Hamburg/Wedel. Die Arbeiten zur Elbvertiefung kommen voran. „Wir sind im Zeitplan“, sagte der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt des Bundes, Prof. Hans-Heinrich Witte, am Freitag in Hamburg. Bis Jahresende werde ein fünf Kilometer langer Abschnitt der Begegnungsstrecke für Schiffe auf der Elbe – in Höhe Wedel nahe Hamburg – fertig sein. Anfang nächsten Jahres könne somit ein erster nautischer Nutzen aus der sogenannten Begegnungsbox gezogen werden. „Das gucken wir uns in Ruhe und in Abstimmung mit den Reedern und Lotsen an. Es wird eine Übergangsphase geben“, sagte Witte.
Die gesamten Arbeiten zur Elbvertiefung auf einer Länge von 116 Kilometern sollen im Sommer 2021 abgeschlossen sein, bekräftigte Witte. Dabei fallen rund 32 Millionen Kubikmeter Baggergut an. Der Bund trägt Kosten von rund 490 Millionen Euro.
Künftig sollen auf einer Strecke von acht Kilometern große Containerschiffe aneinander vorbeifahren können. Dazu wird die Fahrrinne vertieft und von 320 Meter um 65 Meter verbreitert. Hier könnten Schiffe mit einer addierten Schiffsbreite von 92 Metern „sicher aneinander vorbeifahren oder überholen“, teilte die Behörde mit. Die gesamten Arbeiten an der Box sollen bis 2021 fertig sein.
„Lob an die Bundesverwaltung: präzise, fachlich korrekt und schnell“, teilte der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, mit. „Und was ist mit Hamburg?“ Das Vergabeverfahren für die restlichen drei Kilometer, die Hamburg übernehmen muss, liefen noch, sagte Witte.
Damit der gesamte Schifffahrtsweg in beiden Richtungen von großen Schiffen befahren werden kann, ist die Fahrrinne der Unterelbe auch zwischen Wedel und der Störmündung (43 Kilometer) von 300 auf 320 Meter verbreitert worden.
An der Elbmündung bei Brunsbüttel sei ein Warteplatz für Schiffe ebenfalls bereits fertig und werde derzeit abgenommen. Noch im November soll er als Notliegeplatz zur Verfügung stehen - nach Zuweisung durch die Verkehrszentrale. Außerdem können tideabhängige Schiffe dort warten, bis die Niedrigwasserphase in der Elbe vorbei ist.
Mehrere Jahre Vorbereitung und hohe Ausgleichsmaßnahmen
Der Start für die Baggerarbeiten in der Elbe war nach 17 Jahren Planung und langwierigen juristischen Auseinandersetzungen mit Umweltschützern im Juli erfolgt. Künftig sollen Schiffe mit einem Tiefgang von 13,50 Meter unabhängig von Ebbe und Flut den Hamburger Hafen erreichen oder verlassen können. Auf der Flutwelle darf der zulässige Tiefgang 14,50 Meter betragen. Durch die Elbvertiefung könnten bis zu drei Millionen Container zusätzlich nach Hamburg gelangen, ohne dass die Reedereien mehr Schiffe einsetzen müssten. Denn die größten Exemplare konnten den Hafen nicht voll beladen ansteuern.
Zum Ausgleich für die Elbvertiefung investiert der Bund 75 Millionen Euro in ökologische Ausgleichsmaßnahmen. In vier von fünf Ablagerungsflächen unter Wasser seien Dämme fertiggestellt und würden nun mit Baggergut befüllt, berichtete Projektleiterin Katrin Graeser. Dadurch solle die Wirkung durch die Flussvertiefung, beispielsweise Strömungsänderungen, minimiert werden.
Bisher läuft es nach Plan
„Es wirkt genauso, wie es soll“, sagte Graeser. Der Fluss suche sich keinen neuen Weg. Unter anderem werden auf der Elbinsel Schwarztonnensand Mulden sowie auf Poldern an der Stör Priele angelegt, was bis Jahresende abgeschlossen werden soll. An der Stör solle auch der Schierlingswasserfenchel angesiedelt werden.
Bei den Baggerarbeiten wurde auch ein besonderer Fund gemacht: Ein kleines Festmacherboot namens „Hiev In“, das mindestens zwei Jahrzehnte auf Grund gelegen habe, sei geborgen und gereinigt worden, berichtete die Projektleiterin. Es gebe Kontakt zum Hamburger Museumshafen Oevelgönne, der bereits ein Schwesterschiff habe. (dpa/ja)