Suez. Der geopolitische Analyst Theodore Karasik mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) prognostiziert dem Suez-Kanal weitaus höhere Erträge als die ursprünglich erwarteten acht Milliarden US-Dollar (7,1 Milliarden Euro), berichtet die Dubaier ME Construction News. Die Erträge sollen sich laut Karasik ab 2023 auf 11,6 Milliarden Euro jährlich belaufen. Im letzten Jahr lagen sie bei 4,7 Milliarden Euro. Die Anzahl der Schiffe, die den Kanal täglich durchqueren, wird dann von momentan 49 auf 97 steigen. „Ich denke die 11,6 Milliarden Euro sind realistisch, wenn man die Vorhersagen für das Wachstum der Schifffahrt mit einbezieht. Ich denke trotzdem, das die Einnahmen aufgrund des zunehmenden Gütertransports aus dem Iran und Europa sogar höher liegen können. Denn in 2023 wird der iranische Markt robust sein.“
„Die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran wird nur langsam vonstatten gehen", fügte er an. Doch stünden die Unternehmer aus verschiedenen Sektoren schon Schlange, um sich im Iran zu engagieren. Der neue Suezkanal werde nicht nur für den Iran sondern auch für Investoren wertvoll sein, die seit 40 Jahren keinen Zugang zum persischen Markt hatten.
Nicht alle Experten sind überzeugt
Andere Experten sind allerdings nicht so überzeugt, dass der erweiterte Suezkanal solch positive Auswirkungen haben wird. Der Ökonom der amerikanischen Universität in Kairo, Ahmed Kamaly, sagte der Nachrichtenagentur Reuters , dass die Vorhersagen „Wunschdenken“ sind. „Die träge Weltwirtschaft wird die Erfüllung der Erwartungen schwierig machen. Es existiert keine brauchbare Studi,e die die Rentabilität des Projekts untersucht“, führte er an.
Gemäß des Analysten William Jackson of Capital Economics müsste der Welthandel um neun Prozent wachsen, damit der Suezkanal die Ertragsziele erreicht. Laut Reuters lag das globale Wachstum allerdings nur bei drei Prozent in den letzten vier Jahren. Trotzdem zeigen Vertreter der Länder der Region einen großen Optimismus in Bezug auf den Einfluss des erweiterten Suezkanals. Die Regierungen der Nahostländer investieren aufgrund der guten Wirtschaft massiv in Transportinfrastruktur.
Ein Bericht des amerikanischen International Quality and Productivity Centers (IQPC) mit dem Titel „State of the Market: Port Projects and Expansion in the Middle East” verweist auf vier bedeutungsvolle Hafenprojekte im Nahen Osten. Der Sohar Port and Freezone im Oman wird seine Umschlagskapazität von 800.000 auf sechs Millionen TEU pro Jahr erhöhen. Bislang wurden 13,4 Milliarden Euro investiert, wodurch der Hafen zu den am stärksten wachsenden Häfen weltweit avanciert ist. Der sich in der Entwicklung befindliche Hamad Greenfield Port soll sechs Millionen TEU an Kapazität mit drei Containerterminals pro Jahr erreichen. Dubai wird das dritte Containerterminal am Hafen Jebel Ali entwickeln und damit die jährliche Kapazität von 15 Millionen auf 19 Millionen TEU anheben. Das Projekt soll bist Ende 2015 fertiggestellt sein. Im April 2015 wurde das Saudi Global Ports (SGP) Container Terminal im Hafen Dammam King Abdul Aziz eröffnet. Die Kapazität liegt bei fünf Millionen TEU pro Jahr, die noch auf 6,8 Millionen TEU erweitert wird. (rup)