Köln. Post, Bahn, Lufthansa – das erste Halbjahr 2015 war ungewöhnlich konfliktreich. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln sind 944.000 Arbeitstage Streiks zum Opfer gefallen. Allein beim vierwöchigen Arbeitskampf der Post gab es demnach neun Ausfalltage mit jeweils 30.000 Streikteilnehmern.
Der Poststreik war auch der größte Streik in den vergangenen Monaten. Legt man die Streikteilnehmerzahlen des Unternehmens zugrunde, summieren sich die Arbeitsausfälle laut IW auf gut 550.000 Tage. Ebenfalls vier Wochen dauerte der Streik in den Kindergärten. Dort lagen die Teilnehmerzahlen aber deutlich niedriger. Ebenso bei der Lufthansa und bei der Deutschen Bahn.
Wie schon in den vergangenen Jahren ist laut IW vor allem Verdi an den Konflikten beteiligt: Rund 80 Prozent aller Ausfalltage gingen im ersten Halbjahr auf das Konto der größten deutschen Dienstleistungsgewerkschaft. Das dürfte sich auch auf die Streikkasse der Gewerkschaft auswirken: Allein der Poststreik dürfte die Organisation nach Berechnungen des IW – ohne Berücksichtigung der Warnstreiks, bei denen erst ab der vierten Stunde Streikgeld gezahlt wird – mindestens 30 Millionen Euro gekostet haben. Es gibt sogar Schätzungen, die doppelt so hoch ausfallen.
Das IW geht davon aus, dass die ausgedünnte Streikkasse die Streiklaune erst einmal dämpft und sich die Situation generell entspannt. Der ungelöste Tarifkonflikt bei der Lufthansa drohe allerdings noch zu eskalieren. (ks)