München. Die Transportbranche steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Trends wie autonom fahrende Lkw, Digitalisierung und Elektrifizierung werden zur Herausforderung für Speditionen, Logistikunternehmen und Lkw-Hersteller. Das geht aus der neuen Studie "Shifting up a gear - Automation, electrification and digitalization in the trucking industry" von Roland Berger hervor. Der Wandel trifft demnach eine sehr fragmentierte Branche: Es gibt wenige große Speditionen mit großen Lkw-Flotten neben den vielen kleinen Unternehmen mit wenigen Fahrzeugen. "Eine Konsolidierung ist daher unausweichlich. Wer sich den Veränderungen nicht rechtzeitig stellt, wird vom Markt verschwinden", glaubt Wilfried Aulbur, Partner von Roland Berger in den USA.
Ineffiziente Prozesse, hohe Kosten
Dabei soll die Nachfrage nach Gütertransporten auf der Straße in den kommenden Jahren weiter steigen. Schon heute rollen in Europa und den USA etwa 70 Prozent der Waren in Lkw über den Asphalt. "Allerdings haben die meisten Unternehmen immer noch sehr ineffiziente Prozesse sowie hohe Kosten für ihre Lkw-Flotten und können deshalb ihr Potenzial nicht vollständig ausschöpfen", erklärt Norbert Dressler, Partner und Leiter des Automotive Competence Center von Roland Berger in der DACH-Region. "Hinzu kommen ein zunehmender Fahrermangel, besonders auf Langstrecken in Europa und den USA, sowie immer schärfere Emissionsrestriktionen", betont er.
Autonome Lkw bis 2030 auf der Straße
Die Kosten pro Kilometer um bis zu 40 Prozent senken könnten autonom fahrende Lkw, beispielsweise bei automatisierten Langstreckentransporten im Konvoi mit der Übergabe der Fracht von und an konventionelle Fahrzeuge. "Wir gehen davon aus, dass komplett selbst fahrende Lkw zwischen 2025 und 2030 auf der Straße sein werden, sofern die Infrastruktur dafür geschaffen wird und rechtliche Haftungsfragen geklärt sind", prognostiziert Dressler.
E-Antriebe: Batterien großer Kostenfaktor
Eine weniger rosige Zukunft sagen die Experten von Roland Berger dagegen dem E-Antrieb voraus. Auch bei künftig sinkenden Kosten für Batteriezellen können E-Lkw für weite Strecken aktuell nicht profitabel betrieben werden, geht aus der Studie hervor. "Für Lkw im Nahverkehr bis zu 400 Kilometern ist der Elektroantrieb aber eine wirtschaftlich rentable Alternative", schränkt Aulbur ein. Treiber dieses Trends seien vor allem Emissionsvorschriften mit lokalen Restriktionen für Dieselfahrzeuge.
Neue Geschäftsmodelle durch Digitalisierung
Deutlich effizientere Abläufe in der Transport- und Logistikbranche ermögliche in naher Zukunft die Vernetzung. Die Digitalisierung von Prozessen und Künstliche Intelligenz sollen etwa Leerfahrten, die heute jeden fünften Lkw betreffen, deutlich vermindern. Dadurch werden aber auch neue Geschäftsmodelle und zusätzlicher Wettbewerb entstehen. Logistikunternehmen und Nutzfahrzeughersteller sollten daher frühzeitig ihre Marktstrategie mit den entsprechenden Maßnahmen definieren, empfehlen die Berater.