Brüssel. Die EU-Kommission will Ende des Jahres Vorschläge veröffentlichen, wie europaweit Forschung und Entwicklung (F&E) im Eisenbahnsektor langfristig gestärkt und gebündelt werden können. Eine solche Strategie sei nötig, um den von sich aus wenig forschungsintensiven und innovationsfreudigen Bahnsektor einheitlich und effizient zu entwickeln, hieß es auf einer Veranstaltung in Brüssel. Mitarbeiter der EU-Kommission präsentierten dort erste Pläne und Ergebnisse einer noch bis zum 19. September laufenden öffentlichen Befragung zu der geplanten Strategie. Sie soll die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn innerhalb Europas und im weltweiten Vergleich stärken.
Die Kommission schlägt vor, F&E für die Bahn in folgende Bereiche aufzuteilen: technische Verbesserungen am rollenden Material, neue Infrastrukturkonzepte, Verkehrsmanagementsysteme mit Einsatz von Satellitentechnik, Entwicklung eines EU-weiten Passagierinformationsdienstes, verbesserte Verankerung der Bahn in umfassende Logistikkonzepte und im Zusammenspiel mit anderen Verkehrsträgern sowie europaweit einheitliche Berufsausbildung.
Die EU-Kommission bringt sich selbst als möglicher Organisator der F&E-Strategie ins Spiel, was die betroffenen Marktteilnehmer laut ersten Ergebnissen der öffentlichen Befragung mehrheitlich unterstützen. Dadurch werde am ehesten gesichert, dass es zu keinen Benachteiligungen komme. Von den skizzierten Feldern sehen die Umfrageteilnehmer bislang das rollende Material, die Infrastruktur und die Verkehrsmanagementsysteme als die wichtigsten F&E-Bereiche an.
Kritik an einer möglicherweise zu starken Zentralisierung von F&E für die Bahn kommt hingegen vom Verband der europäischen Eisenbahn- und Infrastrukturunternehmen CER. Strategie-Pläne zu langfristigen Entwicklung des Sektors gebe es schon, zum Beispiel in seinem Verband, sagte ein CER-Vertreter auf der Brüsseler Veranstaltung. Man müsse das Rad jetzt nicht neu erfinden.
Der Verband der europäischen Eisenbahnindustrie Unife hatte im vergangenen Jahr die EU-Kommission gebeten, die europaweit einheitlich F&E im Eisenbahnsektor zu unterstützen. Zu sehr sei der Markt noch durch nationale Strategien fragmentiert, heißt es bei Unife als Begründung. (kw)