel wie Atemschutz- und Gesichtsmasken, Gummihandschuhe und klinisches Material für die Behandlung von Corona-Patienten in Krankenhäusern eingeflogen werden. Die Verteilung in die umliegenden Länder soll dann über die Logistikketten laufen. Schon bislang spielte der Flughafen Lüttich eine größere Rolle beim Import von solchen Materialien. Unter anderem wurden bislang 83 Millionen Atemschutzmasken nach Lüttich geliefert. Gut die Hälfte davon war für das benachbarte Ausland bestimmt.
„Die Tatsachen, dass unser Flughafen rund um die Uhr sieben Tagen in der Woche angeflogen werden kann, zentral liegt und über verschiedene Verkehrswege gut in andere europäische Länder vernetzt ist, haben sicher eine Rolle bei der Wahl von Lüttich gespielt“, freut sich Luc Partoune, Geschäftsführer vom Lütticher Flughafen. Die bereits bestehenden regelmäßigen Frachtflugverbindungen nach China hätten sicher ein weiteres Argument für Lüttich geliefert. Der chinesische Online-Riese Alibaba ist seit vergangenem Jahr dabei, Lüttich zu seinem europäischen Drehkreuz für den Internethandel auszubauen.
Entscheidung dürfte Logistik-Geschäft weiter antreiben
Die WHO-Entscheidung bedeutet für den belgischen Flughafen einen weiteren Schub bei dem bereits seit Monaten boomenden Logistik-Geschäft. „Das wird unseren Fluggesellschaften und Logistikunternehmen vor Ort zusätzlich Einnahmen bescheren“, zitiert die belgische Wirtschaftszeitung „L'Echo“ Flughafenchef Partoune. Die Einrichtung der weltweiten acht Versorgungshubs kostet die WHO nach eigenen Angaben mindestens 280 Millionen Dollar (knapp 258 Millionen Euro). Die UN-Einrichtung rechnet vor, dass sie damit rund 30 Prozent der während der Corona-Pandemie benötigten medizinischen Mittel transportieren werde. Pro Monat will die WHO unter anderem 100 Millionen Atemschutzmasken und medizinischen Handschuhe, 25 Millionen Atemgeräte und 2,5 Millionen Corona-Test-Kits ausliefern. (kw)