Fachkräftepool Messe

Jobmessen sind die effektivste Art, Personal zu rekrutieren", sagt Holger Kopplin, Gründer von "Deine Jobmesse". "Im Schnitt gewinnen die Unternehmen bei uns ein bis drei Mitarbeiter pro Messe." Einige Firmen kommen daher Jahr für Jahr wieder. "Viele unserer Aussteller beteiligen sich schon seit mehr als einem Jahrzehnt laufend an unseren Karrieremessen", bestätigt Julia Stark, die für die Messemagazine der Messe Stuzubi zuständig ist. Über 200 Jobmessen für Schüler, Studenten und Arbeitsuchende gibt es jährlich deutschlandweit. Auch für Logistikunternehmen eröffnen diese in Zeiten des Fachkräftemangels neue Möglichkeiten zum Personalrecruiting. Im Gespräch vor Ort bekommen die Firmen einen besseren Eindruck von potenziellen Bewerbern als über die anonyme schriftliche Bewerbung. "Sie merken sofort, ob die Chemie stimmt", so Stark. 1 Welche Messe? "Welche Messe für eine Firma die richtige ist, ist vor allem eine Frage der Zielgruppe", weiß Stella Schwacke, überregionale Messeleitung der Bonding-Firmenkontaktmessen. Diese richten sich an Studenten, während sich etwa die Messe Stuzubi gezielt an Schüler wendet. Betriebe sollten sich klar darüber sein, wen sie gewinnen wollen: Auszubildende, Hochschulabsolventen oder Fachkräfte mit Berufserfahrung. "Für Mittelständler sind kleinere regionale Jobmessen Erfolg versprechend", empfiehlt Kopplin. Dort stünden sie nicht in Konkurrenz zu großen überregionalen Ausstellern, ergänzt Stark. Der Nachteil bei größeren Messen: Aufgrund des großen Andrangs bleibt weniger Raum für persönliche Gespräche. 2 Gründliche Vorbereitung Für die Plaung des Messeauftritts empfiehlt Kopplin mindestens drei Monate Zeit, "besser ist eine Vorlaufzeit von sechs bis zwölf Monaten" - auch wegen der begrenzten Anzahl an Standplätzen. "Die Stuzubi ist oft schon vor dem offiziellen Buchungsende ausverkauft", warnt Stark. Viele Messen bieten über den Messestand hinaus weitere Möglichkeiten zur Präsentation und zum Recruiting. "Bei Bonding können sich Unternehmen auf einen Vortrag bewerben", erklärt Schwacke, "und haben die Möglichkeit, Workshops zu veranstalten." Auch Einzelgespräche oder Gesprächsrunden sind auf Messen möglich. Wichtig ist die Auswahl der Mitarbeiter. "Bewährt hat sich, wenn Mitarbeiter aus Bereichen vor Ort sind, in denen aktuell Personal gesucht wird", meint Stark. Duale Studiengänge und Ausbildungen könnten authentisch von Studenten oder Azubis präsentiert werden. "Berufseinsteiger sind interessante Ansprechpartner, weil diese den Bewerbungsprozess erst vor Kurzem durchlaufen haben", sagt Schwacke. Vor allem aber seien Personen wichtig, die alle Daten und Fakten parat haben. Es ist ratsam, die Mitarbeiter vorher zu schulen. 3 Kommunikation ist alles Die Mitarbeiter, die die Firma auf der Jobmesse vertreten, sollten nicht nur gründlich vorbereitet, sondern vor allem eines sein: Kommunikationstalente. "Das Team am Stand sollte motiviert sein und auf die Messebesucher zugehen", rät Stark. Es sollte Begeisterung fürs Unternehmen ausstrahlen, "das überträgt sich auf die Besucher", weiß Schwacke. "Wichtig ist, dass die Mitarbeiter die Vakanzen kennen und erklären können", rät Kopplin. Helfen kann ein Gesprächsleitfaden, der vorab erarbeitet und geprobt wird. 4 Offenheit und Respekt sind Pflicht Die Besucher sollten aktiv auf den Stand aufmerksam gemacht werden. Dieser sollte einladend gestaltet werden, Tätigkeitsfelder und freie Stellen müssen auf einen Blick erkennbar sein. Man sollte sich nicht allein auf Werbegeschenke verlassen. "Optimal sind Mitmachaktionen, etwas zum 'Anfassen', und originelle Infomaterialien, die in Erinnerung bleiben", rät Kopplin. Interaktive Elemente wie Tablet-PCs erhöhen ebenfalls die Aufmerksamkeit, verrät Stark. Zur Grundausstattung gehören unbedingt Namensschilder und Visitenkarten, "damit das Gespräch am Ende nicht doch wieder anonym verläuft", sagt Schwacke. Auf jeden Besucher sollte individuell eingegangen werden - auch auf solche, die für das Unternehmen nicht von Interesse sind. Werden Besucher am Stand nicht mit dem nötigen Respekt behandelt, kann sich das schnell herumsprechen. "Äußerst wichtig sind zudem Notizen darüber, mit wem man wann worüber gesprochen hat", ergänzt Kopplin. 5 So besser nicht! "Wir raten davon ab, am Stand nur auf die eigene Internetseite zu verweisen", mahnt Schwacke. Besucher sollten nicht mit einem Schema F abgespeist werden. "Der Vorteil einer Messe ist ja der persönliche Kontakt." Um den jederzeit zu ermöglichen, sollten auch Handys und Essen am Stand vermieden werden. Personal, das scheinbar mit Besserem beschäftigt ist, schreckt Besucher ab. "Wenn wir sehen, wie Unternehmensvertreter auf ihr eigenes Smartphone schauen, statt auf die Besucher zu achten, bedauern wir das sehr", sagt Stark. Holger Kopplin rät zudem vom "Mauerbauen" ab, "mit diversen Tischen, Theken und Aufstellern". Der Stand sollte offen einsehbar sein und die Mitarbeiter immer vorne stehen. 6 Wie geht es weiter? Üblicherweise meldet sich nach der Messe eher der Messebesucher beim Personaler. Aber: "Durch den aktuellen Wandel des Arbeitsmarktes wird es immer wichtiger, dass auch der Unternehmer den ersten Schritt unternimmt und die potenziellen Kandidaten kontaktiert", weiß Kopplin. Unternehmen können durchaus die Initiative ergreifen. Um in der Menge der Interessenten den Überblick zu behalten, helfen sogenannte Bewerbercodes. Dem vielversprechenden Messebesucher wird ein Code genannt, den dieser bei der Bewerbung angeben kann. So weiß die Personalabteilung, dass es sich um einen interessanten Kandidaten handelt. Mehr zum Thema im Dossier "Unternehmensführung " www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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