Die Kohle geht

Die Kohle geht, der Container kommt - so lässt sich das neue Projekt des Duisburger Hafens zusammenfassen. Auf einem 235.000 Quadratmeter großen Gelände, wo bisher Kohle umgeschlagen wurde, soll in den nächsten zwei Jahren Europas größtes Hinterlandterminal entstehen, mit zwölf Ganzzuggleisen, acht Schiffsanlegestellen sowie 65.000 Quadratmeter Container-Stellfläche. Das sogenannte "Duisburg Gateway Terminal" soll vor allem Züge abfertigen, die aus China ankommen. 35 bis 40 pro Woche sind es heute schon, bis zu 100 sollen es in Zukunft sein. "Damit festigen wir unsere Spitzenposition im Chinahandel", sagt Erich Staake, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG (Duisport). Um die Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro aufzubringen, kooperiert er mit Partnern: Mit an Bord ist der chinesische Konzern Cosco Shipping, das Schweizer Bahnunternehmen Hupac sowie die niederländische HTS Group. Bereits heute bietet Duisburg deutlich mehr Schiffsverkehre zu den Seehäfen und mehr Bahnverbindungen als andere Standorte, sagt Gunnar Platz, Geschäftsführer der auf Verkehrsthemen spezialisierten Unternehmensberatung Planco in Essen. Der Global Player unter den Binnenhäfen "Die Größe und Leistungsbreite des Duisburger Hafens sind seit jeher seine Stärken", betont er. Die Trimodalität sei herausragend, das logistische Rahmenangebot umfassend. Als weiteren Erfolgsfaktor nennt der Experte die gute Vernetzung mit trockenen Standorten in Deutschland und Übersee. "Duisburg ist einer der wenigen Binnenhäfen, die international wahrgenommen werden", so Platz. Doch nicht nur wegen des Hafens bleibt für Transportdienstleister eine Niederlassung im Herzen des Ruhrgebiets Pflicht. "In einem Radius von 75 Kilometern sind mehr als 330.000 Unternehmen angesiedelt. Dieses Kundenpotenzial ist einmalig in Deutschland", erklärt Christian Moschüring von Emons. Seit mehr als 15 Jahren ist die Kölner Spedition auf der sogenannten Speditionsinsel in Duisburg angesiedelt, wickelt hier Stückgut und logistische Mehrwertleistungen für Kunden aus fast allen Branchen ab. Die Hafen-Terminals spielen eine wichtige Rolle für die Importabfertigung. Container aus Fernost gelangen von den ARA-Häfen per Binnenschiff nach Duisburg und werden dort auf Bahn oder Lkw umgeladen oder "gestrippt". Auch die China-Züge nutzt Emons schon. "Für Pharma- oder Hightech-Kunden sind sie interessant. Die Transportzeit samt Zollabfertigung liegt bei der Bahn bei 16 bis 19 Tagen - bei der Seefracht sind es rund 30 mehr", so Moschüring. Ein Schwachpunkt des Standorts Duisburg ist aber die Verkehrsanbindung. "Die Erreichbarkeit auf der Straße ist nicht ideal, die Rheinbrücken-Problematik strahlt bis hierhin ab", so Infrastrukturexperte Platz. Moschüring bestätigt: Täglich zwischen 7 und 9 Uhr stehe der Verkehr still. "Duisburg ist die Geburtsstätte der Baustellen und von den maroden Brücken besonders betroffen", berichtet er. Problem Nummer zwei: Auch in Duisburg sind wie in anderen Binnenhäfen auch Flächen knapp und Logistikhallen teuer. "Die Flächenreserven - insbesondere mit Wasserzugang - sind begrenzt", so Berater Platz, "außerdem sind die Hafenteile über ein großes Gebiet verteilt; eine Bündelung wäre günstiger". Bürgerproteste versus Wachstumspläne Erst im April sagte Hafenchef Staake, man könne doppelt so viele neue Arbeitsplätze schaffen, wenn mehr Flächen zur Verfügung stünden. Doch da, wo erweitert wird, regt sich Widerstand. Beim Ausbau der sogenannten Logport-Standorte, Logistikparks außerhalb des eigentlichen Hafengebiets, sorgen unter anderem Bürgerproteste für Verzögerungen. Dennoch rechnet Experte Platz mit einem weiteren Wachstum des Hafens, vor allem im Logistikbereich. Die China-Züge werden aber eher eine Nische bleiben, glaubt der Berater. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Binnenschifffahrt www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Knappe Flächen und Anwohnerproteste erschweren auch im Duisburger Hafen die ambitionierten Ausbaupläne. Dennoch bleibt Duisport auf Wachstumskurs, wenngleich eher mit Logistik denn mit China-Zügen, sagen Experten, etwa von Planco Consulting, die auch für das Bundesverkehrsministerium tätig sind.

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